PCI-Industriekonsortium vergrault freie Entwickler

Die PCI Special Interest Group (PCI-SIG) hat ihre Anwälte auf den Betreiber einer Webseite losgelassen, dessen Engagement seit Jahren die Entwicklung von Treibern und anderer Software für PCI-Hardware befeuert.

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Die PCI Special Interest Group (PCI-SIG) hat ihre Anwälte auf den Betreiber einer Webseite losgelassen, dessen Engagement seit Jahren die Entwicklung von Treibern und anderer Software für PCI-Hardware befeuert.

Der IBM-Mitarbeiter Jim Boemler pflegt in seiner Freizeit seit Mitte der 90er Jahre eine Liste von so genannten PCI-Vendor- und -Device-IDs. Anhand dieser von der PCI-SIG vergebenen Identifikationsnummern erkennen das Mainboard-BIOS, Betriebssysteme und Treiber Geräte (Devices) am Peripheral Components Interconnect Local Bus. Der PCI-Bus ist der in Computern am weitesten verbreitete interne Kommunikationskanal und bis heute in praktisch jedem PC zu finden; auch Techniken wie AGP oder PCMCIA bauen auf den Anfang der 90er Jahre verabschiedeten PCI-Standards auf.

Die PCI-SIG finanziert sich zum Teil aus dem Verkauf ihrer Spezifikationen, die daher nicht zum freien Download bereitstehen. Viele Informationen sind nur Mitgliedern der PCI-SIG zugänglich. Im öffentlichen Teil des PCI-SIG-Servers ist leider nur ein vollständiges und aktuelles Verzeichnis der Vendor-IDs zu finden -- eine Device-ID-Liste fehlt. Genau dieser Aufgabe hat sich Jim Boemler auf seiner von ihm privat finanzierten Webseite www.yourvote.com/pci/ gewidmet. Damit stellte er freien Entwicklern eine wichtige und anders kaum erreichbare Informationsquelle zur Verfügung, auf die Dutzende anderer Webseiten verweisen.

Allerdings hat sich die PCI-SIG das Warenzeichen "PCI" und das zugehörige Logo beim US Patent and Trademark Office schützen lassen (hier die PCI-SIG-Dokumentation dazu (1 MByte)). Mit einer Abmahnung fordern die PCI-SIG-Anwälte Schwabe, Williamson & Wyatt Jim Boemler nun auf, sofort die Verwendung der geschützten Zeichen auf seiner Webseite zu unterbinden. Zwar fügen die Anwälte hinzu, ihr Klient wolle die Angelegenheit "auf freundschaftlicher Basis" klären -- doch in dem von Jim Boemler veröffentlichten Schreiben drohen sie auch unmissverständlich mit weiteren Maßnahmen.

Jim Boemler fühlt sich durch das aus seiner Sicht überzogene Vorgehen der PCI-SIG angegeriffen ("I'm pissed.") und hat seine XXX Vendor and Device ID List vom Netz genommen. Auf vielen anderen Webseiten sind zwar noch weniger aktuelle Auszüge der Liste zu finden und auch Google liefert Teile davon noch aus seinem Archiv. Doch Boemler bekräftigt, dass er nach diesem Affront seine Liste nicht weiter pflegen werde.

Laut Boemler habe er schon vor Jahren der PCI-SIG angeboten, seine Liste auf deren Webserver zu veröffentlichen und auch dort zu pflegen. Das sei damals zunächst aus technischen Gründen abgelehnt worden und dann nicht wieder aufgegriffen worden. Statt ihn nun einfach formlos zu bitten, auf die geschützten Warenzeichen zu verzichten, habe die PCI-SIG ohne Vorwarnung ihren Anwalt losgeschickt.

Es erscheint geradezu lächerlich, wenn dieser schreibt, dass sein Klient "kürzlich bemerkt" habe, dass Boemler den Namen PCI und das Logo auf seiner Webseite verwende. Immerhin finden sich im Entwickler-Mail-Archiv auf dem PCI-SIG-Server schon mindestens seit 1996 explizite Hinweise auf Boemlers Webseite (damals noch bei einem anderen Provider).

Im diesem Entwicklerforum äußern auch Vertreter von Mitgliedsunternehmen der PCI-SIG Unverständnis über die anwaltliche Drohung gegen Boemler. Intel-Mitarbeiter David O'Shea findet in seinem Posting dazu sehr deutliche Worte. (ciw)