OneDrive for Business verändert Dateiinhalte

Eine dokumentierte Funktion von Microsofts Cloud-Speicher für Firmen sorgt für Beunruhigung: In die Cloud geladene Dateien werden auf dem Server verändert. Diese Änderungen sind auf die Synchronisation zusätzlicher Metadaten zurückzuführen.

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Von
  • Markus Widl

Microsofts Cloud-Speicher OneDrive for Business ändert bei der Synchronisation den Inhalt von Dateien. Das sorgte bei Nutzern des Dienstes für Skepsis; unsere Recherchen zeigen allerdings, dass es sich um eine beabsichtigte Funktion handelt. OneDrive versorgt die Dateien mit zusätzlichen Metadaten und passt diese dann gegebenenfalls auch an, was zu einer Änderung des Dateiinhaltes und auch der entsprechenden Checksummen führt.

Die Beobachtungen zeigen in manchen Szenarien Änderungen am Dateiinhalt, die nach der Synchronisierung von einem auf einen anderen Computer auftreten. Der beschriebene Sachverhalt betrifft ausschließlich OneDrive for Business (ehemals SkyDrive Pro), welches primär von Unternehmen mit SharePoint 2013 im eigenen Rechenzentrum oder gehostet im Rahmen von SharePoint Online genutzt wird. Die für Privatanwender vorgesehene Version von OneDrive zeigt dieses Verhalten nicht.

Die OneDrive-Dokumentbibliothek in SharePoint

In SharePoint können Administratoren für jeden Anwender jeweils eine persönliche Webseite bereitstellen, die unter anderem die sogenannte OneDrive-Dokumentbibliothek enthält. Anwender können dann den Inhalt der Bibliothek mit Windows-Endgeräten mit Hilfe des OneDrive for Business Sync Clients synchronisieren. Die Bibliotheken arbeiten auf den ersten Blick wie Ordner im Dateisystem, haben aber weitere Funktionen: Unter anderem stellen sie Metadaten bereit, die zusätzliche Informationen erfassen. Dazu gehören beispielsweise der Freigabestatus des Dokuments, die verwendete Sprache und die Zielgruppe.

Ändert der Anwender dann etwa den Freigabestatus, kann diese Information auch im Text eines Word-Dokuments enthalten sein, ohne dass der Anwender ihn manuell nachpflegen muss. Durch diese Metadatensynchronisation wird der eigentliche Dokumenteninhalt aber nicht geändert. Da die Metainformationen auch in den Dateien selbst enthalten sind, kann der Anwender auch offline mit ihnen arbeiten.

Der Inhalt von OneDrive for Business wird im Windows Explorer angezeigt und ist dort auch offline verfügbar.

Die dahinter liegende Technik nennt sich Property Promotion und Demotion und kommt bei SharePoint bereits seit mehreren Jahren zum Einsatz. Die beobachteten mysteriösen Änderungen an den Dateien kommen zustande, wenn der Server die Metadaten einer Datei anpasst, ohne dass sich dabei deren Inhalt ändert. Allerdings sind nicht alle Dateitypen von Property Promotion betroffen: PDF-Dateien und Bilder bleiben beispielsweise unverändert.

Sollte dieses Verfahren in der eigenen Umgebung nicht geeignet oder unerwünscht sein, kann es bei Bedarf deaktiviert werden. Allerdings gibt es dafür keine Option in der grafischen Oberfläche, sondern es sind dazu einige Zeilen PowerShell-Scriptcode oder .NET-Code erforderlich.

Property Promotion kann über die Eigenschaft ParserEnabled der Klasse SPWeb abgeschaltet werden. Unter SharePoint 2013, kann dies beispielsweise mit PowerShell erledigt werden:

$web = Get-SPWeb -Identity https://beispielseite.de
$web.ParserEnabled = $false
$web.Update()

Die PowerShell-Erweiterung von SharePoint Online unterstützt dies dagegen nicht. Hier kann das Verhalten mit Hilfe einer sogenannten Sandbox Solution auf den persönlichen Webseiten der Anwender unterdrückt werden. (fab)