Offenbar großes Interesse an venezolanischem "Petro"

Regierung spricht von Kaufzusagen in Höhe von 735 Millionen US-Dollar. Opposition schürt Zweifel an Digitalwährung

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Einen Tag nach dem Start der Cryptowährung Petro in Venezuela hat die sozialistische Regierung den Erfolg des Projektes betont. In der ersten Verkaufsphase seien Kaufzusagen in Höhe von 735 Millionen US-Dollar getätigt worden, sagte Präsident Nicolás Maduro, der dies als "großen Erfolg" wertete.

Am Dienstag war eine erste Charge von 38,4 Millionen Einheiten der neuen Digitalwährung auf dem Markt gegeben worden. Bis zum 19. März will Venezuela insgesamt 100 Millionen Petro in Umlauf bringen. Der Wert des Petro bemisst sich an den Kosten für ein Barrel venezolanischen Erdöls, der mit 60 US-Dollar angegeben wird. Gestützt wird die Digitalwährung damit von den weitreichenden Vorkommen im Orinoco-Fördergebiet. Die dortigen Reserven sollen fünf Milliarden Barrel betragen.

Venezuela will mit der Cryptowährung zwei Ziele erreichen. Zum einen soll der ausufernden Inflation entgegengewirkt werden, zum anderen könnten mit dem Petro Geschäfte mit ausländischen Partnern finanziert werden. Derzeit existieren weltweit rund 1.000 Crypto- oder Digitalwährungen. Am meisten von sich reden macht der bereits 2009 lancierte Bitcoin. Anders als etablierte Währungen werden diese Zahlungsmittel nicht von Zentralbanken ausgegeben, sondern mit Computern errechnet. Das digitale Geld soll einen Zahlungsverkehr unabhängig von Regierungsentscheidungen und Banken ermöglichen.

Am Tag nach dem Verkaufsstart zitierten US-amerikanische und europäische Medien meist kritische Stimmen zum Petro. So hieß es bei der französischen Nachrichtenagentur AFP, von ihr angefragte – allerdings nicht namentlich zitierte – Experten seien skeptisch. Grund dafür seien "die Ungleichgewichte in der venezolanischen Wirtschaft, die hohen staatlichen Ausgaben und die Hyperinflation, die von IWF für 2018 auf 13.000 Prozent geschätzt wird".

Die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina führte hingegen eine Reihe von Kommentatoren an, die einen positiven Effekt auf die venezolanische Wirtschaft erwarten. "Der US-Ökonom Max Keiser vertrat gegenüber der Presse die Meinung, dass der Petro die richtige Methode ist, um der US-Blockade gegen Venezuela entgegenzuwirken", heißt es dort.

Der Cryptowährungsexperte David Jaramillo wies auf die Bedeutung hin, den Petro durch die natürlichen Ressourcen des Landes zu stützen. Die Digitalwährung sei damit nicht Gegenstand von Finanzspekulationen, sondern "sie wird an die internationalen Preise für Gold, Gas, Öl und Diamanten gekoppelt sein".

Vertreter der venezolanischen Opposition, von denen die US-Sanktionen gegen Venezuela befürwortet werden, griffen das Vorhaben umgehend an. Der im Ausland lebende Oppositionspolitiker Antonio Ledezma bezeichnete den Petro unter Bezug auf die offizielle venezolanische Landeswährung am Mittwoch als "falscher als ein Sieben-Bolívar-Schein". Die Cryptowährung sei noch schwächer als die jüngst abgewertete Landeswährung, so Ledezma weiter. Der Regierungsgegner José Guerra bezeichnete den Rückgriff auf die Erdölreserven des Landes für die neue Cryptowährung indes als verfassungswidrig.

Am 20. März wird der Verkauf des Petro an Privatpersonen und private Unternehmen beginnen, dafür sind 44 Millionen Einheiten reserviert. Die restlichen 17,6 Millionen Petro werden von einer eigens eingerichteten staatlichen Behörde verwaltet.