Open Source Summit: Demokratisierung von Telko-Netzen

Die Linux-Foundation mischt auch bei der Telko-Standardisierung mit. Auf dem Open Source Summit in Wien präsentierte das CAMARA-Projekt gleich 25 APIs.

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5G im grünen Gitternetz

(Bild: iX)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Udo Seidel

Unter dem Dach der Linux Foundation haben sich auch etliche Projekte aus dem Telko-Bereich versammelt. Ein recht wichtiges, wenn auch wenig bekanntes ist CAMARA: Nach einigen Jahren Arbeit hinter den Kulissen präsentiertes es auf dem Wiener Open Source Summit konkrete Ergebnisse. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Telko-Firmen wie Telekom und AT&T, aber auch Hardware- und Software-Hersteller wie beispielsweise IBM, Microsoft und Google Cloud. Inzwischen umfasst die Mitgliederliste mehr als 390 Organisationen.

Bei CAMARA geht es – aus der Hubschrauber-Perspektive – um standardisierte, herstellerübergreifende APIs für Telekommunikationsdienstleistungen. In Wien hat CAMRARA im Zuge einer sogenannten Meta-Release gleich 25 APIs auf einmal vorgestellt. Ein gutes Beispiel, was das konkret heißt, ist das Erkennen eines SIM-Austauschs: Jeder Telko-Anbieter hat eine API dafür. Wer aber herstellerübergreifend arbeiten will oder muss, muss entweder doppelt und dreifach Entwicklungsarbeit leisten oder eine Abstraktionsschicht finden. Oder man verwendet eine standardisierte API – wie die aus dem CAMARA-Projekt. Tatsächlich ist die SIM-Swap-API Bestandteil der Meta-Release Herbst 24. Die nächste ist für das Frühjahr 2025 geplant. Generell ist eine Veröffentlichung alle sechs Monate vorgesehen.

In Swagger ist die CAMARA-API zum SIM-Austausch beschrieben.

(Bild: Screenshot)

Die Meta-Release Herbst 24 enthält vier verschiedene Kategorien von APIs. Manche haben die Version 1.0.0 erreicht und gelten nun als stabil. Manche sind weiter fortgeschritten, andere komplett neu. Diese lassen sich nochmal unterteilen. Einmal eher klassische APIs wie die zum Status-Check für das Weiterleiten von Anrufen des Telko-Dienstleisters. Und da ist eine neue Klasse: Abonnieren von Benachrichtigungen im Cloud-Event-Format. Ein Beispiel ist der schon bekannte SIM-Karten-Tausch. Das CAMARA-Projekt ist sehr gut dokumentiert. Es gibt Wiki-Seiten, GitHub-Repos und Swagger-Einträge. Hinzu kommen noch Besprechungsprotokolle und andere Dokumentationen. Das erleichtert den Einstieg für Neulinge.

Zu dieser "Demokratisierung" im Telko-Bereich passt auch eine andere Ankündigung. Das Projekt free5GC steht nun ebenfalls unter der Schirmherrschaft der Linux-Foundation. Der Name setzt sich aus dem Mobilfunk-Standard 5G und Core (kurz für Kern beziehungsweise Kern-Netzwerk) zusammen. Die Ursprünge von free5GC liegen im akademischen Bereich. An der National Yang Ming Chiao Tung Universität in Taiwan entwickelt, sollte es Forschung im Bereich Kommunikationsnetzwerke erleichtern. Inzwischen hat es sich einer quelloffenen Implementierung eines 5G Kern-Netzes gemausert.

Von der Linux-Foundation profitiert free5GC gleich doppelt. Einmal erleichtert es die Zusammenarbeit mit verwandten Projekten oder gar die Integration. Außerdem kann free5GC auf die Erfahrung und die vorhandenen Strukturen zum Verwalten des Projektes selbst zurückgreifen. Das startet mit Hard- und Software zum Testen oder für die Qualitätssicherung. Dazu gehören aber auch Strukturen für Dokumentation, zum Abhalten von Besprechungen und bestimmte Aufsichtsgremien.

(ulw)