Neues Präventionsinstitut: Mit Daten und KI gegen Volkskrankheiten​

Gesundheitsminister Lauterbach hat die Einrichtung eines Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin mit Fokus auf Datenanalysen angekündigt.​

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Ärztin mit einem Tablet

(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Mithilfe von Big-Data-Analysen und Informationsangeboten will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Lebenserwartung der Bundesbürger erhöhen. Er hat dazu am Mittwoch den Aufbau eines Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) in Berlin angekündigt. In ihm soll die in Köln angesiedelte Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufgehen, mit dem Ziel, die von diesem bereits geleistete Gesundheitsanalyse und -kommunikation zu stärken. In Abgrenzung zum Robert-Koch-Institut (RKI) soll ein wesentlicher Schwerpunkt des BIPAMs auf der Vermeidung nicht übertragbarer Volkskrankheiten wie Krebs, Demenz sowie Herz- und Kreislaufproblemen liegen.

Zu den konkreten Aufgaben des Instituts wird laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) die "Auswertung und Erhebung von Daten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung" gehören. Dies soll helfen, politische und strategische Entscheidungen vorzubereiten sowie "zielgruppenspezifische Präventionsmaßnahmen zu evaluieren". Die Aufklärung des Bundes werde auf Basis valider Statistiken zu Gesundheitsbedingungen, -zustand und -verhalten der Bevölkerung erfolgen, heißt es beim BMG. Dazu kommen soll die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Forschungsdatenzentrum bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) für epidemiologische Auswertungen.

Das BIPAM wird dem Plan nach auch Studien zur Verbesserung von Vorsorgeangeboten wie Impfungen oder Gesundheitskursen unterstützen ("Primärprävention"). Zu seinen Aufgaben gehört neben "Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von nicht übertragbaren Krankheiten" auch, gesundheitliche Bedürfnisse frühzeitig zu identifizieren. Durch die Stärkung der Öffentlichen Gesundheit (Public Health) sollen nicht nur die Lebensqualität der Menschen gesteigert und ihre Lebenserwartung verlängert, sondern auch Kosten im Gesundheits- und Sozialsystem reduziert werden. Dafür vorgesehen ist auch eine "übergreifende Vernetzung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes".

Deutschland gebe mit knapp 5000 Euro pro Einwohner so viel Geld wie kein anderes Land in der EU für Gesundheit aus, begründet das BMG das Vorhaben. Das sei 52,9 Prozent mehr als der EU-Durchschnitt (3159 Euro). Trotzdem liege die Lebenserwartung hierzulande mit 80,8 Jahren nur knapp über dem EU-Durchschnitt (80,1) – im Vergleich zu vielen westeuropäischen und skandinavischen Ländern sogar deutlich darunter. "Es fehlt an wirksamer Vorbeugung, unser System ist zu stark auf Behandlung schon bestehender Krankheit ausgerichtet", hat Lauterbach als Ursache für dieses mittelmäßige Abschneiden ausgemacht. Nötig seien daher institutionelle Strukturreformen, "die jahrelang liegengeblieben sind".

"Besonders wichtig ist uns, dass die Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten verbessert wird", betonte der Gesundheitspolitiker Johannes Wagner von den Grünen. "Dazu ist es nicht nötig, Daten zentral zu hamstern, sondern Schnittstellen zu schaffen." Es gelte, Messwerte in dem Sektor besser nutzbar zu machen, "um sinnvolle Maßnahmen für die Öffentliche Gesundheit abzuleiten". Dem BIPAM soll Wagner zufolge auch "eine zentrale Rolle zukommen, um die Menschen vor den gesundheitlichen Folgen der Klimakrise" wie Hitzewellen zu schützen. Das BZgA-Team bringe dafür das nötige Know-how mit. Der Gesetzgebungsprozess für das neue Institut soll Ende 2023 starten, damit es 2025 loslegen kann. Zum Aufbaubeauftragten hat Lauterbach den bisherigen Leiter des Gesundheitsamtes Köln, Johannes Nießen,

(mki)