OLED als Heilsbringer

Kaum ein Gerät wurde in den letzten Jahren so häufig "erstmals vorgestellt", wie die großen OLED-Fernseher von LG und Samsung. Dabei wäre die Besinnung auf andere Schwerpunkte – beispielsweise die Bedienung – womöglich für alle Beteiligten sinnvoller.

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Das offizielle Gehäuse des 55-zölligen OLED-TVs von LG – das Display selbst ist noch nicht serienreif.

Mit großem Tamtam präsentiert LG einmal mehr seinen 55-zölligen OLED-Fernseher, diesmal in Monaco. Anlässlich des Events im Salle des Etoiles erklärt das Unternehmen, "den anspruchsvollsten OLED-Fernseher zur Serienreife entwickeln" zu wollen. "In der zweiten Jahreshälfte" sei er in Europa erhältlich, wobei die Formulierung eine Menge Spielraum lässt – auch der 31. Dezember liegt in diesem Zeitrahmen.

Mit dieser sicher nicht letzten Veranstaltung nehmen die fortwährenden Ankündigungen und Präsentationen rund um die beiden OLED-Fernseher von LG und Samsung langsam skurrile Züge an: Beide Unternehmen legen sich nicht auf einen definitiven Zeitpunkt fest und beide verweigern konkrete Preisangaben. Samsung nennt als Zielpreis etwa 8000 Euro – als wolle man horchen, wie groß der Aufschrei der potenziellen Kunden wird. LG legt sich stattdessen gar nicht erst darauf fest, für welche immense Summe der superschlanke OLED-Fernseher angeboten werden soll. Glaubt aber, dass man mit dem Gerät gute Voraussetzungen schaffe, "die Nummer Eins" in Europa zu werden. Und fabuliert über weitere Geräte, die sich angeblich in der diesjährigen Modellpalette befinden, nämlich hochauflösende 4K-Displays ("Ultra Definition"). Allerdings werden auch sie bislang lediglich bei Präsentationen und auf Messen gezeigt.

Klar, die beiden führenden TV-Hersteller sehen wie die anderen Hersteller Problemen entgegen, auch künftig Profit aus dem Fernsehergeschäft zu ziehen. 3D hat die Kunden weniger gelockt, als von den Herstellern erhofft, die sogenannten Smart-TVs mit Apps und Internetzugang sind bei potenziellen Kunden zwar beliebt, ihr Mehrwert wurde aber durch die ruinöse Preispolitik gerade von Samsung und LG im vergangenen Jahr quasi vom Tisch gefegt. Nun setzen die beiden auf eine neue Bildschirmtechniken – die zweifellos besticht, weil sie kontraststark, extrem flink, absolut winkelunabhängig und trotzdem energieeffizient ist. Ob sie die Branche allerdings aus dem Tal bringen kann, ist mehr als zweifelhaft.

Samsungs 46-zölliges Topmodell nutzt kein OLED, sondern ein LCD, ist dafür aber mit Sprach- und Gestensteuerung ausgestattet.

Wer sich mit den aktuellen smarten Fernsehern in der Praxis beschäftigt, weiß schnell, woran die Hersteller stattdessen arbeiten sollten: Die Bedienung der Alleskönner-TVs ist eine echte Plage. Etwas mehr Rechenpower dürfte bereits Abhilfe schaffen, noch dringender werden allerdings neue Bedienkonzepte gebraucht. Hier hat Samsung bereits einen mutigen Schritt getan und sein aktuelles Topgerät mit einer Sprach- und Gestensteuerung ausgestattet. Die hat zwar noch jede Menge Verbesserungspotenzial, zeigt aber die Richtung auf. LG setzt auf die Magic Remote, eine Art Zauberstab, mit dem man am Bildschirm einen Cursor dirigieren kann. Das funktioniert ganz gut, ist aber auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Steuerung der TVs mit dem Mobilgerät über Fernbedienungs-Apps ist im Prinzip komfortabel, fordert den Zuschauern einiges Vorwissen ab – wer nicht regelmäßig mit dem Smartphone oder Tablet umgeht, kommt damit nicht klar. Die Bedienung der intelligenten Fernseher sollte deshalb ganz oben auf der Prioritätenliste aller Hersteller stehen – eine neue Displaytechnik, und sei sie noch so gut, löst dieses Grundproblem nicht.

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(uk)