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Offshore-Windkraft ersetzt Offshore-Ölförderung

Sascha Mattke
Offshore-Windkraft ersetzt Offshore-Ölförderung

Während fossile Öl- und Gasfelder in der Nordsee aufgrund sinkender Preise aufgegeben werden, gibt es einen Boom bei Offshore-Windkraft. Entscheidend dafür ist die Unterstützung aus der Politik.

Angesichts von Ölpreisen von nur noch rund 50 Dollar pro Barrel könnten in diesem Jahr volle 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee geschlossen werden, prognostiziert die Beratungsfirma Wood Mackenzie [1]. Selbst wenn sich der Ölpreis bis auf 85 Dollar pro Barrel erholt, dürften Ölunternehmen in den nächsten fünf Jahren demnach 140 Nordsee-Felder aufgeben. Gleichzeitig aber gibt es einen Boom bei Offshore-Windkraft, von dem Küstenstädte ebenfalls stark profitieren können, berichtet Technology Review online in "Von Offshore-Öl zu Offshore-Windkraft [2]".

Aberdeen in Schottland etwa war viele Jahre lang das Zentrum der britischen Offshore-Öl- und Gasindustrie. Jetzt befindet sich die Stadt inmitten einer Energiewende, bei der die Nordsee von einem Reservoir für fossile Brennstoffe zum wichtigsten Standort für Offshore-Windkraft weltweit wird. In der Nordsee sind bereits 3000 Offshore-Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 10 Gigawatt in Betrieb. Bis 2030 sollen pro Jahr durchschnittlich 4 weitere Gigawatt hinzukommen, so dass die Gesamtkapazität auf 60 Gigawatt steigen würde. Heute macht Offshore-Windkraft etwa 1,5 Prozent der gesamten Stromerzeugung in Europa aus. Bis 2030 dürfte dieser Anteil auf 7 Prozent steigen, sagt der Branchenverband WindEurope [3] voraus.

Möglich ist dieser Boom nur, weil Regierungen Offshore-Strom großzügig fördern. Das kanadische Unternehmen Northland Power [4] ist der Hauptentwickler für das 2,8 Milliarden Euro teure Gemini-Projekt vor der niederländischen Küste; er hat einen Vertrag über die Belieferung des niederländischen Stromnetzes für 162 Euro pro Megawattstunde über 15 Jahre abgeschlossen – weitaus mehr, als im Großhandel zu erzielen wäre. Ohne staatliche Preisstützung wäre der Windpark "absolut nicht gebaut worden", sagt Boris Balan, Leiter Geschäftsentwicklung Europa bei Northland.

[Korrektur, 5.7.2016, 11.10 Uhr: In der vorherigen Fassung dieser Meldung waren die Angaben zu Kilowatt- bzw. Megawattstunde durcheinander gekommen. Richtig ist, dass der Vertrag über die Belieferung des niederländischen Stromnetzes über 162 Euro pro Megawattstunde über 15 Jahre abgeschlossen ist. jle]

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3252530

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.woodmac.com/
[2] https://www.heise.de/hintergrund/Von-Offshore-Oel-zu-Offshore-Windkraft-3252517.html
[3] https://windeurope.org/
[4] http://www.northlandpower.ca/
[5] https://www.heise.de/hintergrund/Von-Offshore-Oel-zu-Offshore-Windkraft-3252517.html
[6] mailto:s.mattke@gmail.com