Patent-Chaos bei Microsoft

Microsoft hat zwar Dokumentation für Protokolle und Schnittstellen veröffentlicht, benennt betroffene Patente aber nur unscharf. Jetzt versuchen Dritte, das Chaos zu lichten.

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Von
  • Peter Siering

Im Februar hatte Microsoft angekündigt, die Dokumentation für Protokolle und Schnittstellen seiner Produkte öffentlich zugänglich zu machen. Seit dem hat der Software-Riese nach eigenen Angaben 45.000 Seiten veröffentlicht. Die ziert stets derselbe Hinweis, dass die Implementierung Patente verletzen könnte. Angaben, welche Patente das sind, enthalten die Dokumente allerdings nicht. Andernorts auf dem Microsoft-Server erhältliche Listen, welche Patente Microsoft hält oder beantragt hat, stehen in keiner direkten Relation zu den Protokollen.

Tom Kemp, Chef von Centrify, einem Unternehmen, das unter anderem Linux- und Mac-Clients in Netze integriert, deren Benutzerdaten in Microsofts Active Directory liegen, hat Patente und Protokolle einander zugeordnet. Er berichtet darüber in seinem Blog. Das Resultat ist eine Liste von Protokollen mit zugeordneten Patenten in Form einer Excel-Tabelle, die er zum Download anbietet.

Seine Untersuchung stützt Kemp auf Patentlisten, die Microsoft schon im Januar bereitgestellt hat. Sie beziehen sich auf die Dokumente, die Microsoft aufgrund der Auflagen der US-Gerichte und der EU im Rahmen des Microsoft Communications Protocol Program (MCPP) und des Work Group Server Protocol Program (WSPP) erstellt hat. Die Patentliste, die Bestandteil des im Dezember von der Protocol Freedom Information Foundation (PFIF) für die Samba-Entwickler ausgehandelten Vertrags mit Microsoft ist, hat Kemp nicht berücksichtigt. Ebenso wenig hat er die Lizenzverträge, die Microsoft für die Patentlizenzierung inzwischen bereitstellt und die ebenfalls Hinweise enthalten, herangezogen.

Die Dokumente sind widersprüchlich. Der PFIF-Vertrag (PDF-Datei) etwa weist für Authentifizierungsprotokolle wie NTLM Patente aus, die sich in den Dokumenten, die Kemp ausgewertet hat, nicht finden. Seine Bemühungen in Ehren: Voreilige Schlüsse sollte man daraus nicht ziehen. Für die jüngst veröffentlichten Spezifikationen für Office und dessen Server-Protokolle will Microsoft Patentinformationen ohnehin erst im Juni liefern. Die Frage, welche Patente für welche Protokolle zu lizenzieren sind, bleibt ein Minenfeld, das einzig und allein Microsoft räumen kann. (ps)