Office-Suite mit Java-Antrieb gratis

Das kalifornische Softwarehaus ThinkFree präsentiert eine Microsoft-kompatible Office-Suite, mit der alle Java-tauglichen Rechnern lokale oder auf einem Server des Anbieters gespeicherte Dokumente bearbeiten können.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das kalifornische Softwarehaus ThinkFree präsentiert eine Office-Suite, mit der alle Java-tauglichen Rechner lokale oder auf einem Server des Anbieters gespeicherte Dokumente bearbeiten können. Sie ist zumindest laut Aussagen des Herstellers mit Microsofts Office-Suite kompatibel.

Eigentlich hatte der Hersteller das ThinkFree Office erst für den 4. Juli angekündigt; wer die Webseite besucht, kann sich die einzelnen Module der insgesamt 8 MByte umfassenden Suite aber schon heute kostenlos auf den Rechner laden. Hat man sich seinen Account auf der Webseite einrichten lassen, bekommt man gleich Zugriff auf zwei Dienste: Zum einen beginnt der Browser automatisch mit dem Download der Java-Programme, und zum anderen bekommt man, wenn die lokale Software erst einmal komplett ist, auch die Möglichkeit, damit online zu arbeiten. Gleich nachdem man sich zum Download angemeldet hat, schaltet der Anbieter 20 MByte Plattenplatz auf seinem Server frei, die zusätzlich zu den lokalen Verzeichnissen in ThinkFrees Filemanager auftauchen. Solange der Rechner Zugang zum Internet hat, kann der Anwender jederzeit per Mausklick entscheiden, ob er lokal oder auf dem Server arbeiten will.

Die aktuell angebotenen ThinkFree-Bestandteile – Filemanager Folders, Write, Calc, Präsentationssoftware Show, Bildersammlung Clipart, Speller und Help Viewer – gibt es derzeit nur auf Englisch für Windows 98 und NT sowie für Red Hat Linux 6.1. Die Unterstützung anderer Sprachen und der Betriebssysteme MacOS, weiterer Linux-Distributionen und von Solaris will ThinkFree bald nachlegen. Die Programme arbeiten mit eigenen Dateiformaten, die Microsoft-Kompatibilität beschränkt sich also auf die ähnliche Benutzungsoberfläche. Immerhin sind aber Import und Verarbeitung von Microsoft-Dokumenten problemlos möglich. Nur wer etwa die schon jetzt in Menüs vorgesehene Möglichkeit nutzen will, den Zeichensatz zur richtigen Wiedergabe von Umlauten umzuschalten, muss das betreffende Dokument vorher im ThinkFree-Dateiformat abspeichern.

ThinkFree will sich nach eigenen Aussagen mit Werbeeinnahmen finanzieren, bislang ist aber sowohl auf der Webseite als auch in der Software keine Spur von Reklame zu entdecken. Dennoch haben sich die Kalifornier schon jetzt Mühe gegeben, zukünftigen Sponsoren ein Minimum an Aufmerksamkeit zu sichern: Man braucht zum anfänglichen Aufruf des ThinkFree-Filemanagers, der auch den Start der Anwendungsprogramme ermöglicht, immer noch den Umweg über die ThinkFree-Webseite: Folders ist nämlich nur über einen dortigen Login-Account zu starten. Danach allerdings kann man die Internet-Verbindung bedenkenlos kappen und trotzdem mit Write und Co. arbeiten.

Bei ersten Tests in der c't-Redaktion outete sich Calc als Alpha-, Show als Beta-Version. Bei allen Anwendungen traten außerdem Schwierigkeiten beim Drucken zu Tage. Dennoch machen die Programme den Eindruck, als ob es bis zur endgültigen Fertigstellung nicht mehr weit ist. Und selbst wenn die Suite der etablierten Konkurrenz noch nicht in allen Details ebenbürtig ist – schneller als die behäbigen Platzhirsche agiert sie allemal. (hps)