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PC-Netzteilstandard ATX12VO: Mainboards wandeln 12 Volt künftig selbst um

Mark Mantel
PC-Netzteilstandard ATX12VO: Mainboards wandeln 12 Volt künftig selbst um

(Bild: c't)

Schon Mitte 2019 hat Intel den Netzteilstandard ATX12VO spezifiziert – 2020 setzen ihn zunächst Komplett-PC-Hersteller um.

Der in die Jahre gekommene ATX12V-Standard für PC-Netzteile erhält einen Nachfolger. ATX12VO steht für ATX 12 Volt Only: Netzteile wandeln die Eingangsspannung von 115 beziehungsweise 230 Volt nur noch in 12 Volt um – die bisherigen Leitungen für 5 und 3,3 Volt entfallen. Der 20+4-Pin-Stecker für Mainboards weicht einem neuen 10-poligen Anschluss.

Spannungen von 5 und 3,3 Volt müssen ATX12VO-konforme Mainboards selbst aus den eingespeisten 12 Volt erzeugen. Das vereinfacht Netzteil-Designs und soll effizienter funktionieren als bisher. Mainboards benötigen dafür zusätzliche Spannungswandler. Bisher sitzen auf den Platinen welche für den Prozessor, Arbeitsspeicher, Chipsatz, die PCI-Express-Steckplätze und Zusatzchips wie für USB. 5 Volt vom PC-Netzteil benötigen zum Beispiel Festplatten und SSDs. Da die 5-Volt-Versorgung bei ATX12VO nicht mehr vom Netzteil kommt, sitzen die Stromstecker für Datenträger künftig neben den SATA-Anschlüssen auf dem Mainboard.

EPS-Stecker mit zusätzlichem 12-Volt-Strom für Prozessoren bleiben weiterhin optional. Grafikkarten werden wie gehabt über PCI-Express-Anschlüsse und teilweise über den PCIe-Steckplatz mit Energie versorgt.

ATX12VO soll laut einem Bericht des Magazins Custom PC erst einmal in Komplett-PCs Einzug halten [1]. Da diese millionenfach gleiche Mainboards und Netzteile einsetzen, ist die Einführung dort am einfachsten. Bisher haben manche Komplett-PC-Hersteller ihr eigenes Süppchen gekocht. Fujitsu zum Beispiel verbaut seit 2011 Netzteile von FSP ohne 5- und 3,3-Volt-Schienen in Bürorechnern [2] – allerdings ohne herstellerübergreifenden Standard. Ein ATX12VO-konformes Netzteil zeigte FSP auf der Technikmesse CES 2020 [3], wie Kitguru berichtet hat.

Intel hat ATX12VO im Juli 2019 erstmals spezifiziert [4]. Zuletzt veröffentlichte der Chiphersteller im April 2013 mit ATX12V 2.4 ein Update für PC-Netzteile. Mit ATX12V 1.0 erweiterte Intel Anfang 2000 die ATX-Spezifikation von Ende 1995, womit unter anderem der 20-Pin-Stecker um vier optionale Zusatz-Pins vergrößert wurde. AMD übernahm die Intel-Spezifikation mit den Plattformen für Athlon XP und Athlon 64.

Bewegung gibt es derweil auch bei Netzteilen für Server-Racks [5]: Hersteller bauen zurzeit ein Ökosystem auf, bei dem Mainboards mit 48 statt 12 Volt bespeist werden. Auch hier steigt die Effizienz, zudem sinken dadurch die Stromstärken, was Materialkosten spart. (mma [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4644433

Links in diesem Artikel:
[1] https://custompc.raspberrypi.org/articles/new-psu-standard-to-launch-this-year
[2] https://www.heise.de/select/ct/2016/11/1464328741568234
[3] https://www.kitguru.net/components/cases/matthew-wilson/ces-2020-fsp-debuts-t-wings-chassis-and-12v-only-power-supply/
[4] https://www.intel.com/content/dam/www/public/us/en/documents/guides/single-rail-power-supply-platform-atx12vo-design-guide.pdf
[5] https://www.heise.de/news/Modulare-48-Volt-Spannungswandler-fuer-Server-4015764.html
[6] mailto:mma@heise.de