Polen: Offenbar mit simplem Radiosignal rund 20 Züge angehalten

Ein mutmaßlich mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung stehender Angriff auf Polens Eisenbahnnetz hat angeblich eine einfache technische Erklärung.

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Viele Eisenbahnschienen vor Sonnenuntergang

(Bild: Patrick Poendl/Shutterstock.com)

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Bei einer angeblichen "Cyberattacke", mit der am Wochenende rund zwei Dutzend Züge in Polen während der Fahrt gestoppt wurden, hat es sich wohl um einen technisch vergleichsweise simplen Angriff gehandelt, bei dem ein lange bekannter Schwachpunkt der Infrastruktur ausgenutzt wurde. Das berichtet das US-Magazin Wired unter Berufung auf den Sicherheitsforscher Lukasz Olejnik. Ihm zufolge wird in vielen polnischen Zügen noch unverschlüsselte Radiotechnik benutzt und wer das richtige Signal auf der richtigen Frequenz sendet, kann einen Zug zum Stoppen bringen. Dass genau das in diesem Fall passiert ist, legt auch eine Aussage des polnischen Bahnbetreibers PKP PLK nahe, die auf X (vormals Twitter) veröffentlicht wurde.

Über die angebliche Cyberattacke auf das Zugnetz hat am Wochenende unter anderem die britische BBC berichtet. Demnach wurden infolge des Angriffs etwa 20 Züge gestoppt, innerhalb weniger Stunden habe aber alles wieder nach Plan funktioniert. Begleitet worden sei der Angriff der Hacker "in die Frequenzen der Eisenbahn" durch eine Aufnahme der russischen Nationalhymne und eine Rede von Russlands Präsident Wladimir Putin. Polen ist ein besonders enger Verbündeter der Ukraine im Krieg gegen Russland, über polnische Züge reisen regelmäßig nicht nur Politiker in das angegriffene Land, darüber kommt auch Nachschub in das Land. Polnische Ermittler hatten deshalb auf Russland gezeigt.

Wie Olejnik dem Wired nun erklärt, war aber wohl überhaupt nichts "cyber" an dem Angriff. Mit einem etwa 30 Euro teuren Sender könne jeder die drei kurzen Radiosignale produzieren, die Polens Züge zu einem sofortigen Halt bringen. Das würde nicht nur online seit Jahren beschrieben, selbst ein EU-Dokument führt aus, wie das funktioniert. Man müsse lediglich vergleichsweise nahe an die Züge kommen und könne maximal aus wenigen Kilometern Entfernung senden. Weil der Angriff so leicht sei, hält Olejnik Wiederholungen für möglich. Bis 2025 sollen die Züge abgesichert werden. Infolge der Vollbremsungen kam es laut der Nachrichtenagentur PAP zu Verspätungen, niemand sei zu Schaden gekommen. Inzwischen habe Polens Inlandsgeheimdienst ABW Ermittlungen aufgenommen.

(mho)