Nordkorea: Spannungen verschärfen sich weiter

US-Präsident spricht sich mit Japan und China ab. Medien berichten von Aufmarsch in den Gewässern vor der koreanischen Halbinsel

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US-Präsident Donald Trump will offensichtlich den Druck auf Nordkorea erhöhen. Das Internetmagazin Asia Times Online berichtet, er habe am Montagmorgen (ostasiatische Ortszeit) seine Amtskollegen in Beijing (Peking) und Tokio angerufen, um über eine Antwort zu beraten, sollte Nordkorea in dieser Woche erneut Raketen oder nukleare Sprengköpfe testen.

Der US-Flugzeugträger "Carl Vinson" sowie mehrere Schiffe mit Lenkwaffen an Bord seien in der Region und könnten durch die südkoreanische Marine unterstützt werden. Auch zwei japanische Kriegsschiffe hätten in letzter Zeit den US-Konvoi im westlichen Pazifik begleitet. Allerdings ist unklar, ob damit die Gewässer vor der koreanischen Halbinsel gemeint sind (Auch ohne Atombomben ist Südkorea militärisch Geisel von Nordkorea).

Nordkorea begeht am morgigen Dienstag den 85. Jahrestag der Gründung seiner Armee. Im April 1932 wurden die ersten Partisanenverbände im Kampf gegen die japanischen Kolonialherren aufgestellt. Die jahrzehntelange Unterdrückung und Ausbeutung des Landes durch das japanische Kaiserreich, die erst 1945 endete, ist in beiden koreanischen Staaten noch in lebhafter Erinnerung, und die Aufarbeitung der Geschichte noch immer Gegenstand hoch-emotionaler Auseinandersetzungen zwischen den beiden koreanischen Staaten auf der einen und Japan auf der anderen Seite.

Einer der Streitpunkt ist das fehlende Schuldeingeständnis Japan in Bezug auf die Versklavung Hunderttausender junger Frauen in den besetzten Ländern, die zu Sexdiensten in den Bordellen der Armee gezwungen wurden (Japan: Rechte Geschichtspolitik). Ein anderer ist die Verehrung von hochrangigen Kriegsverbrechern im Tokioter Yasukuni Schrein, der erst am Freitag vergangener Woche wieder von einem Minister und einer größeren Gruppe von Parlamentariern demonstrativ besucht worden war.

Nordkorea gibt – wie jeder andere Atomwaffenstaat – an, die nukleare Aufrüstung nur zur Selbstverteidigung zu betreiben. Formell befindet sich das Land mit den USA noch immer im Kriegszustand und fordert seit langem, dass endlich Friedensverhandlungen aufgenommen werden.

In Südkorea herrscht derweil Wahlkampf um die Präsidentschaft. Alle Kandidaten dort hatten bei einer Fernsehdebatte deeskalierende Töne angeschlagen. Mit Säbelrasseln lassen sich im Süden der tief verfeindeten Halbinsel offensichtlich keine Wählerstimmen gewinnen.

Die Korea Times schreibt am Montag, dass es im Norden bisher keine ungewöhnlichen Bewegungen gebe, die auf geplante Tests hindeuten würden. Der letzte, allerdings missglückte, Raketentest hatte erst am Sonntag letzter Woche anlässlich der Feiern zum 105. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il-sung stattgefunden.