Offene App-Märkte gefordert: Apples Zugeständnisse reichen US-Senatoren nicht
Das Streichen umstrittener App-Store-Regeln geht Gesetzgebern nicht weit genug. Die Zwangsöffnung des iPhones bleibt ein Thema – nicht nur in den USA.
Apples Regeländerungen beim Vertrieb von iPhone-Apps können die US-Senatoren nicht beschwichtigen, die App-Läden gesetzlich aufbrechen wollen. Apple habe nur mit "kleinen Schritten" auf die Kritik an seinem wettbewerbswidrigem Verhalten reagiert und gehe mit den angekündigten Änderungen "nicht annähernd weit genug", teilte die US-Demokratin Amy Klobuchar mit, die als Ranking Member im Unterausschuss des US-Senats für Kartellrecht sitzt.
Senatoren verlieren Vertrauen
Klobuchar hat parteiübergreifend mit weiteren Senatoren im August den Gesetzentwurf Open Markets Act eingebracht, der für umfassende Änderungen bei App Store und Google Play Store sorgen soll. Bestandteil des Gesetzesvorhabens ist auch eine Öffnung des iPhones für Sideloading und alternative App-Läden.
Der US-Kongress sei nicht länger gewillt, darauf zu vertrauen, dass IT-Konzerne "das Richtige machen", erklärte die Senatorin gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Es gebe eine "wachsende Dynamik", den Open Markets Act zu verabschieden, um "Apples und Googles Zwillings-Monopole anzugehen".
In Reaktion auf eine Sammelklage und die Untersuchung einer japanischen Regulierungsbehörde hat Apple jüngst zwei Änderungen am App-Store-Regelwerk in Aussicht gestellt: Ein Passus soll gestrichen werden, der Entwicklern und App-Anbietern untersagt, ihre Kunden außerhalb der App etwa per E-Mail zu kontaktieren und auf externe Bezahlmöglichkeiten hinzuweisen. Diese und weitere Änderungen zur Beilegung der Sammelklage stieß bei Entwicklern auf Kritik – und viel bitteren Spott. Sogenannten "Reader-Apps" – darunter fallen etwa Netflix und Spotify – will Apple künftig erlauben, in der App mit einem einzelnen Link auf eine externe Möglichkeit zum Anlegen und Verwalten eines Accounts zu verweisen.
Die Regeländerungen dürften Apple nach Einschätzung von Analysten kaum Umsätze kosten – der Konzern verdient über seine für den Verkauf digitaler Inhalte vorgeschriebene Bezahlschnittstelle an In-App-Transaktionen stets mit.
Gesetzänderungen unterwegs
Eine Gesetzesänderung könnte Apple und Google in Südkorea allerdings künftig dazu zwingen, andere Bezahlmöglichkeiten in Apps zuzulassen. Mit In-App-Käufen werden Milliarden umgesetzt, ein Großteil davon entfällt auf Spiele. Auch der Open Markets Act sieht vor, dass App-Anbieter ihre eigenen Bezahlmöglichkeiten verwenden dürfen.
Apple läuft gegen solche Öffnungsversuche seiner App-Plattform seit längerem Sturm, ähnliche Gesetzesentwürfe in US-Bundesstaaten scheiterten einem Bericht zufolge an aggressiver Lobby-Arbeit des Konzerns. Sideloading würde die Sicherheit der Kunden gefährden, heißt es bei Apple. Auch aus Europa gibt es zunehmend Rufe nach einer Öffnung der App-Plattformen: Wer mit den Preisen im Supermarkt nicht zufrieden ist, könne in den nächsten gehen, das müsse auch für den App-Vertrieb gelten, betonte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager im Juni.
(lbe)