Pokemon Go ist ungefährlich

Neben der Spur

Pokemon Go kann niemandem etwas zuleide tun, es sei denn, man spielt es.

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Es gibt eine wichtige Nachricht für alle, die Pokemon Go spielen wollen. Endlich hat jemand das USB-Kabel für sie auf den Markt gebracht, das fast 20 Meter weit reicht (oder 65 Fuß, was hier besser passt). Und wenn die ersten beiden Sätze jetzt sozusagen ein Satz mit drei Unbekannten waren, dann wollen wir ein wenig helfen.

Zum einen ist Pokemon Go nicht wirklich eine Umsetzung des alten asiatischen Brettspiels auf eine Spielkonsole. Es handelt sich mehr darum, aus dem Haus (SCHRECK) zu gehen und auf der offenen Straße (SHHHHHH) digitale Wesen einzukreisen und zu sammeln. Eben wie Pokemon, damals im vergangenen Jahrhundert, nur digitaler. Und weil man dazu aus dem Haus (SCHRECK) gehen muss, braucht man ein Smartphone mit Pokemon Go darauf. Da helfen verlängerte Kabel wenig. Das machen wir mit etwas, das man schlechthin als "das Internet" bezeichnet.

Lustig, gelt?

Weniger lustig sind jetzt Warnungen, die in den vergangene Tagen durch die Welt geistern. Denn eine ganze Generation von Smartphone-Benutzern, die jetzt pokemonieren, kann natürlich nur als Bedrohung gesehen werden.

Da ist natürlich die Warnung in arabischen Staaten, die digitalen Knuddler vielleicht nicht direkt neben einer militärischen Einrichtung suchen zu wollen. Ein Schelm, der einen der Wesen unter einem Panzer versteckt und wehrlose Mitspieler dazu zwingt, neben einer Kaserne unter das Kampfgerät zu krabbeln. Aber vielleicht auch nicht ganz unwichtig ist die Warnung, bitte nicht neben einer Moschee die Bälle zu werfen. Vermutlich gibt es dazu in der Scharia nicht wirklich eine traditionell geübte Bestrafungspraxis, aber wenn einem das Smartphone gelöscht wird, ist im Falle, erwischt zu werden, vielleicht noch von Glück zu reden.

Aber das ist ja noch gar nix gegen die Unfälle und unvorhergesehenen Verkehrsbehinderungen, die jetzt überall in den Vereinigten Staaten zu verzeichnen sind. Menschen bleiben einfach mitten auf der Straße mit ihrem Wagen stehen und fangen per Pokemon Go ein. Manchmal eben nicht nur Digitales, sondern auch einen Auffahrunfall. Fehlt nur noch, dass im gerade stattfindenden Content der Republikaner bei einer Rede von Donald Trump jemand wild schreiend auf die Bühne rennt, das Handy zückt und mit einem "endlich habe ich den Primeape gefangen" einen Pokéball auf ihn wirft. Und dann diese Enttäuschung, wenn der sich nicht im Smartphone fangen lässt. Und das kurz bevor man auf offener Bühne von Sicherheitsleuten erschossen wird. Das ist auch nicht schön.

Nein, wir erwarten eine Menge an Verwerfungen, auch solche, dass niemand Horst Seehofer mit einem Pokéball versehen will. Der interessiert jetzt nicht einmal mehr Pokemon Go Spieler. Und die sammeln wirklich alles auf, was sie abwinkt.

Sicher wird das Ganze vermutlich, sobald mehr professionelle Spieler wie dieser junge Herr die Szene betreten. Das Leben als solches ist doch schon sehr gefährlich, am besten, man lässt die Profis das machen und tut wieder das, was man vielleicht besser tun sollte: zu Hause sitzen und Weltraummonster im Wohnzimmer bekämpfen. Da gibt es weniger militärische Sperrzonen, Strassenverkehr oder rothaarige Präsidentschaftsbewerber, die mehr wie Comicfiguren durch die Welt stolpern.