Polizei-Computersystem NIVADIS läuft wieder rund
Der Performance-Engpass beim neuen Computersystems der niedersächsischen Polizei ist nach Auskunft der Entwickler beseitigt.
Der Performance-Engpass beim neuen Computersystems der niedersächsischen Polizei ist nach Auskunft der Entwickler beseitigt. Das auf Linux-Clients und Servern laufende, in Java realisierte System, das zur Zeit schrittweise in den niedersächsischen Polizeiinspektionen eingeführt wird, hatte in den vergangenen Tagen für zahlreiche Negativmeldungen in der Presse gesorgt. Beamte in zur Zeit zwölf Polizeiinspektionen mit rund 3500 Beamten, die mit dem neuen NIVADIS-System arbeiten, hatten über Leitungszusammenbrüche, Software-Macken und extrem lange Wartezeiten bei der Bearbeitung von Vorgängen geklagt.
"Wir hatten lange Antwortzeiten, bis hin zu Timeouts, obwohl die Server immer verfügbar waren", bestätigte Projektleiter Axel Köhler gegenüber heise online. Die Engpässe sollen jedoch seit Montag beseitigt sein. Hauptproblem sei gewesen, dass man das System erst Mitte Oktober "im laufenden Produktionsbetrieb" auf Itanium-64-Server und die WebLogic Platform Version 8.1 von BEA umgestellt habe, da das eingesetzte Paket aus Software-Komponenten erst zu diesem Zeitpunkt komplett zertifiziert war. Erst durch das danach notwendige Parameter-Tuning konnte man den Durchsatz bei den Message Queues wieder erhöhen und so die Antwortzeiten drastisch senken. Mitte 2004 soll das System auf 11.600 PCs in allen niedersächsischen Polizeiinspektionen laufen.
Das eigens entwickelte Niedersächsische Vorgangsbearbeitungs-, Analyse-, Dokumentations- und Informationssystem NIVADIS integriert 23 Einzelanwendungen der Polizei. Die Client-PCs, die unter SuSE 8.1 laufen, sollen die bisher verwendeten Motorola-M88k-Systeme und Terminals für einen Siemens BS2000-Server ablösen. Diese Clients greifen über die in Java realisierte Vorgangsbearbeitungssoftware auf einen Server-Cluster mit BEA-Weblogic zu, der auf Itanium-Maschinen läuft. Sämtliche in den Polizeiinspektionen vor Ort bearbeiteten Daten werden in einer Oracle 9i-Datenbank verwaltet.
"Selbst wenn Ihnen in der Polizeiwache vor Ort der PC explodiert, haben Sie kaum Datenverlust", erklärt Köhler. Gleichzeitig stehen die Daten der Vorgangsbearbeitung auch für ein Data-Warehousing-System von Cognos zur Verfügung. Quasi in Echtzeit können die Polizeibeamten vor Ort so Berichte und Statistiken auswerten -- etwa über besondere Häufungen spezifischer Delikte an speziellen Orten zu bestimmten Zeiten, um so effizienter reagieren zu können. Mitte 2004 wollen die Entwickler zudem unter anderem eine "elektronische Kriminalakte" und einen Zugang zum bundeweiten Polizeisystem Inpol Neu integrieren.
Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte Mitte September den offiziellen Startschuss zur Installation des neuen Computersystems gegeben. Niedersachsens Polizei hatte bereits gefeiert, dass mit den fast 12.000 Arbeitsplatzrechnern die größte Linux-Realisierung Deutschlands entstehe. Die Kosten für die Einführung der Linux-PCs und der neuen Java-Software NIVADIS belaufen sich auf über 80 Millionen Euro. (wst)