Powerline-Ankündigungen werden konkreter

RWE gab erste Preisvorstellungen für den Internet-Zugang über das Stromnetz bekannt; auch andere Stromversorger stehen mit Powerline in den Startlöchern.

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Von
  • Sven Appel

Auf der CeBIT in Hannover hat RWE Powerline für den Sommer 2001 die Versorgung erster Haushalte in Essen und Mülheim mit dem "Internet aus der Steckdose" angekündigt. "Nach und nach sollen Düsseldorf, Köln, Bonn, Berlin und Leipzig dazu kommen", sagt Manfred Remmel, RWE Plus-Vorstandsvorsitzender, und im Jahr 2002 soll das Powerline-Angebot allen Ballungszentren in Deutschland zur Verfügung stehen.

Dabei will das Unternehmen zunächst nur den Stromkunden der Muttergesellschaft ein Basispaket anbieten, das ein Datentransfervolumen von monatlich 250 Megabyte umfasst. Der Preis soll 49 Mark pro Monat betragen. An Vielnutzer wende sich das Angebot "PowerNet 1000": Für 69 Mark dürfe der Kunde dann rund ein Gigabyte Daten im Netz bewegen. Das für den Betrieb nötige spezielle Powerline-Modem werde mit 199 bis 249 Mark zu Buche schlagen.

Aber auch andere Unternehmen konkretisieren derzeit ihre Pläne für den Internetzugang über die Stromleitung: Rund 3.000 Kunden zweier Stadtteile in Mannheim will die MVV Energie AG demnächst mit Powerline-Communication (PLC) versorgen. Bis 2003 soll dann die ganze Stadt weitgehend erschlossen sein. Bereits vor über einem Jahr hat der Energieversorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) in Karlsruhe Feldversuche zum Internet-Zugang über die PLC-Technik gestartet: Zusammen mit Siemens in München stattete er 150 Haushalten in Herrenberg (Baden-Württemberg) mit der Technologie aus. Siemens hatte sich allerdings kürzlich auf Grund angeblicher technischer Vorbehalte aus der Zusammenarbeit zurückgezogen. Vom Sommer an sollen EnBW zufolge dennoch 7.500 weitere Stromkunden in Ellwangen auf der Schwäbischen Alb das Internet aus der Steckdose bekommen.

Die Idee, Daten über die Stromleitung zu transportieren, ist indes nicht neu: So werden etwa schon lange Befehle durch das Stromnetz geschickt, um Straßenbeleuchtungen ein- und auszuschalten. Und Millionen Eltern via Babyfon und die Stromleitung im Haus nach ihrem Nachwuchs. Auch die RWE nutzt Stromleitungen nach eigener Aussage schon seit den zwanziger Jahren zur Datenübertragung. Das analoge System habe sich aber bisher auf Grund seiner Störanfälligkeit und mangelnder Abhörsicherheit für die moderne Kommunikationswelt nicht geeignet. Die technischen Probleme, zu denen auch die unzureichende Absicherung des Stromnetzes gegen Störimpulse und die ungleichmäßige Spannung gehörten, habe man inzwischen in den Griff bekommen, gab sich ein Unternehmenssprecher aber optimistisch.

Die Deutsche Telekom dürfte über die PLC-Technik weniger erfreut sein. Denn PLC ermöglicht es Internet-Providern, auf alternativem Wege die so genannte letzte Meile zu umgehen, also die Leitungen zu den Hausanschlüssen, die im Besitz des Ex-Monopolisten aus Bonn sind und für deren Nutzung sich die Telekom noch immer eine vergleichsweise großzügige Entlohnung wünscht. Inwieweit durch PLC aber für die "letzte Meile" letztlich statt des einen nur der andere Monopolist, nämlich der regionale Stromnetzbetreiber, abkassiert, bleibt noch zu hinterfragen.

Das Stromnetz bietet übrigens nicht nur dem Internet einen neuen Übertragungsweg. Bei verschiedenen PLC-Anbietern scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch das Telefonieren über die Stromleitung möglich wird. Weil dazu Voice-over-IP (VoIP) genutzt wird müssen entweder IP-Telefone oder handelsübliche Analog-Geräte mit einem Analog/IP-Konverter verwendet werden.

Darüber hinaus können die Stromleitungen im Haus für den Aufbau lokaler Netzwerke und für die Kopplung von elektrischen Geräten im Haushalt verwendet werden. Im Alltag könnte dies beispielsweise bedeuten, dass der Wohnungsbesitzer von unterwegs über das Handy und ein Spracherkennungsprogramm sämtliche elektrischen Geräte in seinem Heim steuern könnte. Bei einem Wetterumschwung könnte man zum Beispiel kurz vor Feierabend von der Firma aus anrufen und die Heizung einschalten (wenn dies nicht ohnehin die zu Hause gebliebene Familie selbstständig erledigt).

Auch diese Infrastruktur will RWE seinen Kunden bieten, unter dem Namen "eHome Services". Allerdings hat so viel Komfort bei RWE seinen Preis: 1.800 Mark soll das "Starterpaket" kosten. Darin enthalten ist die Umrüstung verschiedener Geräte, beispielsweise die des Heizungsventils, damit dieses den Online-Bedienwunsch auch erkennen kann. Neue Leitungen müssen natürlich nicht verlegt werden, trotzdem werde eine monatliche Gebühr von 19,90 Mark fällig. Dafür werde der "eHome-Service", anders als das PLC-Angebot jedoch bundesweit erhältlich sein. (Sven Appel/gms, klp/c't) / (jk)