OmniCard 2002: Kartenmissbrauch nimmt zu

Fachleute zeigen sich skeptisch, dass die Biometrie eine schnelle Lösung gegen die Fälschungen und Betrügereien darstellt.

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Von
  • Richard Sietmann

Der Missbrauch mit Kredit- und Scheckkarten nimmt zu. Im Jahr 2000 verzeichnete die amtliche Kriminalstatistik 55.747 gemeldete Fälle von Kreditkartenbetrug, mehr als doppelt so viele im Vergleich zu 1998. Die Aufklärungsquote liegt nur bei rund 40 Prozent.

"Kartenfälschungen sind der am schnellsten wachsende Tatbestand", erklärte Patrick Diemer, Geschäftsführer von Visa International Deutschland, auf der heute eröffneten OmniCard 2002 in Berlin. An Deutschlands führenden Kongress zur Chipkartentechnik, der noch bis zum Freitag andauert, nehmen mehr als 500 Fachleute aus der Branche der Kartenhersteller, Zahlungssystembetreiber sowie Anwender teil.

Im vergangenen Jahr musste Visa Deutschland, wie Diemer ausführte, für jede der 7,1 Millionen Visa-Karten im Umlauf knapp 5 Mark (2,56 Euro) als missbrauchsbedingte Abschreibung in Kauf nehmen -- insgesamt immerhin 0,14 Prozent des gesamten Umsatzes. Auf das Internet, so Diemer, entfalle nur ein Anteil von 5 Prozent der Ausfälle; die Hälfte geht auf die fälschungsanfälligen Magnetstreifen zurück, die EuroCard, Master und Visa jetzt schrittweise durch Chipkarten ersetzen.

Ein zentrales Thema auf der OmniCard sind daher Sicherheitsmechanismen der Chipkartentechnik, wo sich insbesondere die Biometrie mit Fingerabdruck, Gesichtserkennung und anderen individuellen Merkmalen als PIN-Ersatz anbietet.

Hier allerdings goss Christoph Thiel vom Informatikzentrum der Sparkassenorganisation (SIZ) Wasser in den Wein all derer, die mit biometrischen Verfahren die Vorstellung einer absolut zuverlässigen Identifizierung verknüpfen und sich davon einen 'quick fix' des Kartenmissbrauchs erhoffen. "Biometrische Systeme sind zur Zeit auf Grund ihrer mangelnden Reife oder hohen Systemkosten noch nicht für einen flächendeckenden Einsatz beim Endkunden in sicherheitsrelevanten Anwendungen wie Homebanking oder an SB-Terminals oder Geldausgabeautomaten geeignet", fasste Thiel das Ergebnis der Untersuchungen des SIZ zusammen. (Richard Sietmann) / (anw)