Phonoverband hält 40 % aller verkauften Tonträger für gefälscht

Der Weltverband der Phonografischen Industrie schätzt in seinem "Music Piracy Report", dass die Zahl der kommerziellen CD-Raubkopien um 50 Prozent gestiegen ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 380 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Der Weltverband der Phonografischen Industrie IFPI fährt in seinem Music Piracy Report vom Juni 2002 Zahlen auf, bei denen selbst hartgesottene CD-Kopisten ein schlechtes Gewissen bekommen -- sofern sie den Statistiken der Musikbranche Glauben schenken. Denn die IFPI schätzt, dass allein im vergangenen Jahr die Zahl der kommerziellen CD-Raubkopien um 50 Prozent auf rund 950 Millionen Stück gestiegen ist. Die Raubkopien, die durch organisierte Musikpiraten in Umlauf gebracht wurden, belaufen sich mit geschätzten 450 Millionen Stück auf knapp die Hälfte. Sie hätten sich gegenüber dem Jahr 2000 somit fast verdreifacht.

Insgesamt handele es sich bei 40 Prozent (1,9 Milliarden) aller verkauften Tonträger im Jahr 2001 um Raubkopien -- im Vergleich zum Jahr 2000 (1,8 Milliarden) jedoch ein vergleichsweise geringer Anstieg um fünf Prozent. In 25 Ländern würden laut "Music Piracy Report" sogar mehr Raubkopien als legale Tonträger verkauft. 2000 waren es laut IFPI "nur" 21 Länder, 1999 waren es 19.

Insbesondere in Nord- und Südamerika sowie Europa sei ein enormer Anstieg kommerzieller Raubkopien zu verzeichnen. Dennoch seien Südostasien und Osteuropa weiterhin die Zentren, in denen im großen Stil Raubpressungen angefertigt würden. Das Gesamtvolumen des Raubkopie-Marktes belaufe sich auf 4,3 Milliarden US-Dollar, knapp 100 Millionen mehr als im vorangegangenen Jahr. Der geringere Umsatzanstieg von knapp 2,5 Prozent sei auf fallende Verkaufspreise der Raubkopien zurückzuführen.

Die von der IFPI genannten Zahlen berücksichtigen nur Raubkopien, die kommerziell in Umlauf gebracht werden; hinzu kommen Privatkopien und Songs, die über Tauschbörsen gehandelt werden. Die Industrie sieht dem Treiben der Raubkopierer mehr oder minder hilflos zu: Beschlagnahmungen gefälschter Tonträger oder Bußgelder gegen Presswerke, die illegale Kopien anfertigen, reichen nicht zur Eindämmung. Stattdessen fordert der Verband eine weltweite Harmonisierung und Verschärfung des Urheberrechts mitsamt härterem Vorgehen von Justiz und Ermittlungsbehörden. Außerdem verlangt die Musikindustrie, dass die Anlagen der Presswerke mit einem so genannten Source Identification Code (SID) ausgestattet werden, damit gefälschte Medien zurückverfolgt werden können. (vza)