Offener Brief: UN soll Tests von kinetischen Anti-Satellitenwaffen verbieten

Das Outer Space Institute appelliert an die UN, Tests kinetischer Anti-Satellitenwaffen zu verbieten. Die Gefahr für den erdnahen Raum sei einfach zu groß.

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(Bild: Alones/Shutterstock.com)

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Dutzende Expertinnen und Experten fordern die Vereinten Nationen auf, Tests von kinetischen Antisatellitenwaffen zu verbieten. Angesichts der rapide wachsenden Zahl von künstlichen Satelliten in der Erdumlaufbahn wachse die Gefahr durch Weltraumschrott und Trümmer für alle Formen der Nutzung des Weltraums, schreiben sie in einem offenen Brief des Outer Space Institutes. Um einen nachhaltigen Umgang mit dem Weltraum zu fördern, seien neue Vorgehensweisen nötig und ein wichtiger Schritt wäre es, Tests von kinetischen Antisatellitenraketen global zu ächten. Die UN-Generalversammlung solle das Thema deswegen auf die Agenda setzen.

Antisatellitenwaffen (ASAT) sollen im Orbit befindliche Satelliten zerstören oder zumindest unschädlich machen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze, einer sind kinetische Angriffe, bei denen vom Boden oder vom Weltraum aus Projektile mit hoher Geschwindigkeit auf Satelliten gefeuert werden. Wegen der hohen Energien, die bei solchen Kollisionen auftreten, würden Trümmer oft auf sehr exzentrische Bahnen geschleudert, die mehrere Satellitenebenen streifen, heißt es in dem Brief. Wenn auch nur ein Trümmerteil nach dem Test einer kinetischen Antisatellitenwaffe einen anderen Satelliten trifft, drohten massive Konsequenzen und ein Schneeballeffekt, durch den letztlich ganze Bahnen leergeräumt werden könnten. Nicht verboten werden müssten demnach Tests, bei denen Satelliten nur passiert, aber nicht getroffen werden.

Als konkretes Beispiel verweisen die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen auf einen indischen Test aus dem Jahr 2019. Im Rahmen der "Mission Shakti" hatte Indien damals als vierte Nation mit einer Rakete einen Satelliten im Erdorbit zerstört. Dabei waren Hunderte Trümmer entstanden und in teilweise extreme Umlaufbahnen geschleudert worden, zeigt eine Illustration in dem Brief. Obwohl der zerstörte Satellit in lediglich 280 Kilometern Höhe unterwegs war, erreichten Trümmer die Bahnen der Raumstationen ISS und Tiangong sowie verschiedener geplanter und bereits realisierter Mega-Konstellationen wie Starlink und OneWeb. Der NASA-Chef den Test damals mit scharfen Worten kritisiert und eine "schreckliche, schreckliche Sache" genannt.

Unterzeichnet haben den offenen Brief unter anderem der ehemalige ESA-Chef Jan Wörner, Australiens Ex-Premierminister Kevin Rudd, die Nobelpreisträger Michel Mayor, John Polanyi und John Mather, sowie die Astronauten Chris Hadfield, Robert Thirsk, Chiaki Mukai und Dafydd Williams. Sie weisen damit auch darauf hin, dass mehrere Staaten bereits erklärt hätten, solche Tests seien zu vermeiden. Gleichzeitig habe sich kein Staat dafür ausgesprochen, derartige Tests als angemessen oder legal anzusehen. Es gebe bereits ein gewisses Momentum, das nun genutzt werden müsse. Derweil steige die Gefahr durch solche Tests angesichts der wachsenden Zahl von Satelliten rasch an.

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(mho)