Pentagon richtet Cyberwar-Kommando ein

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die Einrichtung eines eigenen Befehlsbereichs zur Bündelung offensiver und defensiver Cyberwar-Fähigkeiten angeordnet, die dem US-Geheimdienst NSA unterstehen soll.

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US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die Einrichtung eines eigenen Befehlsbereichs zur Bündelung offensiver und defensiver Cyberwar-Fähigkeiten angeordnet. Das Cyberkommando soll laut US-Medienberichten der National Security Agency (NSA) unterstellt werden, die wegen ihres umfangreichen, keiner richterlichen Vorkontrolle unterstehenden Abhörprogramms für elektronische Kommunikation immer wieder in die Kritik gerät. Entsprechende Pläne zur besseren Vorbereitung für den Cyberwar hatten sich bereits im Mai abgezeichnet. Damals war noch unklar, ob die Luftwaffe oder der technische Geheimdienst den Zuschlag für die neue, zunächst voraussichtlich mehrere hundert Mitarbeiter umfassende Einheit erhalten würde.

"Unsere zunehmende Abhängigkeit vom Cyberspace stellt zusammen mit der wachsenden Anzahl an Cyber-Bedrohungen und -Verwundbarkeiten ein neues Risiko für unsere nationale Sicherheit dar", begründete Gates den Schritt in seiner an die Presse gelangten Anweisung. Das neue Kommando müsse fähig sein, kriegerische Auswirkungen auf das globale Sicherheitsumfeld zu kontern. Zugleich solle es zivile Behörden und internationale Partner unterstützen.

Dass es keine offizielle Ankündigung für das neue Cyberkommando gab, erklären sich Beobachter mit der herausragenden Rolle der NSA bei dem Vorhaben. Zudem erwähnen sie Befürchtungen, dass das Pentagon über den Geheimdienst die Kontrolle über die nationalen Computernetzwerke erlangen wolle. Zuvor hatten Militärvertreter immer wieder betont, dass das Cyber-Kommando nicht mit den Aufgaben des Department of Homeland Security (DHS) oder den Plänen von US-Präsident Barack Obama für einen koordinierten Plan zum Schutz kritischer Infrastrukturen in Konflikt geraten werde.

Der stellvertretende US-Verteidigungsminister William Lynn hatte vor einer Woche noch einmal klar gemacht, dass es Hauptaufgabe der im Raum stehenden Einrichtung sein werde, die militärischen Netzwerke gegen die vielfach gemeldeten Hackerangriffe abzuschirmen. Es wäre aber "ineffizient" und sogar "unverantwortlich", die bei der NSA angesiedelte technische Expertise nicht auch für die Verteidigung ziviler Netzwerke zu nutzen. Dabei müssten aber die Bürgerrechte beachtet werden. Das Strategische Oberkommando soll die Zentrale für die Cyberkämpfer nun von September an aufbauen. Mit ihrer vollen Einsatzbereitschaft ist bis Oktober 2010 zu rechnen. (Stefan Krempl) / (vbr)