Politiker beanstanden Fördermittelvergabe an Elite-Unis

Nachdem drei süddeutsche Universitäten den Zuschlag der Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder erhalten haben, protestieren norddeutsche Minister gegen das Entscheidungsverfahren der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 442 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Nachdem der Bewilligungsausschuss am gestrigen Freitag die Sieger der Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder kürte (PDF), erheben nun norddeutsche Minister Vorwürfe gegen das in ihren Augen ungerechte Entscheidungsverfahren.

Am gestrigen Freitag-Nachmittag adelte Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) zusammen mit dem baden-württembergischen Wissenschaftsminister Frankenberg (CDU) und dessen rheinland-pfälzischen Amtskollegen Zöllner (SPD) die Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, die TU München und die TU Karlsruhe als neue "Exzellenzhochschulen". Diese werden daraufhin jährlich aus dem Foschungstopf des Bundes und der Länder mit jeweils 13,5 Millionen Euro bedacht. Die drei süddeutschen Universitäten konnten sich mit ihren Zukunftskonzepten gegen die Konkurrenz aus Aachen, Bonn, Dresden, Frankfurt/Main, Gießen, Göttingen, Hannover, Heidelberg, Kiel und Konstanz durchsetzen, die sich mit der Aufnahme im Excellenz-Cluster begnügen mussten, der jeder Hochschule jährlich mit 6,5 Millionen Euro unter die Arme greift.

Im Hinblick auf die Ablehnung des Zukunftskonzepts der Universität Kiel erhob der schleswig-holsteinische Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) schwere Vorwürfe gegenüber der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Laut Austermann sei das Entscheidungsverfahren erst kurz vor der Sitzung geändert worden, sodass die Minister kaum noch einen Einfluss auf den Ausgang gehabt hätten. In der Folge soll es zu wütenden Protesten gekommen sein, weil das zunächst von Gutachtern als exzellent bewertete Kieler Forschungsvorhaben ohne Angabe von Gründen herabgestuft worden sei. Austermann machte hierfür "eingespielte Netzwerke und Seilschaften in der DFG" verantwortlich.

Im Bewilligungsausschuss stimmten der Bund mit 16 Stimmen, die 16 Bundesländer mit jeweils einer Stimme und 26 internationale wissenschaftliche Experten über die Fördermittelvergabe ab. Deren Votum wurde jedoch mit einem Faktor von 1,5 gewichtet, sodass die Wissenschaftler die Politiker mit 39 zu 32 überstimmen konnten. Die Minister der nun benachteiligten Bundesländer hätten die Gelder lieber nach dem Gießkannenprinzip gleichmäßig über die Republik verteilt. Die Wissenschaftler sahen dies nicht so und gaben den Konzepten aus Süddeutschland den Vorzug. Im nächsten Jahr, so kündigten die Landesminister an, sollen jedoch keine Gelder aus den Töpfen des Bundes und der Länder mehr an ihrem Votum vorbei verteilt werden. (hag)