News-Aggregatoren: Medienanstalten sehen Google-Vorherrschaft

Die Medienanstalten haben sich News-Aggregatoren und andere Angebote auf dem Nachrichtenmarkt näher angeschaut. Dabei sehen sie eine Vormacht Googles.

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Ein Teil des Angebots der abonnementsbasierten Plattform Pressreader.

(Bild: Screenshot vom Pressreader)

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Der Markt der journalistischen Plattformen und News-Aggregatoren in Deutschland ist seit 2020 gewachsen. 63 Plattformen waren im Mai 2023 am Markt aktiv, haben die Medienanstalten ermittelt. Mit Axel Springer sei ein einziger deutscher Verlag in diesem Marktsegment tätig – die meisten Anbieter seien "branchenfremd". Als relevant wird diese Plattform von Inhalteanbietern nicht angesehen, sondern im wesentlichen Google Discover und Google News.

Die Marktanalyse und Befragung von 17 Inhalteanbietern wie Verlagen, Rundfunksendern oder Online-Kiosken hat außerdem ergeben, dass diese insbesondere die Unvorhersehbarkeit und Änderungen der Algorithmen als problematisch ansehen. Diese, durch die Inhalte nach Relevanz, Kongruenz oder ökonomischen Kriterien sortiert werden, könnten die Auffindbarkeit und damit die Geschäftstätigkeit der Inhalteanbieter unvorhersehbar beeinträchtigen. Zudem sei es möglich, dass die Auswahl- und Sortierungskriterien der Algorithmen Angebote kleinerer Anbieter systematisch benachteiligen.

"Umso wichtiger ist ein angemessener Grad an Transparenz", schreiben die Medienanstalten. Transparenzhinweise zum Zugang zu Plattformen und zur Auswahl, Sortierung und Auffindbarkeit von Inhalten seien noch nicht durchgängig zufriedenstellend umgesetzt. Neben den Google-Produkten seien Aggregatoren wie Microsoft Start, Apple News und Pocket in andere Software wie Betriebssysteme oder Web-Browser integriert. Da sie dadurch neue Reichweite für Journalismus erbringen, seien sie für die Inhalteanbieter wichtig. Die Zulieferung von Reichweite sehen sie als Hauptkriterium für News-Aggregatoren.

Diese bilden laut der Studie das größte Segment der journalistischen Plattformen. Hier gebe es "deutliche Gründungsaktivitäten", während sich die Marktstruktur der abonnementbasierten Plattformen und der Online-Kioske im Zeitverlauf kaum verändert habe. Bei den auf Abonnements basierten Diensten gebe es einige "bemerkenswerte Neueinsteiger", deren weitere Entwicklung sollte nach Meinung der Medienanstalten aufmerksam verfolgt werden. Der Typus des Einzelartikel-Kiosks ("iTunes für Journalismus") sei mit dem Rückzug von Blendle als letztem Vertreter am deutschen Markt weggefallen.

Zum Thema Künstliche Intelligenz war für die Medienanstalten auffällig, dass Inhalteanbieter generative KI in ihrer nutzerseitigen Anwendung vorrangig als externe Bedrohung (z.B. durch Chatbots) wahrnehmen würden: mangelnde Transparenz über Algorithmen, fehlende Quellenangaben und eine unentgeltliche Benutzung der Inhalte für Trainingszwecke oder als Informationsgrundlage.

(anw)