Neun-Euro-Ticket: Verdi, Eisenbahner, VCD und Attac fordern günstigen ÖPNV

Das 9-Euro-Ticket sei ein Erfolg, es gebe einen Bedarf für günstige Tarife, meint das Bündnis "ÖPNV braucht Zukunft". Dafür müsse der ÖPNV ausgebaut werden.

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Passagiere steigen am Bremer Hauptbahnhof in einen Regionalzug.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Das Neun-Euro-Ticket ist ein Erfolgsmodell, sagt das Bündnis "ÖPNV braucht Zukunft". Es fordert daher Bund und Länder dazu auf, das Angebot im öffentlichen Verkehr zu verbessern und barrierefrei zu gestalten, damit mehr Menschen dauerhaft das Auto stehenlassen und auf Bahn & Bus umsteigen. "Außerdem brauchen wir ein einfaches und günstiges Preissystem", schreibt das Bündnis, in dem sich Organisationen wie Verdi, der Verkehrsclub VCD, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Globalisierungskritiker Attac versammelt haben.

Die massenhafte Nutzung des Neun-Euro-Tickets zeigt nach Meinung des Bündnisses den hohen Bedarf an bezahlbaren Bus- und Bahnverbindungen und die Vorzüge eines Tickets, das ohne einen Tarif-Dschungel aus den Gültigkeitsbereichen zahlloser Verkehrsverbünde auskommt.

"Viele Menschen steigen jetzt vom Auto auf den öffentlichen Verkehr um, für Fahrten zum Arbeitsplatz wie für Ausflüge am Wochenende. Auch wer wenig Geld hat, ist mit dem 9-Euro-Ticket mobil", schreibt das Bündnis. Die hohe Nachfrage bringe den ÖPNV jedoch auch an seine Kapazitätsgrenzen und laufe dort ins Leere, wo Bus noch Bahn nicht oder nur spärlich fahren.

Das Neun-Euro-Ticket, das von 1. Juni bis 31. August zu haben sein soll, wurde nach Angaben des Verbands der Verkehrsunternehmen (VDV) bis Ende Juni 21 Millionen Mal verkauft. Eine Analyse des Navigationsspezialisten TomTom hat ergeben, dass in 23 von 26 untersuchten Städten im Berufsverkehr auf den Straßen weniger los war als vor der Einführung des 9-Euro-Tickets. Der VDV selbst hatte herausgefunden, dass 53 Prozent der Nutzer des Neun-Euro-Tickets damit alltägliche Fahrten absolvieren. 39 Prozent fahren damit zur Arbeit, zur Ausbildungsstätte oder zur Schule. 33 Prozent nutzen das Ticket für Ausflugsfahrten, 14 Prozent für die Fahrt in den Urlaub oder Kurzurlaub.

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Das Bündnis "ÖPNV braucht Zukunft" weist auf den Beschluss der Verkehrsministerkonferenz im vorigen Jahr hin, die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln. Das könne nur gelingen, wenn das Angebot vorwiegend auf dem Land schnell ausgebaut würde und Bund und Länder ausreichend Geld bereitstellen; und zwar für ein dichteres Schienennetz, mehr Bus- und Bahnverbindungen, moderne Fahrzeuge, eine leistungsfähige Infrastruktur und ausreichend neues Personal zu attraktiven Arbeitsbedingungen.

Dafür müssten nach Rechnung des Bündnisses jährlich 10 Milliarden bis 12 Milliarden Euro aufgewendet werden. Hinzu kämen die Kosten für ein einfaches und erschwingliches Tarifsystem. Bund und Länder haben angekündigt, bis zum kommenden Herbst konkrete Vorschläge zur Finanzierung des ÖPNV-Ausbaus vorzulegen. Das Bündnis erwartet, dass dann die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgeschlossen, dass das Neun-Euro-Ticket verlängert wird. Ende Juni kündigte er an, mit den Ländern generell darüber sprechen zu wollen, wie sich das Angebot verbessern lasse. Dafür werde das Neun-Euro-Ticket nun evaluiert. Es sei gut angenommen worden und habe die Erwartungen vieler Menschen übertroffen. Einige Bundesländer hätten das Ticket gar nicht haben wollen, nun wollten sie es nicht mehr loswerden.

(anw)