Post aus Japan: Auf zu den Mars-Monden
Unser Mond ist noch nicht einmal wirtschaftlich erschlossen – da setzt Nippon schon Kurs auf die Trabanten unseres Nachbarplaneten.
- Martin Kölling
Der neueste Meilenstein der Japanischen Raumfahrtbehörde JAXA trägt das Kürzel MMX. Voll ausgeschrieben steht dies für "Martian Moon eXploration". Die deutsche Übersetzung macht dann spätestens das Ziel der Mission klar: die Erforschung der Marsmonde, namentlich von Phobos und Deimos.
Mit Durchmessern von 22,2 beziehungsweise 12,6 Kilometer sind es zwar nur Mini-Monde, unregelmäßig geformte noch dazu. Aber thematisch ist die Bedeutung der Reise umso größer: Japans Raumfahrer wollen zum einen die Streitfrage klären, ob es sich bei den Monden um eingefangene Asteroiden handelt oder bei einer Kollision aus dem Mars herausgesprengte Brocken. Daher sollen JAXAs Raumfahrzeuge auf den Monden landen und Gesteinsproben zur Erde zurückbringen. Zum anderen erhofft sich die JAXA, frisches Wissen zur Herkunft unseres Nachbarplaneten beitragen zu können – und neue Technologien auszuprobieren.
Mitsubishi mischt mit
Als Startjahr der auf fünf Jahre angelegten Mission peilt die JAXA nun das Geschäftsjahr 2024 an. Vorige Woche kündigte JAXA nun einen wichtigen Zwischenschritt in dem Vorhaben an. Die Raumfahrtbehörde hat das leitende Unternehmen für das Projekt veröffentlicht: Es handelt sich um den japanischen Technikkonzern Mitsubishi Electric. Mal wieder. Dessen Raumfahrtsparte hat schon viele Satelliten, Navigations- und Kontrolltechniken, ein zukünftiges Transportmodul für die internationale Raumstation für die JAXA und das Mondlandemodul SLIM entwickelt.
Die Marsmond-Mission passt zum Interessenprofil der JAXA. Bisher scheute die Behörde prestigeträchtige bemannte Abenteuer im All. Dafür haben sich die Japaner einen Ruf für interessante Projekte erworben, um neue Technologien zu erproben. Ein Beispiel sind die beiden Hayabusa-Missionen, bei denen eine Sonde auf einem Asteroiden landete, Proben entnahm und dann im Fall von Hayabusa 1 bereits zurück zur Erde brachte. Hayabusa 2 ist noch unterwegs. In diesem Fall demonstrierte die JAXA unter anderem die Machbarkeit von neuartigen Ionenantrieben, die durch den Ausstoß von Ionen langsam auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen kann.
Ein neues Landesystem
Auch beim neuen Projekt setzt sich die JAXA mit herausfordernden Aufgaben unter Druck. Unter der Leitung von Mitsubishi Electric sollen die notwendigen Technologien für eine Mars-Rundreise und die Probenentnahme entwickelt werden. Die gute Nachricht ist, dass Japans Raumfahrtsektor bei Landungen auf kleinen Flugkörpern mit niedriger Anziehungskraft ja schon Erfahrungen gesammelt hat, die sich nun nutzen lassen. Es kann nur einfacher werden. Denn verglichen mit den Asteroiden sind die kleinen Mars-Trabanten Riesen.
Neue Ideen werden dann unter anderem beim Landesystem notwendig. Es muss robust genug für mehrere Kontakte mit den Mondoberflächen werden, ohne viel zu wiegen. Die gesamte Sonde wird dabei aus drei Modulen bestehen: einem Antrieb für die lange Reise, einem Forschungsmodul mit den Instrumenten und dann einem Modul für den Rückflug zur Erde. Das Gewicht des Systems wollen die Ingenieure auf rund vier Tonnen beschränken. Zudem wird eine neue Bodenstation in der Bergregion um Nagano gebaut, über die Kommunikation laufen wird. Und wieder hätte die JAXA die Menschheit einen Schritt näher an eine wirtschaftliche Nutzung des Weltalls gebracht: In diesem Fall den Rohstoffabbau. Und das ist vielleicht mehr wert, als hochfliegende Pläne von bemannten Marsmissionen, die sich kaum realisieren lassen.
()