Oculus Quest 3 im Video-Test | c't 3003

Der Nachfolger des bislang meistverkauften VR-Headsets ist da: Die Meta Quest 3 bietet nun deutlich bessere Mixed-Reality-Leistung. c't 3003 hat's getestet.

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Lesezeit: 17 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Bessere Auflösung, mehr Rechenleistung und endlich Mixed Reality, die den Namen tatsächlich verdient: Die Oculus Quest 3 bietet viel Neues für 550 Euro – vor allem, wenn man bedenkt, dass Apples kommendes Mixed-Reality-Headset Vision Pro happige 3500 US-Dollar kosten soll. c't 3003 hat sich die Quest 3 genauer angeschaut.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, so sieht unser Konferenzraum aus, wenn ich durch die neue Meta Quest 3 durchgucke. Das meiste ist echt, aber das Loch da in der Decke das ist natürlich Computergrafik. Ja gut, und auch die Monster hier. Wenn ich das will, kann ich aber auch nahtlos zwischen meiner echten Umgebung und einer komplett künstlichen VR-Welt umschalten, das sieht ziemlich cool aus. Falls ihr jetzt denkt: Äh, ist das nicht genau wie bei der Apple Vision Pro? Ja, da habt ihr recht, nur dass die Quest 3 statt 3200 Euro nur 550 Euro kostet. Wir haben die Meta Quest 3 ausführlich getestet und zeigen euch, wo die Unterschiede zur Apple-Brille liegen; aber natürlich auch wie die Quest 3 im Vergleich zu günstigeren Headsets wie der Quest 2 oder der Sony PSVR2 abschneidet. Bleibt dran.

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Also, ich bin ja schon seit langem VR-Fan, deshalb ist die Quest 3 für mich eine große Sache, weil der Vorgänger Quest 2 mit ziemlichen Abstand das meistverkaufte VR-Headset aller Zeiten ist, man geht von fast 20 Millionen verkauften Stück aus. Anders als PC-Headsets wie die Valve Index oder die Playstation VR2 muss man keinen PC oder Konsole an Quest-Headsets anschließen, die laufen komplett autark, da ist ein Android-System integriert. Damit kann man also einfach in irgendeinen Raum gehen und kurz mal in die virtuelle Realität springen, ohne über irgendwelche Kabel nachzudenken. Ihr könnt die Quest 3 aber auch auf Wunsch mit einem PC koppeln, das geht einfach mit einem USB-Kabel oder sogar über WLAN. Ziemlich praktisch.

Allerdings ist die Nachfrage stark eingebrochen, offenbar hat Meta zeitweise doll von der Pandemie profitiert. Naja, aber nun gibt's ja neue Hardware. Meta hat uns vor Verkaufsstart ein Quest-3-Testgerät zur Verfügung gestellt, wir haben aber auch selbst noch eins gekauft. Seit dem 10. Oktober werden die Headsets ausgeliefert, die 128-GByte-Version kostet 550 Euro, die 512er-Version 700 Euro. Das ist ein steiler Preissprung, die Quest 2 gibts mit 128 GByte für 350 Euro.

Was kriegt man also für die 200 Euro Aufpreis?

Der wohl auffälligste Unterschied ist die sogenannte Passthrough-Funktion, die die echte Umgebung per Kamera einfängt und in Quasi-Echtzeit im Headset anzeigt. Das Bild kann dann mit künstlichen Bildelementen angereichert werden, also Augmented Reality oder, wie man heute meist sagt, Mixed Reality.

Das Ganze klappt mit diesen beiden RGB-Kameras hier und dem Tiefensensor in der Mitte. Im besten Fall sollte man nicht merken, dass man ein Headset aufhat, wenn man sich umguckt – aber in der Realität fällt es dann doch deutlich auf: Das Bild sieht etwas künstlich aus, etwas pixelig und manchmal wobbelt es auch ein bisschen. Aber ganz klar: Das Passthrough-Bild ist deutlich besser als bei Quest 2, Quest Pro, Pico 4 und Playstation VR2. Hier mal zum Vergleich der gleiche Raum mit der Quest 2, der Quest Pro und der Quest 3.

Meta gibt keine konkreten Spezifikationen an, sagt aber, dass das Passthrough-Bild eine doppelt so hohe Auflösung hat wie die Quest Pro und eine zehnmal so hohe wie die Quest 2 – außerdem ist das Bild farbig, bei der Quest 2 war es noch schwarz-weiß. Ich muss sagen, dass das Passthrough für mich wirklich eine ganz neue Erfahrung war, denn zum ersten Mal konnte ich mit einem aufgesetzten Headset Text auf Displays ablesen, also auf Computermonitor oder Smartphone. Das ist im Alltag superpraktisch, weil man ja schon manchmal irgendwas nachgucken will und man dafür nicht das Headset absetzen muss. Die große Frage allerdings: Wie schneidet die Quest 3 im Vergleich zu Apples Vision Pro ab? Leider konnte ich die Apple-Brille noch nicht ausprobieren, Kollegen von mir aber schon – und Apple macht das Passthrough offenbar noch einmal besser als Meta mit der Quest 3 – aber auch bei Apple vergisst man laut Aussagen von Testern nie, dass man ein Headset aufhat, das dauert wohl noch ein paar Jährchen.

Ja, und was kann man damit nun machen, mit diesem Passthrough? Ja, ehrlich gesagt noch nicht so viel. Es gibt bislang erst wenige Apps, die das unterstützten, eine von Meta selbst, die ist kostenlos, heißt First Encounters und da kommen dann so neckische Aliens aus der Decke. Was ich ziemlich beeindruckend fand: Das System hat die Lampen in diesem Raum hier erkannt, das heißt, dass die echten Lampen das künstliche Loch verdecken. Und, besonders cool: Einige diese künstlichen Brocken sind sogar auf die Lampe gefallen statt direkt auf den Boden. Nice.

Ansonsten könnt ihr Browserfenster, Videofenster etc. im Raum anordnen – also so ziemlich genau das, was Apple auch bei der Vision-Pro-Demo gezeigt hat. Ich stehe deshalb auch zu 100 % zu meiner Aussage, dass Quest 3 und Apple Vision Pro exakt die gleiche Produktkategorie sind – die beherrschen die gleichen Funktionen, auch wenn viele Leute sagen, dass Apple ja nun was GAAAANZ ANDERES erfunden hat. Es ist einfach nur so, dass Apple weniger auf Spiele setzt und mehr auf "Produktivität". Aber: Es wird für die Vision Pro auch Spiele geben und für die Quest-Headsets gibt es sogar jetzt schon Arbeitstools, wie Virtual Desktop oder Horizon Workrooms. Ich bezweifle allerdings stark (Stand heute!), dass viele Menschen einen ganzen Arbeitstag ein schweres Headset auf dem Kopf haben wollen, das gilt sowohl für die Quest 3 als auch für die Vision Pro. Meine Erfahrung ist: Eine Stunde am Tag fühlt sich für mich gut an, alles, was länger ist – Kopfschmerzen. Ich bin aber wirklich gespannt, wie das weitergeht, vielleicht täusche ich mich.

Achso, was aber halt wirklich auch ohne jegliche Apps praktisch ist: Dass man mit der Quest 3 auch in 100 % VR-Welten mit einem Doppeltipp aufs Gehäuse mal kurz die echte Welt einblenden kann, weil man zum Beispiel was trinken will oder kurz mal nach der Katze gucken.

Ganz klar: Dass die Quest 3 bessere Linsen hat als die Quest 2 sieht man instantan, wenn man das Teil aufsetzt. Statt dicke Fresnellinsen sind da nun flache sogenannte Pancake-Linsen drin. Der große Vorteil: Die sind immer scharf, man muss also nicht wie bei der Quest 2 (und ganz schlimm, bei der Playstation VR2) die genau in der richtigen Position vor den Augen haben. Der Nachteil von Pancake ist, dass die Linsen mehr Licht schlucken, aber das ist meines Erachtens bei der Quest 3 kein Problem, ich empfand das Bild immer als hell genug. Durch die Pancake-Linsen fällt die Quest 3 deutlich kleiner aus als die Quest 2, das kann man sehr schön sehen, wenn man das Gesichtspolster abnimmt. Leichter ist sie aber leider nicht, beide wiegen ungefähr ein halbes Kilo.

Was ebenfalls schnell auffällt: Die Auflösung ist ein ganzes Stück höher, pro Auge 2064 × 2208 Pixel statt wie bei der Quest 2 1832 × 1920. Die PSVR2 hat auch weniger als die Quest 3, nämlich 2,000 × 2,040. Apples Vision Pro ist aber nochmal eine ganz andere Sportart, die zeigt jedem Auge mehr als doppelt so viele Pixel. Die Quest 3 hat allerdings nur LC-Displays, das heißt, schwarz ist eher dunkelgrau, und auch die Farben kommen nicht so knallig rüber wie zum Beispiel auf der PSVR2 mit OLED. Dennoch: Der visuelle Eindruck auf der Quest 3 ist super.

Das Sichtfeld der Quest 3 ist auch gut, etwas besser als bei der Quest 2 und fast so gut wie bei der PSVR2 oder der Valve Index, aber noch nicht perfekt. Man hat also immer noch einen leichten “Klorollen”- oder “Fernglas”-Effekt, es ist nicht das komplette Sichtfeld ausgefüllt. Das schafft bislang aber kein Consumer-Headset.

Was ebenfalls beim optischen System verbessert wurde: Ihr könnt den Augenabstand jetzt stufenlos einstellen, bei der Quest 2 gab es nur drei Stufen, außerdem ist der Abstandsbereich größer, der geht jetzt von 53 bis 75 mm, das heißt, das Headset kann auch von Leuten getragen werden, die einen ungewöhnlichen Augenabstand haben. Ich persönlich bin übrigens super durchschnittlich: Ich habe genau den weltweiten Männer-Durchschnittswert von 65 Millimetern.

Allerdings bin ich stark kurzsichtig, weshalb ich eine Brille tragen muss – und das geht mit der Quest 3 genauso gut oder schlecht wie bei den Vorgängern; also es geht, aber ich finde es unangenehm, weil man auch immer Angst hat, dass man die Gläser zerkratzt. Ich würde deshalb so Dioptrien-Einklick-Linsen empfehlen, die werden ab demnächst von Meta selbst vertrieben, da kommen die dann von der amerikanischen Firma Zenni oder ihr könnt die auch beim deutschen Hersteller VR-Optiker bestellen.

Die Quest 3 ist wie alle Quests ja ein Standalone-Headset, es läuft also autark, ohne angeschlossenen Rechner. Denn: Es ist ja wie gesagt ein Rechner eingebaut, also ein Android-Mobilsystem. Statt dem SoC Qualcomm XR2 Gen 1 steckt da nun ein XR2 Gen 2 drin, hat auch ein bisschen mehr RAM, 8 GByte statt 6. Da man auf Quest-Headsets beliebige Android-Apps sideloaden kann, haben wir mal testweise Geekbench 6 installiert: Da kommen bei der Quest 3 1706 Multicore-Punkte raus, bei der Quest 2 1470. Das ist ziemlich wenig, was aber vermutlich daran liegt, dass das Geekbench-Fenster ja in einer detaillierten VR-Umgebung angezeigt wird, das heißt, das System nutzt den Großteil der Rechenleistung fürs Umgebungsrendering und nicht für Geekbench – VR-Apps können dagegen ja die gesamte Leistung abrufen.

Schaut man sich allerdings Quest-2-Spiele an, die an Quest 3 angepasst wurden, wird die zusätzliche Grafikpower sehr deutlich. Hier zum Beispiel "Red Matter 2", links Quest 2, rechts Quest 3. Oder hier "Guardians Frontline" – sehr deutlich zu erkennen. Und auch in den Menüs ist die Schwuppdizität klar höher. Meta hat übrigens angekündigt, dass mindestens 50 vorhandene Spiele an die Quest 3 angepasst werden, und es 50 neue Titel mit Quest-3-Support geben wird.

Es gibt aber auch ein paar nicht so schöne Dinge. Zum Beispiel die Akkulaufzeit: Mehr Leistung bedeutet auch mehr Leistungsaufnahme, weshalb die Quest 3 in unseren Test oft nach weniger als zwei Stunden schon schlappmachte. Die Quest 2 hält eine Idee länger durch. Außerdem, und das liegt wohl am kleineren Gehäuse: Die Quest 3 wird wärmer. Richtig schlimm fand ich das nicht, aber es fiel schon auf. In beiden Headsets steckt übrigens ein kleiner Lüfter, aber den nimmt man im Eifer des VR-Gefechts nicht wahr, der Lüfter ist aber in der Quest 3 definitiv etwas auffälliger.

Richtig unbefriedigend finde ich das Softwareangebot zum Start: Die großen angekündigten Titel wie "Assasins Creed Nexus VR", "Asgards Wrath 2", "Ghostbusters" und "Stranger Things" sind alle noch nicht erhältlich. Schön wenigstens: Das umfangreiche Rollenspiel "Asgards Wrath 2" bekommen alle gratis, die eine Quest 3 kaufen. Achso, die mehr als 1000 Quest 1 und 2-Apps laufen auf der Quest 3, und wer die gekauft hat, muss die auch nicht nochmal kaufen. Und klar, um Apps zu kaufen und allgemein um eine Quest zu nutzen, braucht man einen Meta-Account. Man braucht allerdings inzwischen keinen Facebook-Account mehr. Aber ohne Meta-Account geht nichts. Und ihr müsst euch auch darüber im Klaren sein, dass, wenn ihr Mixed-Reality nutzt, eure Umgebungsdaten, also die groben Punktwolken eures Raums, in die Cloud geschickt werden und darauf auch die Apps zugreifen können, die Mixed Reality unterstützen. Das wird benötigt, wenn ihr zusammen mit anderen Leuten in einem virtuellen Raum arbeiten oder spielen wollt, dann braucht die App ja die Raum-Info – ihr könnt das deaktivieren, dass das Zeugs in der Cloud landet, dann funktionieren aber alle diese Multiuser-Sachen nicht mehr.

Achso, und Meta hat wieder keine ordentlichen Kopfhörer eingebaut. Die Tonausgabe kommt nach wie vor aus diesem kleinen Schlitz hier und klingt zwar etwas besser als bei der Quest 2, aber schön ist das nicht. Zumindest gibts eine Klinkenbuchse, da könnt ihr dann einen Kabel-Kopfhörer anschließen. Bluetooth geht zwar in der Theorie, aber in der Praxis hat das eine viel zu große Verzögerung.

Was ich auch noch wirklich schlecht finde: Die Quest 3 wird serienmäßig mit einem ergonomisch völlig unbrauchbaren Kopfband ausgeliefert. Das schneidet nicht nur ein, sondern tut auch an der Stirn weh. Wenn man das Teil einigermaßen regelmäßig verwenden will, braucht man einen starren Kopfriemen, der das Gewicht besser verteilt. Meta verkauft das als “Elite Strap” für happige 80 Euro, aber es gibt auch Drittanbieter, die sowas verkaufen. Jedenfalls verstehe ich nicht, warum Meta das Headset nicht direkt mit einem brauchbaren Kopfriemen anbietet.

Die Quest 3 ist quasi in allen Belangen der Quest 2 überlegen. Lediglich die Akkulaufzeit ist eine Idee kürzer, aber ich hatte ja schon am Anfang gesagt, dass man eigentlich eh nach spätestens einer Stunde eine Pause machen muss, zumindest für mich passt das also. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, euch erstmals ein VR- beziehungsweise Mixed-Reality-Headset zu kaufen, könnt ihr auf jeden Fall zuschlagen – ihr kriegt zurzeit kein besseres Stand-alone-Headset als die Quest 3. Wenn ihr eine Quest 2 habt, würde sich ein Umstieg langfristig lohnen, das müsst ihr aber nicht überstürzen, weil es zurzeit noch nicht wirklich viel an die Quest-3 angepasste Software gibt. Tja, und wenn ihr Apple-Fans seid und sehr viel mehr Geld ausgeben wollt, solltet ihr auf die Vision Pro warten. Die kann zwar in der grundsätzlichen Funktionalität nicht mehr als die Quest 3, aber ihr bekommt höhere Auflösung, Augen- und Gesichtstracking und die wahrscheinlich sehr polierte Apple-Experience. Aber was ihr nicht kriegt, und das kann zurzeit wirklich nur Meta bieten: Die haben halt in den letzten Jahren eine Bibliothek mit über 1000 Spielen und Apps aufgebaut, das ist meines Erachtens das größte Alleinstellungsmerkmal. Wenn ihr übrigens mehr und detaillierte Videos zur Quest 3 und über VR allgemein sehen wollt: Es gibt hier auf YouTube einige sehr kompetente Leute, die sich ausschließlich VR und MR widmen. Zum Beispiel VoodooVR, MRTV, Zockstube VR und MoFun VR. Kann ich euch ans Herz legen, da mal reinzugucken.

Ja, achso: Gerne eure Meinung zu VR, MR und dem ganzen Rest in die Kommentare schreiben, das hilft uns immer sehr herauszufinden, was euch so interessiert. Und gerne abonnieren, also den Channel, aber auch gerne unseren Newsletter. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)