Porsche Consulting: Flugtaxis werden die Verkehrsprobleme kaum lösen

Flugtaxen haben für Marktforscher das Potenzial, sich zu einem attraktiven Fortbewegungsmittel zu entwickeln. Allerdings sehen sie auch einige hohe Hürden.

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Mitfluggelegenheit per Fingertip: So hätten es die Flugtaxi-Anbieter gerne.

(Bild: Porsche Consulting)

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Lufttaxis werden die aktuellen und künftigen Verkehrsprobleme kaum lösen. Das meinen die Marktforscher von Porsche Consulting, weil die Entwicklung und der Markterfolg der Fluggeräte mit erheblichen Risiken und technischen wie wirtschaftlichen Barrieren behaftet seien. Selbst ein positives Szenario für die vertikale Mobilität werde die Verkehrsprobleme nicht lösen, sondern nur ein Teil des Mobilitätspuzzles sein, um spezifische neuralgische Punkte im Stadtverkehr zu lindern.

Das Ökosystem der vertikalen Mobilität sei ein Zusammenspiel aus dem Aufbau des Einzelgeschäfts und der Gestaltung des Gesamtsystems. Damit dabei ein relevanter Markt entstehen könne, werde eine breite Akzeptanz benötigt. Dabei dürften aber keine neuen Probleme wie Lärmbelästigung oder zusätzliche CO2-Emissionen geschaffen werden, heißt es in der Studie The Economics of Vertical Mobility (PDF) zum innerstädtischen Passierdrohnenverkehr. Erst dann würden Regulierungsbehörden und Gesellschaft Flugtaxi-Routen und -Dienste in nötigem Umfang zulassen.

Der Markt für vertikale Mobilität wird bis zum Jahr 2035 rund 32 Milliarden US-Dollar umfassen, schätzen die Marktforscher, vorher seien Investitionen von 20 Milliarden US-Dollar nötig. Zwar hätten Investoren bereits rund 5,5 Milliarden US-Dollar in die Technik gesteckt, doch blieben viele Fragen unbeantwortet. Dazu gehöre, wie groß dieser Markt sein wird, wie schnell er wachsen wird und wie groß die Risiken sind.

Bevor ab etwa 2025 erste kommerzielle Strecken beflogen werden, müssen die Flugtaxi-Hersteller 5 Milliarden bis 10 Milliarden US-Dollar investieren. Dabei sei heute unklar, ob es bis dahin die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die erforderliche Infrastruktur geben wird.

Dabei hätten Flugtaxen durchaus das Potenzial, sich in den kommenden 15 Jahren zu einem attraktiven Fortbewegungsmittel zu entwickeln, meinen die Marktforscher. Passagier-Drohnen eigneten sich dazu, neuralgische Punkte in Städten zu entlasten, indem sie ein wachsendes Netz von urbanen Punkt-zu-Punkt Verbindungen bedienen.

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Potenzielle Kunden werden Lufttaxis buchen, wenn sie bequem, sicher und zuverlässig sowie preislich attraktiv sind. Wirtschaftlich relevant wird vertikale Mobilität erst, wenn breite Bevölkerungskreise Lufttaxis nutzen und ein attraktives Streckennetz vorhanden ist. Für eine relevante Marktgröße im Jahr 2035 müssten mindestens eine halbe Million Passagiere pro Tag mit einem Flugtaxi unterwegs sein. Dazu wären zwischen 1000 und 2500 Start- und Landeplätze in bis zu 60 geeigneten Städten weltweit nötig.

Die gesellschaftliche Akzeptanz sei eine Grundvoraussetzung für eine florierende vertikale Mobilität, betont Porsche Consulting. Die Anbieter müssten dafür sorgen, dass ihre Dienste zuverlässig verfügbar sind. Auch müssten Sicherheitsbedenken berücksichtigt und Lärmemissionen reduziert werden. Gut wäre es auch, greifbare soziale Vorteile zu schaffen, zum Beispiel, indem eVTOLs von Rettungsdiensten eingesetzt werden. Daher empfiehlt Porsche Consulting den Gesetzgebern, Routen nur dann zu genehmigen, wenn die vertikale Mobilität über ihren aktuellen Status als Luxus-Nischenprodukt hinaus in den Premium-Nischenmarkt vordringt.

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Porsche Consulting spricht in seiner Studie zum Beispiel von "fliegenden Arbeitspferden" mit mehr als 2000 Betriebsstunden pro Jahr, die zwischen 250.000 und 1,5 Millionen US-Dollar pro Stück kosten mit einem Geräuschpegel eines Lkw oder weniger. Strategisch vielversprechend erscheint für die Porsche-Marktforscher, wenn Flughäfen auch so genannte Vertiports betreiben. So prüft der Flughafenbetreiber Fraport mit dem Flugtaxi-Entwickler Volocopter, wie die Flugobjekte in den Betrieb des größten deutschen Flughafens integriert werden könnten.

(anw)