Offene Fragen zum Datenschutz bei Facebook und StudiVZ
Der britische Datenschutzbeauftragte überprüft Facebook, während hierzulande die Proteste bei StudiVZ andauern.
Der britische Datenschutzbeauftragte hat das soziale Netzwerk Facebook offiziell ins Visier genommen. Grund ist die Beschwerde eines ehemaligen Nutzers des sozialen Netzwerks, wonach die US-Betreiber persönliche Daten auch nach Deaktivierung einer Mitgliedschaft speichern. Es reicht demnach nicht aus, ein eigenes Profil zu löschen, um bei der virtuellen Gemeinschaft nicht mehr gelistet zu werden. Die eingegebenen Informationen sind zwar für Dritte nicht mehr zugänglich. Facebook bewahrt sie aber trotzdem weiterhin auf für den Fall, dass man eines Tages doch wieder einen Account dort eröffnen will. Wer seine Spuren komplett verwischen will, muss sich laut dem Kundendienst der Plattform erneut einloggen und händisch jeglichen Inhalt seines Profils löschen.
"Wir sind unter anderem besorgt, dass die gesamte Last zum Ausradieren persönlicher Daten dem einzelnen Nutzer aufgebürdet wird", erläuterte Dave Evans vom britischen Information Commissioner's Office die Bedenken der Behörde gegenüber der BBC. Es müsse das übergeordnete Datenschutzprinzip gelten, dass Organisationen persönliche Informationen nur so lange wie nötig vorhalten. Man werde nun insgesamt auch die Datenschutzregeln der Webseite allgemein genauer unter die Lupe nehmen.
Bei Facebook heißt es derweil, dass man die Einwände der britischen Datenschutzbehörde ernst nehme. Man arbeite an einer Lösung, die mit der Gesetzgebung des Vereinten Königsreich vereinbar sei. Man gehe aber davon aus, dass dies schon jetzt der Fall sei. Daten von deaktivierten Profilen würden auf jeden Fall nicht aktiv genutzt. Facebook hatte erst im vergangenen Herbst bei vielen ihrer Nutzer Datenschutzbedenken im Zusammenhang mit dem Anzeigensystem "Beacon" ausgelöst. Darüber werden automatisch Nachrichten auf Profilseiten geschaltet, um Mitglieder über Neuigkeiten aus ihrem Freundeskreis auf dem Laufenden zu halten. Inzwischen ist es aber möglich, die Funktion zu stoppen.
Hierzulande sind derweil die Widerstände beim StudiVZ gegen aufgeweichte Datenschutzbestimmungen und Angebote mit personalisierter Werbung weiter hoch. Nach einem Bericht von Welt online haben sich rund 20.000 Mitglieder in Protestgruppen zusammengeschlossen. Hunderte sollen Beschwerde-E-Mails geschrieben, ein Prozent aller Nutzer soll ausgetreten sein. Dazu komme eine Art zivilen Ungehorsams, indem Verbliebene falsche Namensangaben machen. StudiVZ hat darauf inzwischen mit einem "Sicherheitshinweis" beim Versuch der Änderung der persönlichen Daten reagiert.
Das Unternehmen wollte sich mit den neuen AGB zunächst auch die Erlaubnis einholen, den Mitgliedern Werbung per SMS oder Instant Messenger zu schicken. Das Unternehmen kippte den Passus jedoch wegen zahlreicher Beschwerden. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hatte das Vorgehen von StudiVZ scharf kritisiert. Inzwischen verhandelten die Betreiber der Plattform mit dem Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix über datenschutzfreundlichere Regelungen. (Stefan Krempl) / (ad)