Diese KI-Suchmaschine verändert das Internet
Perplexity AI mischt die Internet-Suche auf. c't 3003 testet die KI-Suchmaschine und erklärt, warum sie Google & Co. in Sachen Effizienz schlägt.
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Perplexity AI: Die KI-Suchmaschine, die Google herausfordert. Statt langer Suchergebnisse liefert Perplexity AI präzise Antworten auf komplexe Fragen und bietet dabei Zugang zu wissenschaftlichen Quellen, Social Media und Videos. c't 3003 zeigt, wie die KI eure Fragen blitzschnell beantwortet – ohne Account, kostenlos und mit überraschenden Funktionen.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guck mal hier, ich gebe die Frage "Wie würde sich die Evolution auf einem Planeten mit dreifacher Schwerkraft im Vergleich zur Erde entwickeln?" in die KI-Suchmaschine Perplexity AI ein und bekomme tatsächlich nicht nur sofort eine Antwort, sondern auch Links zu wissenschaftlichen Quellen dazu: physiologische Anpassungen, Fortbewegung, ökologische Auswirkungen – alles dabei und sogar visualisiert anhand einer Grafik, die zeigt, wie sich menschliche Körper an die Bedingungen anpassen würden. Das sind mal locker 10 Minuten Google-Zeit, in 30 Sekunden.
Und das geht hier nicht nur mit Web-Ergebnissen. Ich kann mir hier einen Filter einstellen und nur nach Social, Akademisch, Begründung oder Videos suchen. Da werden dann zum Beispiel YouTube-Videos durchsucht. Also, das durchsucht komplett YouTube und liefert mir dann anhand der Untertitel Ergebnisse, mit denen ich sogar direkt an die richtige Stelle im Video springen kann. Das ist so viel krasser als die normale YouTube-Suche. Ja, das ist quasi eine Mischung aus KI-Chatbot und der klassischen Internet-Suche. Einfach alles in den Mixer werfen und herauskommt Perplexity AI. Die nennen sich selbst deswegen auch gar nicht Suchmaschine, sondern Antwortmaschine. Und wenn man sich mal anschaut, dass hinter fast jedem Google-Suchvorschlag auch Reddit auftaucht, ist das auf jeden Fall eine Richtung, in die die Leute auch hinwollen. Perplexity hat allein im Juni 250 Millionen Fragen beantwortet. In diesem Video zeigen wir euch, wie ihr eure Fragen von Perplexity AI beantworten lassen könnt. Das geht sogar ohne Account kostenfrei. Aber auch, warum das alles urheberrechtlich, naja, problematisch ist und woran die KI-Suchmaschine noch scheitert. Kleiner Spoiler: Es sind die einfachen Dinge. Ach ja, und es gibt auch noch eine Open-Source-Variante dazu, dazu erzähle ich euch später mehr. Also, bleibt dran.
Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei …
Also, was macht eine KI-Such- oder Antwortmaschine jetzt eigentlich anders als Google oder ChatGPT? Stellen wir uns mal vor, ich möchte wissen: "Warum zwitschern Vögel eigentlich am Morgen?" Dann bin ich normalerweise auf Google gegangen oder Bing oder DuckDuckGo und habe meine Frage in das Suchfeld eingegeben. Und dann bekomme ich eben verschiedene Webseiten mit Informationen zu dem Thema angezeigt. Der Unterschied ist: Perplexity AI analysiert meine Fragen direkt, erstellt die verschiedenen Suchanfragen und macht für mich sichtbar, welche Anfragen da im Hintergrund parallel durchgeführt werden. Dafür hat Perplexity auch ein eigenes Page-Ranking-System entwickelt, also die suchen quasi in ihrer eigenen optimierten Suchmaschine nach Ergebnissen. Die werden dir dann auch gesammelt hier angezeigt, aber es wird auch gleichzeitig noch eine Textantwort auf deine Frage generiert. Und die Ergebnisse, die dir gerade angezeigt wurden, die tauchen dann hier jetzt direkt verlinkt im Text als Quelle auf. Ich benutze Perplexity AI jetzt schon eine ganze Weile, vor allem auch verbunden mit dem Action-Button an meinem iPhone 15 Pro. Dann kann ich nämlich immer direkt eine Frage einsprechen. Und falls ihr euch jetzt aber denkt, das gibt es doch auch von ChatGPT, also OpenAI, als SearchGPT, stimmt. Aber das ist noch nicht verfügbar, nur hier als Prototyp. Also, wenn das später mal in ChatGPT eingebaut wird, dann wird das bestimmt auch eine krasse Veränderung. Google hat zwar selbst keine KI-Suche in dem Sinn, aber ermöglicht über diesen Button hier in Gemini das Ergebnis noch mal mit Google zu überprüfen. Aber Google macht halt auch einen Großteil seines Umsatzes mit der klassischen Suche und der verkauften Werbung. Und logisch, dass die das erst dann auf KI-Suche umstellen würden, am liebsten, wenn die mindestens den gleichen Umsatz oder Gewinn reinholt, wie das klassische Internet-Suchgeschäft.
Aber zurück zu Perplexity AI. Damit habt ihr eben jetzt schon, beziehungsweise eigentlich schon seit Dezember 2022, Zugriff auf eine KI-Suchmaschine. Die funktioniert für meine Anwendungsfälle wirklich gut und im Gegensatz zu ChatGPT oder Gemini kann ich herstellerübergreifend ein KI-Sprachmodell auswählen. Das geht aber nur für Pro-Abonnenten, die 22 Euro im Monat bezahlen. Also, ich hab da mal für dieses Video unsere üblichen KI-Testfragen nach ungewöhnlichen Orten in Hannover gestellt und statt zu halluzinieren, hat mir Perplexity hier wirklich einige Tipps gegeben, auf die ich selbst als Zugezogener nie gekommen wäre. Zum Beispiel hier der musikalische Kanaldeckel mitten in Hannover.
Fehler bei den Antworten
Das funktioniert schon recht zuverlässig, aber leider noch nicht immer. Hier wollte ich die UVP von dem Apple TV 4K 128 GB von 2022 wissen und da hat Perplexity falsch geantwortet. 219 statt 189 Euro, weil es sich voll auf diese Quelle hier verlässt, wo aber sogar beide UVPs stehen würden. Die Frage ist natürlich a) warum benutzt er da nicht mehr als nur eine Quelle, also zum Beispiel die Apple-Webseite, wenn wirklich alle anderen Quellen 189 Euro sagen und b) warum sieht er seinen Fehler erst nach mehrmaligem Nachfragen ein? Aber das war auch wirklich der schlimmste Fehler, der mir jetzt in diesem Test passiert ist.
Gut, eine Sache gab's noch: Ich wollte wissen, welcher Spieler bei einer Weltmeisterschaft Torschützenkönig, Spieler des Turniers und Weltmeister wurde. Perplexity meinte Mario Kempes. Das ist nicht korrekt und ich hab wirklich nicht nachkonstruiert bekommen, wie es aus der Quelle auf diese Info kommt. Das Gute ist ja, die Sprachmodelle werden immer weniger fehleranfällig und ich kann mir hier mit einem Pro-Abo auch mein favorisiertes Sprachmodell auswählen. Da werden auch immer zeitnah neue Versionen integriert, jetzt gerade zum Beispiel OpenAI o1. Also ein Modell, das auf Reasoning fokussiert ist und im besten Fall in Zukunft zu einer weiteren Selbstkontrolle bei den Suchergebnissen und der Antwort führt. Und auch bessere Antworten auf komplizierte Fragen aus dem MINT-Bereich geben kann. Klar, das dauert noch etwas, aber mit dieser Technik kann sich eine KI-Suchmaschine dann einfach selbst überprüfen. Das mit den falschen Antworten wird also mit der Zeit hoffentlich auch besser.
Fokusfilter richtig benutzen
Was Perplexity wirklich besser als Google macht, ist die Sache mit den Fokusfiltern. Ich kann hier zum Beispiel gezielt nach wissenschaftlichen Publikationen suchen und direkt eine kurze Zusammenfassung bekommen. Also, welche Studien gibt es zur Wirkung von Vitamin D auf das Immunsystem? Oder hier der Social-Filter: Was denkt Reddit über das neue iPhone? Und weil Reddit ja eine Goldgrube für technischen Support ist, kann ich auch einfach nach Fehlercodes fragen und bekomme eine Antwort und passende Reddit-Einträge zu dem Thema. Was ich besonders beeindruckend finde, die Videosuche. Ich habe hier gefragt: Was ist die Meinung vom YouTube-Kanal c't 3003 zum Rabbit R1? Und habe dann nicht nur hier eine kurze Zusammenfassung von unserem Video hier bekommen, sondern kann direkt an bestimmte Stellen im Video über die Quellenangabe springen. Und das funktioniert übrigens auch, wenn man eine Anleitung für irgendwas sucht. Also zum Beispiel, wie baue ich eine Spülmaschine aus? Ich bekomme die Schritte aus den Videos schon einzeln aufgezählt und kann zu jedem Punkt direkt an die Stelle ins Video springen. Also spart einem Perplexity auch so ein wenig dieses Rumgelabere. Also auch bei Rezeptseiten oder anderen SEO-optimierten Web-Inhalten.
Schwere Aufgaben
Das waren jetzt ja relativ einfache Aufgaben, deswegen habe ich im nächsten Schritt dann mal wirklich schwere Fragen ausprobiert. Hier zum Beispiel: Welche Trends in der Technologieentwicklung in den letzten 50 Jahren können darauf hindeuten, wie sich Quantencomputing bis 2050 entwickeln wird? Also hier muss die KI historische Entwicklungen in der Technologie verstehen und anhand von Analysen und Expertenspekulationen eine fundierte Vorhersage treffen. Klappt aber echt gut. Richtig schwierig fand ich dann auch diese Frage: Wie haben sich die Wahrnehmungen der Bevölkerung über soziale Medien in den letzten 15 Jahren in den sozialen Medien in den USA, Deutschland und Brasilien entwickelt und welche Plattformen spielten die größte Rolle? Weil da muss die KI aktuelle Daten zu Social Media extrahieren, Trends analysieren und länderspezifische Unterschiede interpretieren. Und auch das hat erstaunlich gut funktioniert. Und auch andere wirklich komplizierte Fragen hat Perplexity gut beantwortet. Es ist also wirklich schwierig, Suchanfragen zu stellen, bei denen Perplexity so richtig falsch antwortet oder überfordert ist. Das war bei den anderen Videos über KI-Chatbots, die wir hier bei c't 3003 gemacht haben, wirklich leichter. Nur an der Vollständigkeit der Antwort scheitert es manchmal. Perplexity hat es zum Beispiel einfach nicht hinbekommen, alle YouTube-Kanäle der Heise Group aufzuzählen. Da gibt es neben uns hier ja noch ein paar andere und egal, wie oft ich nachfrage, die komplette Liste kriegt er nie zusammen.
Probleme mit dem Urheberrecht
Perplexity AI ist vor allem deswegen so gut, weil es eben Zugriff auf das gesamte Web hat. Aber es gibt da auch leider ein fettes Problem mit dem Urheberrecht. Perplexity AI steht nämlich gerade wegen möglicher Urheberrechtsverletzungen ordentlich in der Kritik. Das Start-up soll angeblich Inhalte von Webseiten scrapen, also automatisiert kopieren, obwohl die Betreiber das ausdrücklich untersagen. Laut einem Bericht von Wired ignoriert Perplexity dabei sogar das sogenannte Robots Exclusion Protocol, also die robots.txt Datei, die Bots eigentlich davon abhalten soll, auf bestimmte Inhalte oder Webseiten zuzugreifen. Klar, das ist nicht unbedingt rechtlich bindend, aber da Perplexity AI Amazon Web Services verwendet und die das explizit in den Nutzungsbedingungen verbieten, könnte das wirklich noch ein Problem werden. Und auch krass, es gibt wohl Fälle, wo Inhalte von Bezahlschranken umgangen wurden, um sie dann als Antwort auszugeben. Und das könnte natürlich rechtliche Konsequenzen haben. Zwar verteidigt sich der CEO, indem er sagt, dass das Crawling, also das Auslesen von den Webinhalten, von einem Drittanbieter gemacht wird, aber das macht die Sache jetzt halt auch nicht unbedingt besser. Ein Punkt, den wir aber nicht vergessen dürfen, ist die Frage, wie sich Journalismus in dieser KI-gesteuerten Suchlandschaft finanzieren lässt. Weil die Artikel werden oft als Quelle angegeben, viel hat der Verlag da aber erstmal nicht von. Der Spiegel arbeitet deswegen schon mit Perplexity AI zusammen, aber viele Klicks nach draußen entstehen da wohl offensichtlich auch nicht. Klar, wenn in der Antwort "Quelle: Spiegel" steht, vertrauen die Leute darauf, aber sie gehen nicht immer auf die Originalseite. Und hier braucht's halt ein Konzept, mit dem sich Verlage auch dann weiterfinanzieren können. Sonst gibt es halt irgendwann keine Webseiten mehr mit neuem Wissen, auf das die KI dann zugreifen kann. Und klar, c't 3003 gehört zu Heise, also einem Verlag, der viel Fachcontent zu Technikthemen veröffentlicht, die dann auch gerne von Perplexity AI in den Suchen verwendet werden. Also versteht mich nicht falsch, das hier ist kein "Ohhh, uns geht's gerade so schlecht, die böse KI"-Gerede. Aber es gibt ein großes Problem. Perplexity zieht immer wieder Informationen aus Quellen, die von KIs erstellt wurden, und diese Inhalte sind oft falsch, ungenau oder veraltet. Eine Studie von GPTZero hat gezeigt, dass Perplexity in vielen Fällen Informationen aus KI-generierten Blogs oder Posts verwendet und das kann dazu führen, dass falsche Informationen weiterverbreitet werden. Zum Beispiel, wenn ich nach Besonderheiten bei der Einreise nach London, bei beruflichen Reisen frage, kann es passieren, dass die einzige Quelle ein KI-generierter LinkedIn-Post ist, der dann vielleicht auch noch Fehler oder Widersprüche enthält. Das ist ein echtes Risiko, weil die KI halt nur so gut ist wie ihre Quellen und wenn die schon Quatsch enthalten, dann bekomme ich halt auch nur Unsinn zurück.
Open-Source-Alternative
Ach ja, ich wollte ja auch noch was zu der Open-Source-Alternative sagen. Perplexia heißt die und ist die datenschutzfreundliche Alternative zu Perplexity AI. Das verwendet ebenfalls große Sprachmodelle, aber in einer transparenten und offenen Struktur. Perplexia kombiniert verschiedene Technologien wie SearchXNG für Websuchen und spezielle Algorithmen für präzisere Ergebnisse. Falls euch das genauer interessiert, dann schreibt es wirklich gern mal in die Kommentare, weil dann machen Keno und ich auch dazu noch ein extra Video. Also, ich hab zumindest voll Lust, mich noch weiter mit so KI-Suchmaschinen zu beschäftigen und auch ganz ehrlich, es gibt noch so viel mehr über Perplexity zu sagen, was jetzt gar nicht mehr in dieses Video reingepasst hat.
Fazit
Perplexity AI ist spannend und eins meiner Lieblings-KI-Tools im Moment. Die Idee, dass die KI Fragen in natürlicher Sprache versteht, die besten Suchanfragen auswählt und eine personalisierte Antwort liefert, finde ich super. Das macht die Suche ernsthaft viel effizienter als bei Google. Ich bin mir relativ sicher, dass wir alle in ein paar Jahren genau so im Internet suchen. Und ganz ehrlich, das wird ein Riesensprung, weil die meisten Menschen, die jetzt im Moment Google verwenden, die benutzen gar keine oder kaum Suchparameter. Also haben die jetzt quasi noch gar nicht die volle Google-Power und bekommen dann mit der KI-Suche wahrscheinlich viel, viel bessere Suchergebnisse. Aber es bleibt die Herausforderung, wie sich Journalismus und andere Webseiten finanzieren, wenn weniger Klicks auf Originalquellen entstehen. Bei Heise haben wir das übrigens auch gemacht. Wir haben einen Chatbot, der Zugriff auf alle Heise-Artikel hat und schneller sowie präziser Informationen liefert als die reguläre Suche auf heise.de. Wie sieht das bei euch aus? Benutzt ihr KI-Suchmaschinen und wenn ja, was sind da so Fragen, die ihr damit schneller beantwortet bekommt oder bei denen vielleicht Google komplett außen vor wäre? Schreibt's gerne in die Kommentare und natürlich auch gerne abonnieren. Tschüss!
c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c't 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c't Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(rum)