Nora-App: Notruf wird digital und barrierefrei – startet aber mit Panne

Die Zeiten, in denen ein Notruf nur per Anruf oder Fax an die 110 und 112 ausgelöst werden konnte, sollen vorbei sein. Noch hakt es jedoch beim Download.

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(Bild: Land NRW (Screenshot))

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Die weithin bekannten, bislang aus dem Fest- und Mobilfunknetz erreichbaren Notrufnummern 112 und 110 haben ihr Alleinstellungsmerkmal verloren. Mit einer neuen bundesweit einheitlichen Notruf-App ("Nora") werden sie durch eine digitale Alternative ergänzt, womit zugleich eine barrierefreie Alternative zum Absetzen eines Notrufs per Sprachtelefonie besteht.

Nora ist kostenlos und soll prinzipiell ab sofort aus den jeweiligen App-Stores etwa für iPhone und Android-Smartphones heruntergeladen werden können. Allerdings kommt es dabei derzeit zu Problemen: "Das Interesse an der Notruf-App Nora ist sehr groß", heißt es dazu auf der Website des Projekts. "Um die hohe Nachfrage verarbeiten zu können, sind Arbeiten an der Infrastruktur für das Notruf-System nötig geworden." Deshalb sei die Anwendung vorläufig nicht über die App-Stores, "sondern nur über unseren Support erhältlich".

Wer die App bereits heruntergeladen und installiert hat, soll sie aber bereits nutzen können. Aktuell funktioniert Nora den Entwicklern zufolge in 15 Bundesländern. In Berlin seien "noch Abstimmungen erforderlich, bevor auch dort der App-Notruf angenommen wird".

Beim Einsatz der Mobilanwendung wird laut dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) – wie bei einem traditionellen Sprachnotruf – der Standort des Notrufenden automatisch ermittelt und zusammen mit den grundlegenden Informationen zum Vorfall an die örtlich zuständige Notrufabfragestelle übertragen. Die weitere Kommunikation zwischen der Notrufleitstelle und dem Nutzer erfolge dann textbasiert. Dies sei vergleichbar mit der Bedienung eines üblichen Messenger-Dienstes.

Zusätzliche Informationen zu einem Notfall können in der Nora-App per Chat übermittelt werden.

(Bild: Land NRW)

Versprochen wird eine "intuitive Nutzerführung" mit einfachen Symbolen und Texten. Die App stellt dabei Fragen, die helfen sollen, die Gefahrenlage einzuschätzen. So geht es etwa darum, die Polizei oder die Feuerwehr alarmiert werden sollen oder ob Menschen verletzt sind. Unterschieden wird etwa nach einem Einbruch oder einem Brand. Der Notruf geht aber auch ohne diese zusätzlichen Informationen raus. Namen und Telefonnummer müssen Nutzer bei der Registrierung angeben. In einem persönlichen Profil können sie dann etwa auch Angaben zu Vorerkrankungen machen.

Das BMWi hat die Entwicklung eines Prototyps für eine solche bundesweit einfach einsetzbare App und deren anschließende Erprobung mit ausgewählten Leitstellen gefördert. Eng daran beteiligt waren die übrigen betroffenen Ministerien, die Bundesländer, Vertretern der kommunalen Spitzenverbände und andere einschlägige Organisationen. Federführend bei der Entwicklung war das nordrhein-westfälische Innenministerium. Die technische Konzeption und Umsetzung sowie den Anwender-Support erfolgen durch die Kölner Firma Bevuta IT. Bis 2021 betragen die Kosten des Projekts allein für NRW rund 475.000 Euro.

"App-basierte Anwendungen gehören heute zum Alltag vieler Menschen", erläuterte Thomas Jarzombek, Beauftragter für die digitale Wirtschaft und Start-ups beim BMWi, die Motivation für die Entwicklung des neuen Angebots. "Über die Notruf-App eröffnet sich nun auch endlich ein zeitgemäßer barrierefreier Notruf." Menschen mit eingeschränkten Hör- und Sprechfähigkeiten könnten darüber ohne Zeitverzug direkt mit der örtlich zuständigen Leitstelle kommunizieren.

Wegen einer bundesweiten Störung im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom waren die 112 und die 110 am Mittwoch zeitweise nicht erreichbar gewesen. Mit der Nora-App steht hier nun grundsätzlich ein weiterer Kanal für Notrufmeldungen zur Verfügung. Polizeibehörden verschiedener Bundesländer und Städte wollen am Freitag alle eingehenden Notrufe twittern. Die Aktion soll die Bevölkerung für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Instrument sensibilisieren.

(olb)