Online-Werbung: IAB greift E-Privacy-PlÀne der EU an

GebĂ€ude des Europaparlaments in StraĂburg.
(Bild: europarl.europa.eu)
Die Werbeindustrie macht gegen die kommende E-Privacy-Verordnung der EU mobil. Wenn Kunden Websites nutzen könnten, ohne der Ăbermittlung von Daten zuzustimmen, sei das quasi eine Lizenz zum Ladendiebstahl, behauptet der Chef des Werbeverbandes IAB.
Der Chef des Online-Werbung-Verbands Interactive Advertising Bureau (IAB) hat in einem Gastbeitrag auf Business Insider [1] in harschen Worten die PlĂ€ne der EU fĂŒr eine ePrivacy-Verordnung [2] scharf angegriffen. Die Verordnung soll bereits 2018 in Kraft treten und die Nutzerdaten im Internet umfassender als bisher schĂŒtzen [3].
"Erlaubnis zum Ladendiebstahl"
Rothenberg greift die PlĂ€ne scharf an: Insbesondere ein mögliches Verbot, Nutzer, die einer DatenĂŒbermittlung nicht zustimmen, von dem Besuch einer Website auszuschlieĂen, wĂ€re aus seiner Sicht desaströs. Der US-Manager vergleicht dies mit einer Erlaubnis zum Ladendiebstahl. Damit sei eine Grundfunktion des Internets â Rothenberg bezeichnet so die derzeitige Praxis der Werbeauslieferung â auĂer Kraft gesetzt. Dies sei in niemandes Interesse: So mĂŒssten Verbraucher jeden Monat Hunderte Euro zahlen, wenn sie individuell fĂŒr die bisher werbefinanzierten Dienste zahlen mĂŒssten.
Die Folgen wĂ€ren laut Rothenberg auch politisch desaströs. Da nur wenige Verbraucher bereit seien, die zum Betrieb von Medien notwendigen UmsĂ€tze freiwillig zu zahlen, mĂŒssten viele Medien ihren Betrieb einstellen â "und das zu Zeiten, in denen immer mehr autoritĂ€re Regierungen versuchen, mehr Kontrolle ĂŒber Medien und Unterhaltungsindustrie zu erlangen." Bereits im Mai hatten sich europĂ€ische Verleger Ă€hnlich geĂ€uĂert [4].
Sondererlaubnis fĂŒr Werbung
Als Lösung schlĂ€gt Rothenberg vor, in die noch in Arbeit befindliche Verordnung eine Generalerlaubnis fĂŒr Werbetreibende aufzunehmen. So könne eine gesundes GeschĂ€ftsklima fĂŒr Medien und Nutzer aufrechterhalten werden. Generell plĂ€diert er dafĂŒr, den Vorrang der PrivatsphĂ€re in der Gesetzgebung fallen zu lassen. Stattdessen sollten Firmen neue AnsĂ€tze zum Schutz der PrivatsphĂ€re entwickeln, die den Erwartungen der Konsumenten und den MarktrealitĂ€ten gerecht wĂŒrden.
Die notwendige Anpassung der Werbeindustrie an die ab kommenden Jahr gĂŒltige EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die ePrivacy-Verordnung sind auch ein Thema der Mitte September in Köln stattfindenen Fachmesse fĂŒr Onlinewerbung dmexco [5]. Zahlreiche Dienstleister wollen Unternehmen dabei helfen, ihre Plattformen an die neuen Gesetzeslage anzupassen. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass hier in der IT-Branche allgemein noch groĂer Nachholbedarf [6] herrscht. (jo [7])
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https://www.heise.de/-3802343
Links in diesem Artikel:
[1] http://www.businessinsider.de/european-regulators-are-about-to-kill-the-digital-media-industry-2017-8?r=US&IR=T
[2] https://www.heise.de/news/Verleger-warnen-vor-ePrivacy-Verordnung-3727272.html
[3] https://www.heise.de/news/Analyse-EU-Kommission-verschlimmbessert-Entwurf-zur-E-Privacy-Verordnung-3594716.html
[4] https://www.heise.de/news/Verleger-warnen-vor-ePrivacy-Verordnung-3727272.html
[5] http://dmexco.de/
[6] https://www.heise.de/news/Studie-Unternehmen-glauben-nur-auf-neuen-Datenschutz-vorbereitet-zu-sein-3784634.html
[7] mailto:jo@ct.de
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