Neun-Euro-Ticket: Mehr Menschen im ÖPNV, nicht weniger CO₂ in der Luft

Für den Interessenverband Agora Energiewende zeichnet sich nach ersten Analysen ab, dass das Neun-Euro-Ticket für den Klimaschutz keinen Effekt bringt.

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Kommen und Gehen an einem Metronom am Bremer Hauptbahnhof.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 2 Min.

Das Neun-Euro-Ticket hat nicht dazu geführt, viele Menschen vom Straßen- in den öffentlichen Personennahverkehr zu locken. Das ergibt eine erste Analyse des Interessenverbands Agora Verkehrswende bisher vorliegender Studien und anderer Erkenntnisse. Demnach deute sich an, dass mit dem vergünstigten, bundesweiten ÖPNV-Ticket kein positiver Effekt für den Klimaschutz entstanden sei, sagte Philipp Kosok, Projektleiter Öffentlicher Verkehr von Agora Verkehrswende zu heise online.

Für die Analyse zog der Interessenverband unter anderem regelmäßige Befragungen des Instituts Forsa für den Verband der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) und für die Deutsche Bahn unter 6000 Menschen heran sowie auch Ergebnisse der TU München. Deren Forschende hatten in einem Feldversuch mit 1000 Teilnehmenden ermittelt, dass seit Einführung des 9-Euro-Tickets mehr Menschen Bus und Bahn fahren. 35 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fuhren häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln, 3 Prozent nutzten seltener ihr eigenes Fahrzeug.

Weiter berücksichtigt Agora Daten des Statistischen Bundesamts. Dieses hatte durch Auswertung von Mobilfunkdaten herausgefunden, dass die Bewegungen im Schienenverkehr im Juni 2022, dem ersten Geltungsmonat des Neun-Euro-Tickets, um 42 Prozent höher lagen als im Juni 2019. Für den Straßenverkehr zeigte sich ein "moderater Rückgang".

Ebenso berücksichtigt Agora Ergebnisse der Forschungen des Projekts Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Sein Interessenverband werde in den nächsten Wochen weitere Ergebnisse für Analysen heranziehen, insgesamt zeichne sich aber schon ein Trend ab, sagte Kosok.

Das Neun-Euro-Ticket werde eher am Wochenende vermehrt genutzt als an Werktagen, sagte der Projektleiter weiter. Neben einer unter anderem auf den Strecken an die Nord- und an die Ostsee nicht ausreichenden Kapazität an Zügen ergäben sich auch Probleme durch das Streckennetz der Deutschen Bahn, sagte Kosok. Dabei seien gerade die Strecken an die Küsten schon vor dem Neun-Euro-Ticket ausgelastet gewesen. Auf der anderen Seite gebe es vor allem in ländlichen Gebieten oft nicht ausreichend ÖPNV-Angebote. Eine andere Frage sei die mit dem Neun-Euro-Ticket beabsichtigte finanzielle Entlastung der Bürger.

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(anw)