Offline: Gaza nach weiteren Angriffen nahezu ohne Internet und Mobilfunk

Am Freitag ging im Gazastreifen der bislang größte noch halbwegs betriebsbereite Provider Paltel in die Knie. Auch Hilfskräfte und Retter sind nun offline.

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(Bild: iHaMoo/Shutterstock.com)

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Mit "bisher nie gesehener Feuerkraft" und mithilfe von Bodentruppen geht das israelische Militär nach eigenen Angaben mittlerweile gegen die islamistische Organisation Hamas im Gazastreifen vor. Diese hatte zuvor Israel am 7. Oktober überraschend angegriffen. Die ausgeweiteten Kämpfe haben auch massive Folgen für die Internet- und Mobilfunkversorgung in dem Gebiet. Die britische Beobachtungsstelle NetBlocks markiert den 27. Oktober als den Tag mit der bislang größten Unterbrechung der Internetverbindung seit Beginn des erneut aufgeloderten Konflikts. Dem Großteil der betroffenen Bewohner sei es nicht mehr möglich, zu telefonieren oder Online-Dienste zu nutzen. Zuvor sah sich das bislang größte noch halbwegs funktionable lokale Telekommunikationsunternehmen Paltel gezwungen, die Segel zu streichen.

Das Telko-Unternehmen Paltel erklärte auf Facebook, es bedaure, dass angesichts der Lage alle Kommunikations- und Internetdienste im Gazastreifen eingestellt seien. "Die heftigen Bombenangriffe in der letzten Stunde führten zur Zerstörung aller verbliebenen internationalen Routen." Damit seien sämtliche Kommunikationsdienste unterbrochen. NetBlocks meldete parallel angesichts von Berichten über schwere Bombardierungen einen "Zusammenbruch der Konnektivität im Gazastreifen". Telekommunikationsverbindungen hätten angesichts der anhaltenden Kämpfe schon seit Tagen gelitten. Eine Kommunikation der Gaza-Einwohner mit der Außenwelt sei kaum mehr möglich.

Wenige Stunden vorher berichtete NetBlocks unter Verweis auf Echtzeit-Netzwerkdaten, dass mit NetStream ein weiterer noch operierender Internetanbieter in Gaza zusammengebrochen sei. Der Betreiber hatte seine Kunden zuvor darüber informiert, dass er seine Dienste aufgrund einer gravierenden Knappheit an Treibstoffvorräten einstellen müsse. Doug Madory von der Netzanalysefirma Kentik sagte dem US-Sender NBC, die Ausfälle seien schlimmer als während des Vorläuferkrieges 2014. Damals hätten Provider ihre Verbindungen zur Außenwelt mithilfe von Notstrom-Aggregaten und zusätzlicher Infrastruktur noch halbwegs aufrechterhalten können, auch wenn viele Kunden etwa wegen Problemen mit der Stromversorgung keinen Zugang zu den Diensten gehabt hätten.

Der Palästinensische Rote Halbmond warnte am Freitag, dass die Störungen wahrscheinlich zu erheblichen Problemen für die Rettungsdienste in Gaza führten: "Wir haben den Kontakt zur Einsatzzentrale im Gazastreifen und allen unseren dort operierenden Teams vollständig verloren, weil die israelischen Behörden sämtliche Festnetz-, Mobilfunk- und Internetkommunikation abgeschnitten haben." Auch die Weltgesundheitsorganisation, andere Hilfsdienste und Medien beklagten, dass sie ihre Mitarbeiter in Gaza nicht mehr erreichten. Die Hamas sieht mit den Blockaden des Internet- und Telefonzugangs die Absicht der "Besatzungstruppen" verknüpft, "weitere Massaker" vor den "Augen der Presse und der Welt" zu verbergen.

(tiw)