Nouveau-Treiber bietet 3D-Beschleunigung bei allen GeForce-GPUs
Der Entwicklerzweig des Linux-Kernels bietet seit kurzem alle Grundlagen, um bei sämtlichen Grafikkernen aus Nvidias GeForce-Serie die 3D-Beschleunigung zu nutzen.
Seit kurzem bietet der im aktuellen Entwicklungsstand von Linux 3.8 enthaltene Kernel-Treiber Nouveau alles Nötige, um die 3Ḋ-Beschleunigung sämtlicher GeForce-Grafikhardware zu nutzen. Zusammen mit einer aktuellen Version der Libdrm und dem in Mesa 3D 9.0 enthaltene Nouveau-3D-Treiber können Linux-Anwendungen daher nun die 3D-Beschleunigung auch bei den neuesten GeForce-Grafikkarten nutzen.
Schon die Nouveau-Treiber in aktuellen Versionen des Linux-Kernels unterstützen die Beschleunigungsfunktionen aller GeForce-Chips. Sie lassen sich bei einer Reihe aktueller Mittelklasse- und High-End-Karten allerdings erst nach Handarbeit nutzen, denn beim Fermi-Grafikkern GF119 aus der NVC0-Familie (unter anderem verbaut auf GeForce GT 520, 520M, 520MX und 610M) und den Kepler-Chips der NVE0-Familie (unter anderem verbaut auf GeForce GTX 670, 670M, 680, 680M, 690) ließ sich die Beschleunigungsfunktion nur mit der Firmware des proprietären Treibers von Nvidia nutzen. Die kann man allerdings nicht einfach dem Treiber-Archiv entnehmen oder aus dem Internet laden; man muss vielmehr die Nvidia-Treiber einrichten und die Firmware umständlich beim Initialisieren der Grafikhardware abfangen. Kurz vor Silvester und damit nach Ende der Hauptentwicklungsphase von Linux 3.8 hat Linus Torvalds allerdings einige maßgeblich von Red-Hat-Mitarbeiter Ben Skeggs programmierte Änderungen in den Linux-Kernel integriert, durch die der Nouveau-Treiber bei den erwähnten Grafikchips nun eine eigene Firmware mitbringt (1, 2). Für andere GeForce-Grafikkerne enthält der Treiber schon länger alles Nötige.
Damit sollte der Nouveau-Treiber nun bei allen GeForce-Chips Beschleunigungsfunktionen nutzen können. Auch die quelloffenen Linux-Treiber von AMD und Intel können die 3D-Einheiten bei fast allen Grafikchips nutzen. Damit beherrschen die Open-Source-Treiber in gängigen Linux-Distributionen nun bei nahezu allen im PC-Markt gängigen Grafikchips 3D-Beschleunigung. Die einzige Ausnahme mit Marktbedeutung sind derzeit AMDs Grafikkerne der Southern-Islands-Generation, die auf den aktuellen Mittelklasse- und High-End-Karten der Radeon-HD-Modelle 7750 bis 7970 sitzen; Open-Source-Treiber dafür entstehen derzeit unter Beteiligung von AMD-Entwicklern. Zudem gibt es für den PowerVR-Grafikkerne, die in einigen von Intels Atom-Prozessoren und -Chipsätzen stecken, nur rudimentäre Open-Source-Treiber.
Die Entwickler des Nouveau-Treibers erhalten keine Unterstützung von Nvidia, sondern gewinnen ihre Informationen per Reverse Engineering. Trotz des jetzt erreichenden Meilensteins werden Nvidias proprietäre Grafiktreiber daher für viele Anwendungsfälle vorerst weiter die bessere Wahl sein, da der Nouveau-Treiber einige wichtige Funktionen nicht oder nur rudimentär beherrscht: Eine ordentliche Unterstützung zur Lüfterregelung etwa ist noch in Vorbereitung und wird für erste nicht die aktuellen, sondern nur ältere GeForce-Chips unterstützen; GeForce-Karten, die ihren Lüfter nicht autark regeln, sind daher mit dem Nouveau-Treiber störend laut. Zudem kann der Treiber bei vielen der aktuellen Grafikchips nicht zwischen den verschiedenen Taktstufen für Grafikchip und -Speicher umschalten. Daher läuft die Grafikhardware vielfach im langsamsten Betriebsmodus – die dabei erzielte 3D-Performance reicht zumeist für 3D-Desktops wie Unity oder Gnome-Shell, bleibt aber weit hinter der zurück, die Nvidias proprietärer Treiber der gleichen Grafikhardware entlockt. (thl)