Nobelpreis für Medizin: Therapien gegen Malaria und Wurm-Infektionen
Prämiert werden die Chinesin Youyou Tu für die Entdeckung eines Anti-Malaria-Mittels sowie der Ire William Campbell und der Japaner Satoshi Ōmura für ihre Vorarbeit an einem Medikament gegen Flussblindheit und Elephantiasis.
Der diesjährige Medizin-Nobelpreis belohnt Therapien, die in armen Ländern "die Behandlung einiger der verheerendsten Parasiten-Krankheiten revolutioniert haben". Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit. Die Auszeichnung ist mit umgerechnet 850.000 Euro dotiert.
Die Hälfte des Preisgeldes geht an die Chinesin Youyou Tu von der China Academy of Traditional Chinese Medicine für die Entwicklung des Medikaments Artemisinin, das die Sterblichkeitsrate an Malaria signifikant gesenkt hat. Die andere Preishälfte teilen sich der gebürtige Ire William Campbell von der Drew University in New Jersey und der Japaner Satoshi Omura von der Kitasato University: Das durch ihre Forschung ermöglichte Medikament Ivermectin bekämpft erfolgreich die verheerenden Krankheiten Flussblindheit und Elephantiasis und eine ganze Reihe weiterer Parasiten-Leiden.
Youyou Tus Verdienst ist die Entwicklung einer Aufreinigungsmethode, mit der sich der Wirkstoff Artemisinin aus dem Einjährigen Beifuss extrahieren lässt. Dieser begründete eine neue Medikamenten-Klasse, die den Malaria-Parasiten im Körper der Erkrankten in einem sehr frühen Entwicklungsstadium tötet. Das erklärt dem Nobelpreis-Komitee zufolge seine starke Wirksamkeit. Da die Extraktionmethode aber recht teuer ist, wurden inzwischen auch synthetische Herstellungsmethoden mit Hilfe von gentechnisch modifizierten Bakterien und Hefen entwickelt. Das Pharma-Unternehmen Sanofi produziert das Mittel seit 2013.
Die Forschung von Satoshi Ōmura und William Campbell führte zur Entwicklung des Parasiten-Mittels Ivermectin. Dieses habe eine fast vollständige Ausrottung der Flusskrankheit und der besonders stigmatisierenden Elephantiasis ermöglicht, sagte das Nobelpreis-Komitee. Beide Leiden werden von Fadenwürmern verursacht.
Der Mikrobiologe Ōmura isolierte Streptomyzes-Bakterienstämme aus dem Boden und entwickelte Methoden, um sie in größeren Mengen im Labor kultivieren zu können. Aus diesen isolierte der Parasitologe William Campbell den Wirkstoff Avermectin, der sich zunächst als äußerst effektiv gegen Tierparasiten erwies. Eine chemisch modifizierte Version namens Ivermectin tötete später auch bei Menschen Fadenwurm-Larven. "Die Bedeutung von Ivermectin für die Gesundheit von Millionen Patienten mit Flussblindheit und Elephantiasis in den ärmsten Regionen der Welt ist unermesslich", sagte das Nobelpreis-Komitee.
[Update, 05.10.2015 14:00 Uhr]:
Details zu den Entwicklungen der Nobelpreisträger wurden ergänzt.
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(jle)