Ohne GPS: Maxar nutzt visuelles Navigationssystem für militärische Drohnen

Maxar Intelligence nutzt Bilddaten der Bordkamera einer Drohne und gleicht sie mit 3D-Geländedaten für eine Positionsbestimmung ab. GPS wird nicht benötigt.

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Ansicht eines Geländeabschnittes aus Sicht einer Drohne mit Positionsdaten.

Die Teilkomponente des GPS-losen Navigationssystems, Raptor Guide, nutzt ein Drohnenvideo zur Positionsbestimmung.

(Bild: Maxar Intelligence)

Lesezeit: 3 Min.

Maxar Intelligence, eine Tochter des US-Satellitenunternehmens Maxar Technologies, hat mit Raptor ein visuell basiertes Navigationssystem entwickelt, das komplett ohne GPS auskommt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Das System soll vornehmlich in militärischen Drohnen eingesetzt werden, etwa dann, wenn die Drohnen in Gebieten operieren sollen, in denen das GPS-System gestört ist.

Raptor nutzt detaillierte 3D-Modelle der Erdoberfläche. Maxar-Intelligence überführt dazu Bilder der hauseigenen Erdbeobachtungssatelliten in 3D-Daten. Eine mit Raptor ausgestattete Drohne vergleicht diese 3D-Geländemodelle mit den aktuellen Bildern, die die Kamera der Drohne liefert. Die Drohne kann dadurch ihre genaue Position bestimmen und entsprechend orientieren. Das funktioniert in Echtzeit, schreibt Maxar Intelligence, und soll auch bei Dunkelheit klappen. Wie das genau funktionieren soll, lässt das Unternehmen allerdings offen.

Dahinter steckt ein System, das im Wesentlichen auf drei Komponenten aufbaut. Raptor Sync gleicht die Videoaufnahmen der Drohne mit den Geländedaten ab. Raptor Guide bestimmt daraus die Position der Drohne. Eine dritte Software, Raptor Ace, läuft auf Rechnern einer Bodenstation, die in Kontakt zur Drohne steht. Das ermöglicht es, präzise Bodenkoordinaten aus den Videoaufnahmen der Drohnenkamera zu extrahieren.

Die 3D-Geländedaten werden regelmäßig aktualisiert, verspricht Maxar Intelligence. Es sei auch möglich, auf Kundenwunsch bestimmte Regionen mit den eigenen Erdbeobachtungssatelitten neu zu erfassen und aktuellste Daten zu liefern. Die Umwandlung der Satellitenbilder in 3D-Daten erfolgt mit der Technik des 3D-Geospatial-Spezialisten Vricon. Maxar hatte das Unternehmen bereits 2020 übernommen.

Maxar Intelligence sieht Anwendungsmöglichkeiten im kommerziellen Bereich, vornehmlich aber eine militärische Nutzung. Da das System keine GPS-Signale benötigt, können Waffensysteme, die auf eine exakte Positionsbestimmung angewiesen sind, auch dann noch funktionieren, wenn das GPS-Signal gestört ist. Die Daten dafür liefern Drohnen, die mit Raptor ausgestattet sind. Das System kann auf beliebigen Kamera-Drohnen verwendet werden, ist also nicht auf einen bestimmten Typ beschränkt. Das ermöglicht es, dass Drohnen und autonome Systeme ihre Navigationsdaten austauschen können, um so in militärischem Einsatz vernetzt zu agieren. Das ist auch mit Bodensystemen und anderen Zielsystemen möglich, heißt es von Maxar Intelligence.

Das System sei von Maxar Intelligence mit mehreren Kunden vorab mehrere Monate lang getestet worden. Maxar Intelligence hat sein Geschäftsmodell mit dem Raptor-Navigationssystem angepasst. Bisher lieferte das Unternehmen lediglich Satellitenbilder und -daten an Kunden und stellte spezielle Softwarelösungen bereit. Nun ist Maxar Intelligence zusätzlich zu einem Systemanbieter geworden.

(olb)