Peer-to-Peer-Netzanwendung von Notes-Guru Ray Ozzie

Drei Jahre lang war Ray Ozzie, der Vater von Lotus Notes, von der Bildfläche verschwunden. Nun bringt seine Firma Groove eine Team-Software für Peer-to-Peer-Netzwerke.

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Von
  • Jens-Christian Fischer

Drei Jahre lang war Ray Ozzie, der Vater von Lotus Notes, von der Bildfläche verschwunden. In einer ehemaligen Schuhfabrik in Beverly, Massachusets, hat er in dieser Zeit die Firma Groove.net mit derzeit über 110 Mitarbeitern aufgebaut. Finanziert wurde diese Firma durch Venture Capital in der Höhe von über 50 Millionen US-Dollar – unter anderem von Lotus Gründer Mitch Kapor. Woran Ozzie arbeitete, war streng geheim – in letzter Zeit häuften sich allerdings die Hinweise darauf, dass er Software für Peer-to-Peer-Netzwerke entwickle. Auftritte bei entsprechenden Konferenzen gaben dem weiter Nahrung.

Und was kam nun bei all der Heimlichtuerei heraus? Napster meets Lotus Notes, ICQ verbandelt mit NetMeeting, Freenet im Konzert mit Gnutella. Als Benutzer von Groove kann man einen "gemeinsamen Raum" eröffnen und diesen anderen Personen zugänglich machen. Den Inhalt dieser Räume strukturiert man mit verschiedenen Werkzeugen: Diskussionsforen, Texteditor, Datei- und Fotoablage, Webbrowser, Kalender, Outliner etc. Die Räume selbst werden auf dem lokalen PC des jeweiligen Benutzers verschlüsselt abgelegt. Groove kümmert sich darum, dass die Räume und deren Inhalte auf allen angeschlossen PCs synchronisiert sind.

Lädt man jemanden ein, einen solchen Raum mitzubenutzen, wird der komplette Raum einmal übertragen und auf dem PC des Eingeladenen abgelegt. Arbeiten dann zwei oder mehr Personen gleichzeitig in einem solchen Raum, sehen sie dies und können direkt zusammenarbeiten, miteinader chatten oder per Voice-over-IP auch miteinander reden beziehungsweise konferieren. Selbstverständlich kann man einen solchen Raum auch offline nutzen. Groove kümmert sich selbst um die Resynchronisation und überträgt Änderungen an alle Teilnehmer.

Groove liegt in einer Preview-Version vor, die aber bereits jetzt offensichtlich ohne größere Schwierigkeiten funktioniert. Ohne irgendwelche Konfiguration gelang es in ersten Tests, einen Raum auf einem Firmen-LAN hinter einer Firewall mit jemandem zu teilen, der per ISDN-Router im Internet unterwegs war.

Und der Nutzen? Gruppen von interessierten Leuten können Ad Hoc einen gesicherten Besprechungsraum öffnen. Familien können ihre Fotoalben und Rezepte miteinander teilen. Innerhalb einer Firma entstehen Intra-Intranets, die unabhängig von der Geschwindigkeit der IT-Abteilung entstehen und verschwinden: Die Technologie erscheint faszinierend. Was noch nicht ganz klar ist, wie Groove eigentlich Geld verdienen will. Einerseits soll es für Firmen angepasste Clients geben, andererseits stellt Groove eine Relay-Server-Infrastruktur zur Verfügung, die es möglich macht, dass die Synchronisation auch dann erfolgt, wenn die Teilnehmer nicht gleichzeitig online sind.

Groove ist für Windows 98, ME, NT und 2000 verfügbar. Eine Version, die unter WINE auf Linux läuft ist vorzeigbar – aber gibt's noch nicht zum Downlaod. Und laut Groove arbeitet man auch an einer Version für Mac OS X. Groove hofft natürlich, dass sich mit der hauseigenen Software Peer-to-Peer-Netzanwendungen im Businessbereich etablieren – ob das Business davon begeistert sein wird, bleibt abzuwarten. (Jens-Christian Fischer) (jk)