Oracle stellt Geschäft mit Third-Party-Daten in Europa ein

Der US-Konzern will keine Nutzerprofile mehr mit externen Daten füllen. Das Geschäft mit direkt erhobenen Daten geht weiter.

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Oracle stellt Geschäft mit Third-Party-Daten in Europa ein

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Wie das Fachmagazin Adweek berichtet, hat Oracle seine europäischen Business-Kunden unterrichtet, dass sie ab kommender Woche nicht mehr auf Third-Party-Daten zur Anreicherung von Kundenprofilen zugreifen können. Stattdessen will sich der Konzern mehr auf Daten konzentrieren, die von den Kunden selbst erhoben werden.

Data Management Platforms (DMPs) sind wesentlicher Bestandteil des Geschäfts mit personalisierter Werbung. So können Firmen über Echtzeit-Marktplätze Werbung zielgenau auf Kunden ausrichten, indem sie die Daten eines Website-Betreibers mit eigenen Daten und denen von Dienstleistern wie Oracle anreichern. So kann etwa ein Online-Versandhändler erkennen, wenn ein Kunde, der auf dem Desktop einen bestimmten Schuh angesehen hat, nun mit dem Handy-Browser im Netz unterwegs ist – und zielgerichtet Werbung genau dieses Produkts ausspielen.

Wie eine Datenpanne bei dem von Oracle geschluckten Anbieter Bluekai vor kurzem zeigte, fließen in die zugrundeliegenden Datenbanken jedoch wesentlich größere Datenbestände ein. In der von dem Magazin Techcrunch eingesehen Datenbeständen konnten einzelnen Kundenprofilen unter anderem detaillierte Browser-Historien sowie Namen und E-Mail-Adressen zugeordnet werden.

Laut Adweek gibt es juristische Bedenken, ob sich diese extensive Datenauswertung mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbaren lässt. So fragen zwar viele Anbieter von Nutzern eine Zustimmung zur Datenverarbeitung ab – dass diese Daten dann aber gehandelt und von Datenhändlern zusammengefasst werden, ist jedoch nur wenigen bewusst.

Dies ist auch Grund einer derzeit gegen Oracle anhängigen Klage. Gegenüber heise online dementiert Oracle diese Vorwürfe: So sei der Konzern nicht direkt in Auktionen der Real Time Bidding-Plattformen involviert und habe in Europa nur eine sehr geringe Datenbasis, die zudem gemäß der gesetzlichen Grundlagen verarbeitet werden. Den Klägern von der Non-Profit-Organisation "The Privacy Collective" wirft der Konzern vor, mit einer Klage gegen besseres Wissen am Verhandlungstisch Zahlungen erpressen zu wollen.

Gleichwohl verringert Oracle mit den plötzlichen Kündigungen nun das Ausmaß des Datenhandels in Europa. Ganz aussteigen will Oracle aber offenkundig nicht. So erklärte Oracle Manager Rob Tarkoff gegenüber dem Magazin AdExchanger, dass sich der Konzern zunehmen auf das Geschäft mit First-Party-Daten konzentrieren will.

(mho)