Oracles Linux-Offensive drückt den Kurs von Red Hat

Die Reaktionen auf Oracles Support-Angebot für Red Hat Enterprise Linux sind durchwachsen: Sabotiert der Datenbankhersteller Red Hats Geschäftsmodell oder wertet er den Linux-Distributor auf? Manche vermuten, Oracle wolle Red Hat übernahmereif "schießen".

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Von
  • Oliver Diedrich

Nach der Ankündigung von Oracle-Chef Larry Ellison, eine eigene Version von Red Hat Enterprise Linux als Unbreakable Linux mit umfassendem Support zu günstigeren Preisen als Red Hat anzubieten, ist der Aktienkurs von Red Hat bis zum frühen Donnerstagnachmittag (New Yorker Zeit) um über 26 Prozent eingebrochen. Die Börsianer sehen in Oracles neuem Angebot offenbar eine Bedrohung des Geschäftsmodells von Red Hat. Auch über die Absichten von Oracle wird spekuliert: Natürlich kann es nicht im Interesse des Datenbankherstellers liegen, den Linux-Distributor in die Pleite zu treiben – woher soll dann die Basis für Oracles Unbreakable Linux kommen? Eine Vermutung geht in die Richtung, Oracle wolle den Börsenwert von Red Hat drücken, um das Unternehmen übernahmereif zu "schießen".

Allerdings äußerten Analysten auch Zweifel daran, ob Red-Hat-Kunden wirklich in großer Zahl zu Oracle überlaufen: Nach einer Studie von CIO Insight unter rund 900 IT-Managern liegt Red Hat in der Kundenzufriedenheit auf Platz 1 einer Rangliste von 41 IT-Unternehmen, während Oracle auf Platz 39 landet. Red Hat Enterprise Linux werde durch Oracles Schritt aufgewertet, ist vielfach zu lesen.

Red-Hat-Sprecherin Leigh Day verweist darauf, dass die Möglichkeiten für Open Source durch Oracles Linux-Initiative größer geworden seien und Red Hats technische Führungsrolle bestätigt werde. "Wir werden Red Hat Enterprise Linux weiter für Oracle verbessern und im Markt und bei der Innovation konkurrieren", erklärte sie. Die Partnerschaft zwischen Oracle und Red Hat werde weiter fortgesetzt, betonten beide Unternehmen.

Auch Novell musste an der Börse Federn lassen: Der Aktienkurs gab seit gestern um fünf Prozent nach. Obwohl sich die Ankündigungen von Ellison auf der Oracle OpenWorld in erster Linie gegen Red Hat richteten, bietet der Datenbankriese Linux-Anwendern an, auch in laufende Support-Verträge mit Novell einzusteigen. Dennoch sieht sich Novell nicht bedroht: "Wir bieten seit über 23 Jahren Support für Betriebssysteme an", erklärte Novells PR-Chef Kevan Barney.

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