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Ortung muss sein Kommentare

André Kramer

Angesichts wachsender Bilderberge wird die Fotoverwaltung immer wichtiger. Mittlerweile zeichnen immer mehr Kameras, Fotohandys und Zusatzgeräte Geoinformationen auf und das Geotag könnte zum Universalmittel in der Verwaltung werden.

Ortung muss sein

Fotoverwaltung wird angesichts wachsender Bilderberge immer wichtiger. Wer aber will tagelang
Schlagwörter zu Ereignissen, Personen und Orten manuell eintragen? Neue Konzepte müssen her. Neben EXIFDatum und Gesichtserkennung sind automatisch gefundene Geoinformationen, die Geotags, das dritte Rezept zur automatischen Bildverwaltung. Geotags beantworten Fragen aller Art. Die zentrale: Welches Motiv zeigt ein Foto? Bei der Notre Dame ist das leicht aus dem Gedächtnis beantwortet, bei einem norddeutschen Fachwerkhaus nicht: Steht es in Hannover? Braunschweig? Hameln? Die zweite interessante Frage lautet: Wo befand sich der Fotograf – an der Süd- oder an der Nordseite des Motivs? Schließlich kann ein Geotag auch zu Bestimmungen ganz anderer Art herangezogen werden.

Zeigt das Foto einen Laubfrosch, kann die Geoinformation Aufschluss geben, ob es sich um den Europäischen, Chinesischen oder Kleinasiatischen handelte. Umgekehrt kann der Ort als Ausgangspunkt der Suche dienen. Nahezu alle Bildverwaltungsprogramme stellen Geotags bereits auf Landkarten dar. Der nächste Schritt ist die ortsbezogene Suche. Ein auf der Karte aufgezogenes Rechteck oder der frei gewählte Radius um einen gesetzten Punkt stellt ein effektives und intuitives Mittel zur Bildersuche dar. Bisher implementieren nur wenige Programme solche Funktionen, da noch kaum Geodaten zur Verfügung stehen. Zunächst einmal müssen die Daten ins Foto gelangen.

Programme wie GeoSetter, GPSPhotoLinker oder RoboGeo versehen Fotos mit Geodaten. Bei Aufnahmen aus dem Archiv geht das nur manuell. Man kann die Position auf Karten und Satellitenbildern aus Diensten wie Google Maps anklicken und ins Foto übertragen oder als Koordinaten eintragen. Dazu später mehr. In nahezu allen anderen Fällen kommen die Geodaten vom Global Positioning System (GPS). Beim Fotografieren trägt man einen Geologger mit sich herum, der die Daten regelmäßig aufzeichnet. Diese überträgt man anschließend auf den Rechner und synchronisiert sie anhand des Datums mit den Fotos. Spezialgeräte für ausgesuchte Spiegelreflexkameras regeln diesen Vorgang automatisch in der Kamera. Einige wenige Kameras haben so ein Modul bereits eingebaut. Wir haben sowohl Kameras, Handys und Zusatzgeräte fürs Geotagging als auch Software und Web-Dienste zur Verwaltung am Rechner und zur Präsentation im Web ausprobiert.

Das vom amerikanischen Verteidigungsministerium entwickelte GPS nutzt derzeit 32 Satelliten, um die Position mit etwa fünf Metern Genauigkeit bestimmen zu können. Außerdem erfasst es die Höhe über dem Meeresspiegel – das allerdings nur sehr ungenau. GPS arbeitet bei sonnigem und bewölktem Wetter, allerdings nicht in Innenräumen oder tiefen Schluchten. Des Geotagging mächtige Programme schreiben die Geodaten bei JPEG-oder TIFF-Dateien üblicherweise direkt in den EXIF-Header, der dafür Felder bereithält. Bei Raw-Fotos ist das nicht mit jeder Software möglich. Üblicherweise legt die Software eine XMP-Begleitdatei an. Das ist prinzipiell in Ordnung, kann aber problematisch werden, da die Metadaten dann doppelt vorliegen; beispielsweise wenn ein Programm die XMP-Datei bearbeitet und ein anderes die Infos der Raw-Datei liest oder umgekehrt.

In der Basisvariante setzen sich Geodaten aus Längengrad (Longitude) und Breitengrad (Latitude) zusammen. Im erweiterten Set kommt die Höhe dazu. Geräte, die einen Kompass enthalten, geben
außerdem die Aufnahmerichtung an. Zukünftige Geräte sollen auch die Neigung speichern können. Zum Längengrad speichert der EXIF-Header die Richtung Nord oder Süd (N, S), zum Breitengrad zusätzlich die Orientierung Ost oder West (E, W). Die Werte kommen in zwei verschiedenen Varianten vor. Einige Programme stellen die Koordinaten als Dezimalzahlen vom Typ 52,3803; 9,8063 dar. Das bedeutet in diesem Fall nördliche Länge und östliche Breite. Norden und Osten repräsentiert dieses System durch positive, Süden und Westen durch negative Zahlen. Die zweite, gebräuchlichere Variante nutzt die Präfixe N, S, E, W für die vier Himmelsrichtungen und Zahlen - kombinationen aus Grad sowie Bogenminuten und -sekunden: N 52° 22' 49"; E 9° 48' 23".

Nikon hat als erster Hersteller eine Kamera für Privatkunden im Sortiment, die einen GPS-Chip enthält. Die Coolpix P6000 schreibt Geodaten direkt ins JPEG-Foto.

Nikon hat als erster Hersteller eine Kamera für Privatkunden im Sortiment, die einen GPS-Chip enthält. Die Coolpix P6000 schreibt Geodaten direkt ins JPEG-Foto.

(Bild: Nikon)

Lediglich zwei aktuell verfügbare Kameras besitzen bereits eingebaute GPS-Chips: die Nikon CoolPix P6000 [1] und die Ricoh Caplio 500SE [2] . Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Nikon stellte im August 2008 die erste für Privatknipser gebaute Kamera mit GPS-Empfänger im soliden Metallgehäuse vor. Sie löst 13,3 Megapixel auf und kostet etwa 400 Euro. Gemessen am kleinen Sensor und der hohen Auflösung rauschen bei schwachem Licht aufgenommene Bilder vergleichsweise wenig. Im Menü lässt sich das GPS-Modul aktivieren. Es aktualisiert alle fünf Sekunden seine Position und bleibt auch im ausgeschalteten Zustand aktiv. Dann sucht es alle 90 Minuten nach dem Standort. Im Gebäude, auch am offenen Fenster, bleibt die Kamera ortsblind. Auch nach längerem Aufenthalt draußen dauerte es beim Ausprobieren 45 Sekunden bis zur Positionierung. Nach wenigen Tagen ist der Akku leer – ob man fotografiert oder nicht. Dass der Chip lange braucht und viel Strom frisst, ist ein Grund, warum bisher nicht mehr Kameras diese Funktion besitzen. Lässt man die Kamera im Freien eine Weile laufen, findet sie ihre Position zuverlässig. Wer sie immer nur kurz für ein Bild aktiviert, lässt ihr keine Zeit dazu. Hat die Kamera keine Position gefunden, schreibt sie ein aussagekräftiges „0,00; 0,00“ in die vorgesehenen EXIF-Felder. Auf der Landkarte erscheint die Stecknadel zum Foto dann im Atlantik irgendwo südwestlich von Nigeria am nullten Breitengrad auf dem Äquator – einem Ort, der Geotaggern bald zur zweiten Heimat wird.

Auch die Ricoh-Kamera 500SE besitzt ein GPS-Modul, welches JPEGs direkt mit Geodaten versorgt. Das robuste Gerät dient zur Dokumentation auf Baustellen.

Auch die Ricoh-Kamera 500SE besitzt ein GPS-Modul, welches JPEGs direkt mit Geodaten versorgt. Das robuste Gerät dient zur Dokumentation auf Baustellen.

Das Ricoh-Modell eignet sich im Unterschied zur Nikon kaum für den Sommerurlaub. Die 8-Megapixel-Kamera kostet knapp 1400 Euro. Sie soll der Dokumentation auf Baustellen dienen und ist nach der Schutzart IP 67 gegen das Eindringen von Staub und kurzzeitiges Untertauchen geschützt. Man flüstert, dass die Kamera ursprünglich im Auftrag des Militärs entwickelt wurde. Das graue Gummigehäuse wirkt mit seinen bunten Knöpfen demgemäß wie eine Mischung aus Irak-Ausrüstung und Kinderspielzeug. Im Unterschied zur Nikon fand die Ricoh bei unseren Versuchen dank langer Antenne ihre Position auch von der Fensterbank aus. Die Daten schreibt sie in den EXIF-Header oder belichtet sie inklusive Datum ins Bild. Ein eingebauter Kompass findet zusätzlich zur Position auch die Aufnahmerichtung. Das 2,5 Zoll kleine Display und das DOS-artig anmutende Menü erschweren die Handhabung. Die großen Gummiknöpfe sind aber auch mit Handschuhen zu bedienen. Mittlerweile erschien eine neue Version der Kamera mit aktuellem GPS-Chip, die schneller als die getestete Kamera ihre Position finden soll.

Das Angebot für Kameras mit GPS-Chip dürfte wachsen. So ist die Kamera ST1000 [3] von Samsung, welche Daten über WLAN oder Bluetooth auf den Rechner überträgt und dank eingebautem GPS-Empfänger automatisch mit Geodaten versieht im September zu einem Preis von 450 Euro erschienen. Bei den Handys sieht es schon besser aus. Etliche Kamerahandys besitzen eingebaute GPS-Empfänger. Das erste iPhone nutzte noch das Skyhook-System, um die ungefähre Position anhand von WLAN-Routern zu triangulieren. Die zweite Generation besaß bereits einen eingebauten GPS-Chip, der mit dem iPhone aufgenommene Fotos direkt mit einem Geotag versah. Auch Telefone anderer Hersteller können mittlerweile Geoinformationen schreiben.

Der Blitzschuh-Tagger GP-1 versorgt Spiegelreflexkameras von Nikon direkt mit Geodaten. Leider ist die Kabelverbindung etwas sperrig.

Der Blitzschuh-Tagger GP-1 versorgt Spiegelreflexkameras von Nikon direkt mit Geodaten. Leider ist die Kabelverbindung etwas sperrig.

Spiegelreflexfotografen machen bisher dicke Backen, wenn sie eine Kamera mit GPS-Empfänger wollen: Es gibt keine. Die Zubehör-Hersteller Solmeta und Dawntech – beide im deutschen Vertrieb bei www.gps-camera.eu [4] – sowie Nikon selbst bringen aber Zusatzgeräte heraus, die auf den Blitzschuh gesteckt werden. Sie versorgen Nikon-Kameras mit Geodaten, vorausgesetzt diese sind mit einem runden 10-Pin-Anschluss für Fernbedienungen ausgestattet. Das ist bei den Modellen D200, D300, D3, D2X, D700 und Fuji S5 Pro der Fall. Einige Tagger bringen auch ein Kabel mit rechteckigem Stecker für die D90 und D5000 mit. Über den Anschluss kann die Kamera die Geodaten direkt in den Metadaten der JPEG- oder NEF-Datei speichern. Leider können die Geräte ihre Daten nicht über den Blitzschuh an die Kamera schicken. Dort zeigt sich nacktes Plastik, das ausschließlich der Befestigung dient. Die Daten gelangen über ein Kabel in die Kamera.

Bei der D300 [5] verschwindet es elegant an der Vorderseite im Gehäuse. Bei der D5000 [6] und der D90 [7] muss es in die Seite. Das erschwert die Handhabung. Beim Nikon GP-1 zeigt das Kabel noch dazu im rechten Winkel aus der Kamera heraus. Solmeta und Dawntech haben mitgedacht und Stecker mit L-Stück entwickelt, die weniger Platz brauchen. Leider hat Nikon bei der Entwicklung der Einsteiger-Spiegelreflexkamera D5000 wiederum nicht an diese Zusatzgeräte gedacht. Die Buchse ist dort so angebracht, dass der L-Stecker des Solmeta N2 nach unten weist, wodurch das Kabel stark spannt. Je nach Sicht sind die Datenlogger nach ein bis zwei Minuten einsatzbereit. Dass sie etwas empfangen, signalisiert einerseits eine LED am Gerät. Zum anderen zeigt das Display auf der Rückseite des Kameragehäuses zusätzlich zur Bildvorschau und Metadatenansicht eine weitere Ansichtenoption, welche die gespeicherten Ortsdaten verrät.

Mobiltelefone der Oberklasse vereinen Telefonie, Web-Browser und Medienplayer, schießen Fotos mit 5
bis 8 Megapixeln, besitzen eingebauten Autofokus und Blitz und orten ihre Position per GPS-Chip. Zur Ortung stehen dem Handy außer GPS noch andere Möglichkeiten zur Verfügung, beispielsweise über die Position der GSM-Funkmasten. Wenn das Telefon per Internet die Satellitenpositionen abfragt, verkürzt sich die Ortung von drei auf etwa eine Minute. Das Assisted GPS genannte Verfahren unterstützen mittlerweile alle neueren Oberklasse-Handys. Wir haben uns verschiedene Vertreter exemplarisch angesehen.

Das Samsung Jét S8000 aktiviert auf Wunsch den GPS-Chip beim Verwenden der Kamera. Bevor der Chip die Position gefunden hat, lässt er den Nutzer eine Weile warten – ohne dass dieser das Gerät währenddessen verwenden kann. Die Positionierung scheiterte im ersten Anlauf. In die Fotos trug es derweil einen Haufen Nullen ein. Erst in Freiheitsstatuenpose mit dem Handy als Fackel bekamen wir ein Signal. Es taggte die kommenden drei Fotos korrekt in der Nähe des Heise-Parkplatzes. Wenige Sekunden später befanden wir uns wieder mitten im Atlantik.
Das LG GC900 Viewty Smart schaltete wie das Samsung-Gerät bei jeder Gelegenheit, beispielsweise beim Wechseln in den Standby-Modus, das GPS-Modul aus, um Strom zu sparen. Im Unterschied zu allen übrigen Handys fand es den Ort überhaupt nicht. Es trug stattdessen die Atlantikposition ein.
Das Sony Ericsson C905 zeigte bei aktivierter GPS-Ortung zwar die Geodaten im Handy in Google Maps an, die JPEG-Fotos selbst enthielten aber keine Geotags – anders beim C903, welches EXIF-Daten mit Geoinformation schrieb.

Das iPhone 3GS fragt beim Einschalten der Kamera, ob man dem Telefon die Ortsbestimmung erlauben möchte. Daraufhin findet es selbst im geschlossenen Raum sofort seine ungefähre Position. Draußen leistete es sich einige Ausreißer, speicherte aber zu jedem Foto die grobe Position in den EXIF-Daten des JPEG. Auch nach Standby und erneutem Aufruf der Kamera war die Ortsbestimmung noch aktiv. Auch das Nokia-Telefon fand nach dem Einschalten bereits im Gebäude seine ungefähre Position – mit gehöriger Abweichung von mindestens 25 Metern, aber immerhin. Nach etwa zwei Minuten verbesserte sich die Ortung qua GPS deutlich. Alle Tags erschienen sauber in den EXIF-Daten. Handy-Ingenieure setzen sich deutlich mehr mit dem Thema „Senden und empfangen“ auseinander als Kamerahersteller. Das könnte erklären, warum sie deutlich schneller in der Implementierung von GPS-Chips sind. Dass die Bilder dann auch tatsächlich Geotags erhalten, ist aber noch nicht selbstverständlich.

Die Geräte sind unterschiedlich ausgestattet. Das Nikon-Zusatzgerät GP-1 und der Dawntech-Tagger mini II können die Tags nur direkt und im Augenblick der Aufnahme speichern. Betritt man eine enge Schlucht oder ein Gebäude, ist das Signal weg und das Foto bleibt ohne Geotag. Der Pro Logger von Dawntech und Solmetas N2 merken sich die zuletzt gefundene Koordinate. Damit bekommt das Altarbild im Dom die Koordinate des Eingangsbereichs – nicht exakt die richtige, aber immerhin bekommt es eine. Der Pro Logger kann außerdem wie ein Handheld-Gerät die Reiseroute mitverfolgen und beispielsweise alle fünf Meter oder alle drei Sekunden die Koordinate in einer Track-Datei ablegen.

Das Problem der GPS-Empfänger ist ihr Stromverbrauch beim Errechnen der Position. Die Solmeta-Geräte besitzen einen eigenen Akku, Dawntech verlässt sich komplett auf den Akku der Kamera. Bei der D5000 mit 1000-mA-Akku fällt das mehr ins Gewicht als bei den größeren Modellen mit 1500-mA-Akku wie der D90 oder D300. Die Akku-Laufzeit sinkt bei täglich achtstündigem Betrieb je nach Kamera auf zwei bis drei Tage. Ohne Logger hält ein Akku durchaus eine Woche und länger. Den Nutzer belohnt der Pro Logger mit einem Pseudo-Direktstart, denn er muss nicht beim Einschalten die Position berechnen.

Das Solmeta-Gerät N2 macht die Richtung aus, in die fotografiert wird. Das lässt nicht nur Rückschlüsse auf den Standort zu, sondern auch auf das Motiv. In den Bergen beispielsweise kann der Ort des Motivs von größerem Interesse sein als die Position der Kamera. Google Earth wertet diese Information aus, indem es die Richtung als Pfeil darstellt. Die neuere Spezifikation IPTC Core 1.1 differenziert zwischen „Location Created“ und „Location Shown“, also dem Aufnahmeort und dem aufgenommenen Motiv. Mit einem Kompass im Geo-Modul ließe sich dieses Feld zukünftig vielleicht automatisch befüllen.

Dawntech hat auch ein Modul für Canon EOS 40D, 50D, 5D und ID(s) Mark III im Angebot, welches die Kamera per USB mit Geodaten versorgt. Dazu braucht man allerdings den Wireless File Transmitter, der beispielsweise bei Sportaufnahmen Fotos via WLAN versendet und wie ein Batteriegriff an die Kamera montiert wird. Kostenpunkt: 800 bis 900 Euro. Das Dawntech-Gerät wird daran per USB angeschlossen. Es kostet noch einmal etwa 170 Euro. Für Canon ist Geotagging offenbar weit weniger interessant als für Nikon.

GPS-Logger für den Blitzschuh, wie sie Jobo und Bilora vertreiben, passen auf jede Spiegelreflexkamera, versorgen diese aber nicht direkt mit Geodaten.

GPS-Logger für den Blitzschuh, wie sie Jobo und Bilora vertreiben, passen auf jede Spiegelreflexkamera, versorgen diese aber nicht direkt mit Geodaten.

Ähnlich aussehende, aber anders funktionierende Geräte bieten sich als Alternative an – auch und gerade für Fotografen, die keine der genannten Nikon-Kameras besitzen. Sie speichern nur die rohen Satellitendaten, welche später am PC in Koordinaten umgesetzt und mit den geschossenen Fotos abgeglichen werden. Die von der Firma Geotate [8] entwickelten Geräte passen auf den Blitzschuh jeder gebräuchlichen Spiegelreflexkamera. Das zuerst von der Firma Jobo [9] vermarktete Gerät heißt photoGPS. Es kann die Daten nicht direkt ins Foto schreiben, sondern speichert bis zu 1000 Koordinaten intern. Im Unterschied zu den eben beschriebenen Geräten besitzt photoGPS einen Mittelkontakt am Blitzschuh-Ansatz, über den es beim Auslösen erfährt, dass die Geodaten gespeichert werden sollen. Immerhin hängt kein langes Kabel heraus.

Mittlerweile gibt es ein baugleiches Gerät von Bilora [10] , das Photo Geotagger heißt. Beide kosten um die 100 Euro. Nach dem Laden der Fotos auf den PC schließt man den Logger über USB an und startet die Geotate-Software. Zunächst berechnet diese anhand der gespeicherten Rohdaten die Position. Anhand der Zeitstempel der Kamera und des Satellitensignals synchronisiert sie die Geodaten mit den Fotos. Bei JPEGs landen die Koordinaten direkt im EXIF-Header, bei Raw-Fotos in einer XMP-Begleitdatei. Ist so eine bereits vorhanden, überschreibt die Software sie inklusive dort gespeicherter Metadaten. Über die Funktion Geonames erfasst die Software – eine Internetverbindung vorausgesetzt – Informationen zu Stadt, Stadtteil, Bundesland und Land. Diese landen in den dafür vorgesehenen IPTC-Feldern so - wie in den IPTC-Stichwörtern.

Während die zuvor beschriebenen Blitzschuh-Tagger nach dem Einschalten die Position berechnen müssen, kennen diese Logger keine Startverzögerung. Das spart Zeit und Strom. Der Extra-Arbeitsschritt am PC ist der große Pferdefuß gegenüber den Direkt-Taggern, denn der macht das Verfahren umständlich und fehleranfällig. Ein GPS-Modul lässt sich auch an anderer Stelle unterbringen. Die SD-Karte Eye-Fi Geo [11] soll Fotos per WLAN auf den Mac senden können – wahlweise in einen beliebigen Ordner oder direkt an iPhoto. Sie fasst insgesamt 2 GByte und verbindet sich mit dem Rechner, wenn er in der Nähe steht. Ein Geotagging- Modul soll automatisch Ortsinformationen ergänzen. Leider ist die Karte nur in den USA und in Japan erhältlich. Der Hersteller mochte kein Exemplar verschicken, sodass wir die Versprechungen nicht überprüfen konnten.

Handliche GPS-Logger waren lange der einzige Weg, Fotos automatisch mit Geodaten zu versorgen. Jetzt sind sie eine günstige Alternative zu Blitzschuh-Taggern.

Handliche GPS-Logger waren lange der einzige Weg, Fotos automatisch mit Geodaten zu versorgen. Jetzt sind sie eine günstige Alternative zu Blitzschuh-Taggern.

Wer bereits eine Kamera besitzt, aber keinen dreistelligen Betrag ausgeben möchte, kommt auch günstiger zu Fotos mit Geotag. Etliche GPS-Logger zu Preisen von 50 bis 100 Euro bieten sich an, um Geodaten aufzuzeichnen. Die Geräte baumeln per Karabiner befestigt am Hosenbund oder verschwinden in der Tasche. Mit einer Akkuladung zeichnen sie über etwa sechs bis acht Stunden alle paar Sekunden einen Wegpunkt inklusive Zeitstempel auf. Das Intervall kann und sollte man geschickt wählen, damit die Position einerseits genau genug erfasst wird und andererseitsder Speicher nicht zu schnell vollläuft. Um saubere Daten zu erhalten, besitzt das Gerät idealerweise Sichtkontakt zum Satellitenzoo. In der Tasche bekommt es ein schwächeres Signal. In Bus und Bahn, Gebäuden, tiefen Schluchten oder unter Wasser funktioniert es nicht. Außerdem sollte man auf die Ausrichtung der Antenne achten. Alles, was an einer Schlaufe hängt, richtet sich durch die Schwerkraft aus. Unkontrolliert in den Rucksack geworfen, empfängt der Logger ungenau oder gar nicht.

Ein Pionier von Sony heißt GPS-CS1 [12] . Dieses etwas ältere Gerät empfängt allerdings nur unter günstigsten Bedingungen etwas. Der ATP PhotoFinder [13] besitzt immerhin ein Display. Er verspricht, JPEG-Fotos auf einer SD-Karte automatisch mit Geotags versehen zu können; im Test ließen sich die JPEGs nach dem Taggen aber nicht mehr lesen. Beliebt ist der Tracker Holux M-241 [14] . Er ähnelt dem Sony-Gerät, besitzt aber nicht nur bessere Empfangseigenschaften, sondern auch ein Display, welches über Koordinaten und die zurückgelegte Strecke Aufschluss gibt. Der Wintec WBT-201 [15] oder der RoyalTek RGM-3800 [16] leisten, wenn auch displaylos, ebenfalls gute Dienste.

Ob auf dem Blitzschuh oder in der Hosentasche aufgezeichnet: Das nachträgliche Synchronisieren der Daten am Rechner ist so angenehm, wie die Steuererklärung zu machen. Die GPS-Geräte speichern die Zeit der Atomuhr der Satelliten, in den EXIF-Daten steht aber die Zeit der internen Kamera-Uhr. Diese läuft ungenauer als eine Atomuhr und ist häufig nicht exakt eingestellt. Außerdem schert sich kaum jemand um Sommer- oder Winterzeit und die Zeitzone des Urlaubsorts. Wer seine Fotos später mit Hilfe eines GPS-Loggers georeferenzieren will, sollte also vor dem Urlaub wie vor jedem gut geplanten Bankraub die Uhren vergleichen.

Die unterschiedlichen Dateiformate der Geologger können ebenfalls zum Problem werden, denn Geotagging-Software versteht oft nur wenige Formate. Der Dateityp GPX (GPS Exchange Format) findet weite Verbreitung. Die Firma TopoGrafix [21] hat dieses offene XML-Austauschformat entwickelt. Es definiert
Wegpunkte, die zu Routen oder Tracks zusammengefasst werden. Ein Track liegt in der Vergangenheit – man hat ihn zurückgelegt und aufgezeichnet. Eine Route hat eher Vorschlagscharakter. Der wichtige
Unterschied: Der Track besitzt einen Zeitstempel für jeden Wegpunkt. Die Formate KML (Keyhole Markup
Language) oder KMZ sind zum Export nach Google Earth weit verbreitet. Sie entstammen dem Keyhole
EarthViewer. Google hat die Firma Keyhole aufgekauft und das Produkt in Google Earth umbenannt. Die
Namen der Dateiformate blieben. KML ist ebenfalls ein XML-Dialekt.

Das Format nimmt neben Koordinaten als Placemark-Elemente auch Informationen wie Namen und
Beschreibung des Orts auf. KMZ bezeichnet eine ZIP-Datei, die außer den XML-Daten auch Bilder enthalten kann. Viele Navigationsgeräte kommunizieren über den Standard NMEA-1083. Er wurde von der National Marine Electronics Association [22] , der US-amerikanischen Nationalen Vereinigung für Marineelektronik, entwickelt, um den Austausch von Geodaten zu vereinfachen. Er überträgt Positionsdaten im Klartext. Wenn das GPS-Gerät ein Format ausspuckt, die gewählte Software aber nach einem anderen verlangt, muss man die Daten konvertieren, etwa mit dem Open-Source-Programm GPSBabel [23] . Es konvertiert etliche GPS-Dateiformate über die Kommandozeile. Wer damit auf Kriegsfuß steht, kann seine Dateien online konvertieren. Zur Wahl stehen etwa die Webdienste www.gpsies.com/convert.do [24] und www.gps-data-team.com/convert.php [25].

Das kostenlose Locr GPS Photo versieht Bilder via GPS-Track oder Landkarte mit Geotags und lädt sie auf die Locr-Foto-Community.

Das kostenlose Locr GPS Photo versieht Bilder via GPS-Track oder Landkarte mit Geotags und lädt sie auf die Locr-Foto-Community.

Die wohl einfachste Variante, um geloggte Geodaten mit Fotos zu verheiraten, heißt Photomapper und stammt von Copiks beziehungsweise Christoffer Hallqvist. Das Open-Source-Programm importiert GPS-Tracks im Format GPX und JPEG-Fotos mit passendem Zeitstempel. Den Track zeigt die Software in einer eingebundenen Google Map. Über die Schaltfläche "Time adjustments" kann man die Kamerazeit der GPS-Zeit anpassen. Dann lassen sich die Fotos mit den Geoinformationen versehen und optional nach Google Earth exportieren. Das wars auch schon. Raw-Dateitypen wie NEF und CRW oder alternative Geo-Formate unterstützt das Programm nicht.

Die Freeware Locr GPS Photo soll die gleichnamige Foto-Community mit georeferenzierten Fotos versorgen. Sie eignet sich aber auch fürs Taggen am heimischen PC, indem sie JPEG-Fotos und NMEA-Tracks zusammenbringt. Die Fotos zeigt das Programm in einer Google Map. Es startet Google Earth oder die Webseite Locr.com. Wer seine Login-Daten im Reiter "Einstellungen" einträgt, kann Bilder auf die Seite laden. Die Locr-Betreiber bieten außerdem Anwendungen für Windows Mobile, Symbian und das iPhone an.

Die Freeware GeoSetter taggt Fotos per Zahleneingabe, durch Setzen eines Pins auf der Karte oder nach Import aus dem GPS-Logger.

Die Freeware GeoSetter taggt Fotos per Zahleneingabe, durch Setzen eines Pins auf der Karte oder nach Import aus dem GPS-Logger.

Der GeoSetter von Friedemann Schmidt kann Fotos auf vielseitige Weise mit Geotags versorgen. Als Kartenmaterial greift er nicht nur auf Google Maps inklusive Satellitenansicht, sondern auch auf OpenStreet-Map zu. Das Open-Source-Projekt soll detaillierte Kartendaten der ganzen Welt liefern. Neben GPX liest GeoSetter die Formate KML, KMZ und NMEA sowie Garmin- und Magellan-Trackdaten. Die Wegpunkte erscheinen auf der eingebundenen Karte. Alternativ lassen sich Koordinaten als Pin in die Karte setzen und in Fotos übernehmen. GeoSetter speichert die Koordinaten nicht nur im JPEG-Header, sondern auch in Raw-Fotos oder als XMP-Begleitdatei. Dazu nutzt er das Exif-Tool von Phil Harvey. Über den Dienst Geonames findet er zu den Koordinaten auch den Ortsnamen, das Bundesland sowie das Land und trägt alles in die zugehörigen IPTC-Felder ein.

Die Shareware RoboGeo importiert Daten von Garmin-Geräten oder GPX-Dateien und bestückt JPEG-Fotos damit. Alternativ kann man Fotos via Google Earth manuell taggen. Höhe und Aufnahmerichtung zeigt und bearbeitet es als Zahlenwerte. Leider bindet es kein Kartenmaterial ein, man operiert also blind. Die Bedienung fällt sperrig aus. Die Icons erklären sich nicht von selbst und die Einstellungen sind denkbar unübersichtlich. Unter der Haube stecken gute Ideen, die Karosserie macht aber nicht viel her.

In Mac OS X ist eine Funktion zum Anzeigen von Geodaten eingebaut. Die Vorschau bringt Fotos auf den Schirm und zeigt sofern vorhanden geografische Koordinaten als Fadenkreuz auf einer kleinen Weltkarte. Allerdings besitzt sie keine Zoom-Funktion à la Google Earth. Die Anzeige verrät bestenfalls, dass ein Foto in Mitteleuropa aufgenommen wurde. Besitzer eines neueren Macs können seit Anfang des Jahres mit iLife ’09 ein deutlich komfortableres Tool nutzen. Die Bildverwaltung iPhoto versieht in der neuesten Version Bilder mit Geodaten. Dazu klickt man mit der Maus eine Stecknadel auf einer Google-Karte an. Leider spendiert Apple für die Google-Maps-Ansicht nur ein kleines Fensterchen. Die Geodaten speichert iPhoto außerdem nicht im Bild, sondern nur in der internen Datenbank. Erst beim Export schreibt es auf Wunsch die Koordinaten in die Bilddatei – nicht ohne das Foto neu zu komprimieren.

Die Freeware GPSPhotoLinker taggt JPEG-Bilder manuell oder nach Import einer Track-Datei automatisch.

Die Freeware GPSPhotoLinker taggt JPEG-Bilder manuell oder nach Import einer Track-Datei automatisch.

Als direkte Lösung, um Fotos mit Geoinformationen zu verbinden, bietet sich der kostenlose GPSPhotoLinker an. Er lädt GPX-Dateien und befüllt Fotos auf Knopfdruck mit Geodaten. Den Zeitversatz zwischen Satellitenund Kamerazeit kann man in Stundenschritten korrigieren. Zu den importierten Geodaten findet das Tool via Geonames IPTC-Informationen zum Aufnahmeort. Alternativ lassen sich die Koordinaten auch aus einer Karte auswählen, dann versagt allerdings der Geonames-Dienst. Die Software HoudahGPS ist angenehm modular aufgebaut. Farbliche Markierungen erleichtern die Arbeit nach dem Motto "Eins nach dem anderen". Zunächst lädt man Fotos von der Festplatte oder aus einer iPhoto-, Aperture- oder Lightroom-Bibliothek. Dabei sollte man auf die Zeitzone achten. Leider gibt das Auswahlfenster keinen Aufschluss über die tatsächliche Zeitdifferenz, sondern listet nur Kontinent und Stadt auf. Wer weiß schon, wie spät es gerade in Istanbul ist? Zur Feinjustierung dient ein Eingabefeld für Sekunden. Hat man die Zeitzone bewältigt, importiert man die Track-Informationen aus einer GPX-Datei. Direkt im Anschluss taggt HoudahGeo die zuvor geladenen Bilder. Anschließend kann man sie in Google Earth begutachten oder auf Flickr und Locr publizieren.

Norbert Dörners CDFinder kann nicht nur Geoinformationen schreiben und in Google Earth zeigen, sondern auch ortsgebunden suchen.

Norbert Dörners CDFinder kann nicht nur Geoinformationen schreiben und in Google Earth zeigen, sondern auch ortsgebunden suchen.

CDFinder zeigt, dass man mit Geodaten mehr anfangen kann, als Fotos in Google Earth zu platzieren. Der Dateiverwalter blendet bei allen Fotos mit Geoinformationen ein rotes Icon in der unteren Bildecke der Vorschau ein. Die Geotags zeigt er nicht nur auf einer Landkarte an. Als eines der ersten Programme besitzt CDFinder eine Suchfunktion, die nach diesen Informationen auch sinnvoll sucht. Diese findet auf Wunsch Bilder, die in einem gewissen Radius (in Metern) von einem anderen Bild aufgenommen wurden. Per Klick in eine Checkbox durchsucht es ebenfalls iPhoto, auf dessen Bibliothek es zugreift. Wie andere Programme lädt auch CDFinder Bilder direkt auf die Server von Locr. Eine ebenfalls vom CDFinder-Autor Norbert Dörner entwickelte kostenlose Erweiterung für den Finder mit Namen GPSinfo zeigt unter "mehr" die Geodaten. Über ein Untermenü kann man die Daten in Google Earth oder in den Portalen Flickr, Google Maps, Panoramio sowie Locr anzeigen lassen. Sofern die Geodaten auch die Aufnahmerichtung zeigen, bestimmt diese in Google Earth die Anflugrichtung.

Die Foto-Community Locr zeigt Fotos nach dem Upload auf einer Landkarte an. Dazu präsentiert sie Wikipedia-Artikel zu Orten in der Nähe.

Die Foto-Community Locr zeigt Fotos nach dem Upload auf einer Landkarte an. Dazu präsentiert sie Wikipedia-Artikel zu Orten in der Nähe.

Locr.com setzt den Schwerpunkt auf Geodaten und zählt mittlerweile 500.000 Fotos. Lädt man ein JPEG-Foto mit Geodaten auf die Seite, zeigt Locr dessen Position auf einer Landkarte an. Alternativ kann man die Bilder manuell verorten. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Plug-ins für verschiedene Programme, die den Upload erleichtern, beispielsweise für iPhoto und Aperture. Locr teilt sich in zwei Bereiche. Im linken Bildfenster zeigt die Seite eine Ansicht von Google Maps. Rechts erscheinen quadratische Miniaturen aller Bilder, die im gezeigten Kartenbereich aufgenommen wurden. Klickt man eine der Miniaturen an, sieht man eine größere Ansicht. Neben einer Karte und in der Nähe aufgenommenen Bildern zeigt Locr zu jedem Foto außerdem örtlich passende Wikipedia-Artikel. Wikipedia enthält zu vielen Seiten mittlerweile Koordinaten, die Locr auswertet.

Die Foto-Community Flickr nutzt ebenfalls georeferenzierte Fotos. Über eine prominent angebrachte Schaltfläche können Betrachter knapp 400.000 Fotos über eine Landkarte ortsbezogen auswählen – praktisch, wenn man Bilder zum Urlaubsort sucht, aber nicht nur Fotos von „Sydney“, geschweige denn nur von der Oper, sondern auch vom Umland sehen möchte. Umgekehrt führt in der Bildansicht ein Klick auf das Wort Map zur Karte, in der das Foto dann als Miniatur verortet wird und so den Standort des Motivs verrät. Ebenso einfach kann man den Fotos Positionen zuweisen. Im Bereich „Organize“ zieht man einfach Bildminiaturen aus der Fußzeile auf die gewünschte Kartenposition.

Die Bildverwaltung Microsoft Expression Media zeigt Geotags etwas spröde als Pin in einer Bing-Maps-Straßenkarte.

Die Bildverwaltung Microsoft Expression Media zeigt Geotags etwas spröde als Pin in einer Bing-Maps-Straßenkarte.

Auch Bildverwaltungen und -betrachter können mit Geodaten umgehen. Der Betrachter Irfan-View und das Raw-Workflow-Programm Lightroom selbst zeigen lediglich die nackten Koordinaten. IrfanView zeigt die Koordinaten auf Wunsch als Stecknadel in Google Earth, bei gespeicherter Aufnahmerichtung als Pfeil. Lightroom öffnet bei einem Klick auf die Zahlen Google Maps. Die Bildverwaltung Microsoft Expression Media integriert das in Redmond als Gegenentwurf zum Google-Produkt entwickelte Bing Maps, ehemals bekannt als Virtual Earth. Auch dort erscheint der Aufnahmeort als Pin. Umgekehrt kann man einen Pin setzen und diese Position als Geokoordinaten ins Bild übertragen.

StudioLine versieht Fotos bequem per Drag & Drop mit Geodaten und trägt außerdem den Ortsnamen ein. Als Kartenmaterial hält Google Maps her.

StudioLine versieht Fotos bequem per Drag & Drop mit Geodaten und trägt außerdem den Ortsnamen ein. Als Kartenmaterial hält Google Maps her.

Picasa nutzt zum Georeferenzieren Google Earth. In einem schwebenden Fensterchen wechselt man über Pfeiltasten von Miniatur zu Miniatur und legt Orte per Mausklick fest. Auch Fotostation und IDImager taggen Fotos nach diesem Verfahren. Die Bildverwaltung StudioLine Photo-Classic spendiert dem Geotagging einen Hauptmenü-Eintrag. Sie bindet Google Maps ein. Vorschaubilder zieht man mit der Maus aus einer Seitenleiste auf die Karte. Das Geotag setzt die Software danach automatisch. Außerdem ergänzt sie für eine spätere Stichwortsuche die passenden IPTC-Daten zu Ort, Bundesland und Land. Beim erneuten Speichern der Geodaten können Schwierigkeiten auftreten. ACDSee 2.5 Pro machte beim Schreiben der Tags einen Konvertierungsfehler, der aber mittlerweile weggepatcht ist.

Geotagging ist noch ein Avantgarde-Thema; Foto-Programme nutzen Geodaten bisher eher spärlich für Verwaltung und Präsentation – mangels Datenbasis. Der Durchbruch kommt, wenn Kameras ihre Position kennen. Nikon baut bisher keine GPS-Module in Profikameras ein. Das Entwicklungstempo ist so hoch und das Geotagging so fehleranfällig, dass die Hersteller mit der Implementierung noch warten. Das könnte sich aber bald ändern. Der Chip-Hersteller SiRF kündigte erst Ende Juli die Chip-Generation SiRFstarIV an, die schneller arbeiten, kleiner sein und weniger Strom verbrauchen soll. Außerdem soll sie sich ständig ihrer Position bewusst sein, ohne dass das Gerät angeschaltet bleiben müsste. Die Nikon-Kamera P6000 hat das Problem, dass nach wenigen Tagen der Akku leer ist. Im Zweifel ist die Kamera dann nicht einsatzbereit, wenn man sie zur Hand nimmt. Bei der Ricoh-Kamera kann man wenigstens das GPS-Modul austauschen und nach Bedarf aktualisieren.

Derzeit wäre eine Kamera mit Geosystem bereits bei Erscheinen veraltet. Dass sich ein Chip die letzte Position merkte, an der ein Kontakt zustande kam, geschah vor anderthalb Jahren das erste Mal. Vor einem Jahr veröffentlichte Solmeta das Kompass-Gerät. Vor einem halben Jahr stellte Dawntech den Blitzschuh-Logger vor, der Routen aufzeichnen kann. Regelmäßig erscheinen neue Geräte mit einem signifikanten Vorsprung gegenüber ihrem Vorgänger. Wenn mehr und mehr Kameras mit leistungsfähigen Chips ausgestattet sind, ziehen irgendwann auch die Software-Hersteller mit sinnvollen Anwendungen nach.

Manuelles Geotagging ist derzeit noch so aufwendig und fehleranfällig, dass sich nur Liebhaber die Mühe machen. Sie bereiten für die breite Masse den Weg, testen Verfahren und entwickeln Anwendungsgebiete. In wenigen Jahren könnten leistungsfähige Chips zum Aufzeichnen von Geodaten in jeder Kamera eingebaut sein. Spätestens dann wird das Geotag selbstverständlich für die grafische Suche auf Landkarten Verwendung finden wie heute die Fotosuche per Zeitleiste oder Kalender.

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