VMware-Kunden suchen Alternativen, Nutanix bringt sich in Stellung​

Broadcom hat mit seinem VMware-Umbau Kunden verärgert und der Konkurrenz Rückenwind gegeben. So freut sich Nutanix über einen Besucherrekord auf der Hausmesse.​

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Eine Präsentation von Nutanix-Chef Rajiv Ramaswami auf der Hausmesse des Unternehmens.

(Bild: Jens Söldner)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jens Söldner
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Der US-amerikanische Enterprise-Cloud-Anbieter Nutanix konnte sich auf seiner jährlichen Hausmesse .NEXT über einen starken Besucherzuwachs freuen: Etwa 4000 Teilnehmer haben sie zwischen dem 21. und 23. Mai in Barcelona besucht, 50 Prozent mehr als voriges Jahr. Grund dafür dürfte unter anderem die große Verunsicherung sein, die seit der Übernahme von VMware durch Broadcom im Virtualisierungs- und Private Cloud Umfeld herrscht. Nutanix konnte auf seiner Hausmesse mehrere Referenzkunden aus den USA und Australien auffahren, die von Wechseln auf VMware-Alternativen berichteten. In mehreren technischen Sessions zeigte Nutanix Migrationswege weg von VMwares Hypervisor hin zum eigenen AHV (Acropolis Hypervisor) auf.

Auch bei deutschen Unternehmen und Behörden war das Interesse groß, auch wenn es noch keine Referenzberichte gab. Vor Ort konnte sich die iX mit Vertretern von großen deutschen Kunden und Behörden wie der Bundesagentur für Arbeit aus Nürnberg unterhalten – alle eint, dass sie sich aktuell nach Alternativen zum VMware-Stack umsehen, etwas, das sie nach eigenen Bekunden vor ein bis zwei Jahren nicht getan hätten.

Der größte Teil der Nutanix-Kunden nutzt dabei nach wie vor noch VMwares Hypervisor vSphere in Kombination mit der hauseigenen Plattform AOS (Acropolis Operating System), dem Herzstück der "Nutanix Cloud Platform" (NCP) getauften Umgebung für die Verwaltung einer "hybriden Multicloud".

Eine Woche vor der Konferenz hat der Hersteller die neue Version AOS 6.8 freigegeben, die eine Vielzahl von Verbesserungen für die Leistung und die Verwaltbarkeit einer Nutanix-Umgebung bringen soll. Diese betreffen vor allem den eigenen Hypervisor AHV, der vor zehn Jahren als KVM-Derivat gestartet ist. Dieser kann als Teil der Nutanix Cloud Platform bezogen und auf vom Hersteller zertifizierter Hardware betrieben werden. So können Administratoren jetzt bei der Neuanlage von VMs den optimalen Nutanix-Cluster über die Managementsoftware anhand von Kriterien wie Ressoucen-Verfügbarkeit oder Host-Affinitätsregeln automatisch auswählen lassen.

Die Live-Migration von virtuellen Maschinen, die sehr hohe Änderungsraten beim Hauptspeicherzugriff aufweisen, will der Hersteller über Detailverbesserungen optimiert haben. Konkret sei das vor dem Abschluss der Live-Migration notwendige kurze "Betäuben" der VM durch ein "Micro Stunning" beschleunigt und effizienter worden. Erweiterten Schutz vor Bedrohungen durch Ransomware sollen "Secure Snapshots" leisten, bei denen mehrere Administratoren kritischen Änderungen durch Snapshots zustimmen müssen.

Ebenfalls neu ist eine Verbesserung des Betriebs von sogenannten Metro-Clustern mit dem Acropolis-Hypervisor. Nutanix unterstützt hier nun eine Disaster Recovery bei zwei gleichzeitigen Ausfällen kompletter Standorte – eine Funktionalität, die für Kunden aus dem Finanzbereich aufgrund der DORA-Verordnung ab 2025 wichtig sei. Die Liste der Neuerungen in AOS 6.8 führt Nutanix hier auf.

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Für Kunden, die ihre Workloads auf den Acropolis-Hypervisor migrieren möchten, erweitert Nutanix das Spektrum der unterstützten Serverhardware. So arbeiten Nutanix und Cisco gemeinsam an der Unterstützung von Ciscos UCS-Bladeserver für den Betrieb von AHV. Ein weiterer Schachzug ist besonders clever: Bestehende Server, die als "vSAN Ready Nodes" im Betrieb mit VMwares hyperkonvergentem Speicherdienst "vSAN" im Einsatz sind, will der Hersteller bald ebenfalls für den Betrieb von AHV und der AOS-Plattform unterstützen.

Eine weitere Ankündigung der Hausmesse betraf den Hersteller Dell, der vor der Übernahme durch Broadcom der Eigentümer von VMware war und sich seitdem auch weiter von seiner ehemaligen Tochterfirma absetzt. Erstmalig will dabei Nutanix mit Dells Speichersystem PowerFlex eine externe Speichertechnik unterstützen und so Kunden abholen, die ihre Speicherumgebung getrennt von ihren Serversystemen skalieren wollen – eine Neuigkeit in der bislang sehr auf Konvergenz von Servern und Speicher fokussierten Nutanix-Welt.

Für diejenigen, die die Nutanix-Plattform zunächst in Laborumgebungen erproben möchten, stellt der Hersteller inzwischen wieder eine kostenfreie Community Edition bereit, die auch mit überschaubarer Hardwareausstattung betrieben werden kann.

(axk)