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Power Mac G5: Trouble mit Microsofts Virtual PC

Johannes Schuster

Das berühmte "Endian-Problem" hat wieder zugeschlagen: Auf den G5-Macs mit PowerPC-970-Prozessor läuft deshalb der PC-Emulator Virtual PC nicht.

Das berühmte "Endian-Problem" hat wieder zugeschlagen: Auf den G5-Macs läuft deshalb der PC-Emulator Virtual PC for Mac [1] nicht. Nach einer Information von Microsoft, dem neuen Besitzer [2] von Virtual PC, benötigt die Software den Pseudo Little-Endian-Mode, wie ihn frühere PowerPC-Prozessoren mitbringen, um einen PC einigermaßen zügig emulieren zu können. Der PowerPC-970-Prozessor der neuen G5-Power-Macs [3] unterstütze diese Feature jedoch nicht, heißt es bei Microsoft.

Der Endian Mode bezeichnet die Art, wie Prozessoren Datenwörter im Speicher ablegen. PowerPCs verwenden Big-Endian, während die x86-Welt die Bytes umgekehrt abspeichert (Little-Endian, niederwertiges Byte zuerst). PowerPCs unterstützen jedoch einen speziellen Modus sowie Load/Store-Reverse-Befehle, um die Datenwörter bei Bedarf zu verdrehen. Allerdings verdrehen sie nicht wirklich, sondern mappen dazu lediglich die Adressen um, was man dann als Pseudo oder Munged Little-Endian Mode bezeichnet. Mit anderen Worten: Die Prozessoren "sehen" Big-Endian, obwohl im Speicher weiterhin Little-Endian steht. Doch es gibt nicht nur Prozessoren, sondern auch Peripherie, etwa Festplattencontroller oder Netzwerkkarten, die auf den Speicher 16- oder 32-bittig zugreifen und die dann ebenfalls die Adressen ummappen müssen. Normalerweise ist das Mapping der Job des Chipsatzes, wie es Motorola beispielsweise beim MPC823 dokumentiert [4] hat (hier als PowerPC Little-Endian Mode bezeichnet).

Möglicherweise liegt somit auch beim G5-Mac das Problem mehr beim Chipsatz beziehungsweise im Zusammenspiel mit dem Prozessor. Denn anders als es Microsoft darstellt, unterstützen IBMs 64-bittige PowerPC-Prozessoren, also auch der PPC970, laut IBM Manual [5] den Munged Little-Endian Mode.

Wer auch immer Schuld hat, Microsoft muss nun einen großen Teil von Virtual PC umschreiben, um die Software auch auf G5-Macs zum Laufen zu bringen. Die Bytes sind dann unter einigem Performance-Verlust "zu Fuß" umzuschaufeln, doch glücklicherweise kann hier die rasante Shuffle-Einheit mithelfen, die die AltiVec-Erweiterung des G5-Prozessors bietet. (jes [6]/c't) / (as [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-84379

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.microsoft.com/mac/products/virtualpc/virtualpc.aspx?pid=virtualpc
[2] https://www.heise.de/news/Microsoft-kauft-Technik-Besitztuemer-von-Connectix-74931.html
[3] https://www.heise.de/news/WWDC-64-Bit-Macs-mit-2-x-2-Gigahertz-81017.html
[4] http://www.mot.co.jp/SPS/html/lit/pdf/MPC823UM_rev1_14-endian.pdf
[5] http://www-3.ibm.com/chips/techlib/techlib.nsf/techdocs/F6153E213FDD912E87256D49006C6541/$file/pem._64bit.d20030611.pdf
[6] mailto:jes@ct.heise.de
[7] mailto:as@ct.de