Ortsnetzanschlüsse per Funk kommen - aber langsam...

Die Münchner Telefongesellschaft Viag Interkom will verstärkt die Punkt-zu-Multipunkt-Richtfunktechnik nutzen.

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Die Münchner Telefongesellschaft Viag Interkom will im zweiten Halbjahr verstärkt Ortsnetzanschlüsse auf Grundlage des Punkt-zu-Multipunkt-Richtfunks anbieten. Mittels der drahtlosen Anschlüsse lässt sich die so genannte "letzte Meile" umgehen, also der drahtgebundene Anschluss zur Vermittlung, der sich bislang noch weitgehend im Besitz der Telekom befindet.

Viag will mit der Funk-Technik vor allem kleine und mittelständische Unternehmen an das eigene Netzwerk anschließen, heißt es. Der Direct Access genannte Endkundenzugang soll neben Sprache auch Internet-Daten transportieren. Bis Jahresende will Viag Interkom 15.000 Kunden mittels dieser Technik anschließen und bis 2003 rund eine Milliarde Mark in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Ganz bei Null müssen die Münchener aber nicht anfangen: Das Rückgrat des bundesweiten Netzwerks haben sie bereits für das eigene Mobilnetz E2 aufgebaut, sodass sie sowohl die Antennenanlagen als auch die Vermittlungstechnik dieses Transportnetzes für den zusätzlichen Verkehr der Direct-Access-Anschlüsse werden nutzen können.

Bislang ist im Ortsnetzbereich die Deutsche Telekom mit 97 Prozent Marktanteil der unumstrittene Platzhirsch. Die für den Betrieb erforderlichen Funkfrequenzen hat Viag Interkom neben etlichen anderen Telefongesellschaften im Herbst 1999 von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post ersteigert. Die Behörde hatte im Vorfeld gehofft, dass nach der Versteigerung bereits Anfang 2000 ein echter Wettbewerb im Ortsnetz einsetzt, da die Funktechnik sowohl die aufwändigen Erdarbeiten für drahtgebundene Anschlüsse als auch die Miete der Telekom-Anschlüsse erspart.

Auf einen durchschlagenden Effekt lassen aber bislang alle Ersteigerer der Richtfunkfrequenzen warten. Auch Viag Interkom wird wohl kaum kurzfristig etwas daran ändern, denn die umsatzschwachen, aber zahlenmäßig überwiegenden Privatkunden sind zunächst für keinen der Telekom-Konkurrenten interessant. Manche Unternehmen haben anscheinend noch nicht einmal den Betrieb aufgenommen – sie werden sich wohl sputen müssen, denn die Lizenzen haben sie nur mit der Auflage erhalten, innerhalb des ersten Jahres nach der Ersteigerung der Lizenzen mit der Richtfunktechnik zu starten. Viag Interkom hat bereits Lizenzen für 213 Gebiete und bewirbt sich in diesem Jahr um weitere 63 von der Regulierungsbehörde ausgeschriebene Bereiche. Die gegenwärtige Verteilung der Lizenzgebiete hat die Regulierungsbehörde auf ihrem Web-Server in einem PDF-Dokument zusammengefasst. (dz)