Pentagon: "Der Cyberkrieg ist bereits hier"

Im Pentagon zeigt man sich vor allem von den Möglichkeiten der Chinesen beunruhigt, den Cyberspace für Angriffe auf Computernetzwerke nutzen zu können.

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Von
  • Florian Rötzer

Das Pentagon warnt wieder vor dem Cyberkrieg. "Der Cyberkrieg ist bereits hier", sagte am Montag Vizeverteidigungsminister Gordon England, "das ist eines unserer größten Probleme". England verglich die gegenwärtige Situation mit der Zeit, als die "Menschen nur Pfeil und Bogen oder Speere hatten und jemand erstmals mit einer Schusswaffe auftauchte. Alle sagten: "Wow. Was war denn das?"

England wies darauf hin, dass sich die Nato auf ihrer nächsten Sitzung im April in Bukarest dem Thema "Cyberverteidigung" widmen müsse, weil Estland voriges Jahr das Opfer von Angriffen gewesen ist: "Estland war im Hinblick auf Netzwerke weit fortgeschritten", sagte England. "Aus einer Stärke wurde so eine Verletzlichkeit." Bislang wurde wegen der DDoS-Angriffe allerdings nur ein estnischer Student verurteilt.

Vorige Woche hatten bereits andere Pentagon-Vertreter vor dem Verteidigungsausschuss des Kongresses auf die Bedrohungen hingewiesen, denen die USA mit ihrem "ungewöhnlich komplexen" Sicherheitsbedingungen ausgesetzt seien. So warnte Michael D. Maples, der Direktor des militärischen Geheimdienstes DIA, vor einem "globalen militärischen Trend", nämlich der Fähigkeit "einer Reihe von Nationen und nichtstaatlichen Gruppen, unsere Computernetzwerke auszubeuten und vielleicht zum Angriffsziel zu machen".

Der bereits pensionierte Marineadmiral John. M. McConnell machte in der Anhörung deutlich, wer damit gemeint ist, nämlich allen voran China und Russland. Noch seien die USA den möglichen Bedrohungen nicht gewachsen, warnte er.

Ein gerade veröffentlichter Bericht des Pentagon, der jedes Jahr die militärische Macht Chinas beurteilt, stellt neben der allgemeinen Aufrüstung auch die Entwicklung von Mitteln für Cyberangriffe heraus. David Sedney, Staatssekretär des Pentagon für Ostasien, sagte zur Vorstellung des Berichts, dass vor allem die Möglichkeiten der Chinesen, den Cyberspace für Angriffe auf Computernetzwerke zu verwenden, beunruhigend seien. Es habe mehrere Vorfälle weltweit gegeben, beispielsweise in Deutschland und in Großbritannien, bei denen in Netzwerke eingedrungen und Informationen gesammelt worden seien. Das sei auch wiederholt, wie es im Bericht heißt, bei Netzwerken "des Pentagon, anderen Ministerien und Behörden sowie Organisationen und Unternehmen, die mit dem Pentagon verbunden sind", der Fall gewesen.

Man könne es zwar letztlich nicht beweisen, aber es sei zu vermuten, dass die Angriffe von der "Volksbefreiungsarmee" oder der chinesischen Regierung ausgegangen sind. Dafür würden die verwendeten Techniken und die Durchführung sprechen. Sie würden dem gleichen, was man bräuchte, um einen "Cyberkrieg auszuführen". (fr)