OLPC-Mitarbeiterin Nummer 1 startet Projekt "Pixel Qi"

Drei Jahre lang war Mary Lou Jepsen maßgeblich an der Entwicklung des XO-Notebooks beteiligt, das weltweit an Schulen in Schwellen- und Entwicklungsländern ausgeliefert wird. Nun will sich die promovierte Physikerin neuen Herausforderungen stellen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Arbeit ist getan: Drei Jahre lang war Mary Lou Jepsen maßgeblich an der Entwicklung des speziell für Kinderbedürfnisse ausgelegten XO-Notebooks beteiligt, das die Bildungssituation in den Schwellen- und Entwicklungsländern dieser Erde grundlegend verändern soll. Als Chief Technical Officer (CTO) der Initiative "One Laptop per Child" (OLPC) zeichnete die promovierte Physikerin, die auch Abschlüsse in Elektrotechnik (BS) und Kunst (MA) vorweisen kann, unter anderem für das einzigartige Display des XO-Notebooks verantwortlich, das sowohl unter praller Sonne als auch bei Raumbeleuchtung ein gut ablesbares Bild erzeugt und in dieser Hinsicht die meisten handelsüblichen Laptop-Displays übertrifft.

Nach dem Anlaufen der XO-Massenproduktion im November und der Auslieferung erster Tranchen, will Jepsen sich nun neuen Herausforderungen stellen: Seit dem gestrigen Mittwoch ist die erste Mitarbeiterin von OLPC-Gründer Nicholas Negroponte mit ihrem neuen Projekt "Pixel Qi" im Netz präsent, einem OLPC-"Spin-out", das sich zum Ziel gesetzt hat, Jepsens zahlreiche Erfindungen und Entwicklungen auch für das XO-Notebook gewinnbringend zu vermarkten. Erfahrungen in der freien Wirtschaft hat die 42-Jährige bereits: Sie war Mitbegründerin der Firma Microdisplays und CTO der Display Division bei Intel. Nachteile für das OLPC-Projekt sieht Jepsen durch den Schritt nicht: "Ich lizenziere meine Erfindungen von OLPC und werde dem Projekt Geräte, die darauf basieren, zum Selbstkostenpreis überlassen."

Der juristische Ärger des OLPC-Projekts in Nigeria verschärft sich unterdessen, nachdem ein Gericht in Lagos eine einstweilige Verfügung gegen die Einfuhr von XO-Notebooks erlassen hat. Das Unternehmen Lancor (Lagos Analysis Corporation) fordert 20 Millionen US-Dollar von der Organisation wegen angeblicher Verletzung von Urheberrechten. Unter dem Namen Konyin vertreibt Lancor sogenannte Multilingual-Keyboards, die Funktionstasten mit Sonderzeichen für unterschiedliche (Landes-)Sprachen enthalten. Weil die XO-Notebooks ebenfalls mit speziellen Tastatur-Layouts ausgestattet sind, um Kindern, deren Muttersprache etwa Urdu, Paschtu oder Mongolisch ist, den Umgang mit den Geräten zu ermöglichen, sieht Lancor seine Rechte verletzt und reichte Klage gegen das OLPC-Projekt ein.

"Sie haben unsere Tastaturen gekauft, das Layout übernommen und die Software per Reverse Engineering kopiert", wirft Lancor-CEO Ade Oyegbola der Organisation vor. Entdeckt worden sei dies, nachdem ein Freund ihn darauf hingewiesen habe, dass die Tastatur des XO-Notebooks dem Konyin-Layout ähnelt. Nach einer Unterlassungsanordnung habe das OLPC-Projekt zwar das Tastatur-Layout geändert, führt Oyegbola weiter aus, die in Nigeria geschützte Technik würde aber weiterhin genutzt. Das Unternehmen fordert deshalb ein dauerhaftes Einfuhrverbot für XO-Notebooks nach Nigeria sowie 20 Millionen US-Dollar als Entschädigung für begangene Urheberrechtsverletzungen. (pmz)