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Praxistipp: Farbräume mit Photoshop darstellen Kommentare

Ralph Altmann

Farbraumdarstellungen in drei- oder zweidimensionaler Form verraten viel darüber, welche Farbqualität man überhaupt von einem Gerät erwarten kann und welche Farben eventuell bei der Konvertierung von einem Farbraum in einen anderen abgeschnitten werden.

Üblicherweise wird der vom ICC-Profil beschriebene Farbraum in einem Koordinatensystem eines ausreichend großen Referenzfarbsystems dargestellt. Gern genommen wird das Lab-System, exakter CIE-L*a*b*, das auch bei Profilumrechnungen als Referenzsystem dient. Es enthält alle sichtbaren Farben. Für die Darstellung sind in der Regel spezielle Programme notwendig.

Empfehlenswert ist die Webseite ICCView [1], auf der man 3D-Ansichten interaktiv berechnen, eigene Profile hochladen und mit anderen Profilen vergleichen kann. Die beiden 3D-Darstellungen auf dieser Seite stammen von dieser Quelle. Nachteil dieser und anderer (auch professioneller) Programme ist, dass man nicht sicher sein kann, ob die Darstellungen auf denselben mathematischen Umrechnungen beruhen, die das eigene Programm verwendet. Ideal wäre es, wenn die Farbraumdarstellung direkt in dem Programm vorgenommen werden könnte, mit dem man auch sonst arbeitet.

Bild 1 [250 x 241 Pixel @ 22,9 KB]

Unser Farbraum-Testbild (hier nur als RGB-JPEG) umfasst alle sichbaren Farben, Sie können es unter dem angegebenen Link als Lab-TIFF downloaden.

In Photoshop ist dies möglich. Es bietet zwar auch keine extra Funktion dafür, kann jedoch Lab-Bilder bearbeiten und sogenannte Out-of-Gamut-Farben (Farben außerhalb des Zielfarbraums) markieren. Das sind die Grundvoraussetzungen, alles Weitere ist in unserem speziellen Farbraumtestbild (Download als TIFF-Datei im ZIP-Archiv) [2] enthalten, das nebenstehende Abbildung zeigt.

Die Lab- Helligkeit (L*) lässt sich beliebig verändern, was die Schnittebene durch den Farbraum entsprechend verschiebt. Auch Vergleiche mehrerer Farbräume sind möglich. Laden Sie das Farbraumtestbild in Photoshop, definieren Sie eine Proof-Bedingung (z.B. sRGB oder ein Druckerprofil) und schalten per Umschalt+Strg+Y die Farbumfang-Warnung ein. Nun werden alle Farben, die im Proof-Farbraum nicht darstellbar sind, grau abgedeckt. Als Renderpriorität sollte „Absolut farbmetrisch“ gewählt werden, nur dann wird der Zielfarbraum exakt dargestellt. Mit anderen Renderprioritäten erfolgt unter anderem eine Anpassung von Schwarz- und Weißpunkt, was den Farbraum etwas verformt.

Zumindest prinzipiell lässt sich daran jedoch verfolgen, was Photoshop bei diesen und anderen Optionen mit den Farben anstellt. Schalten Sie dazu die Softproof-Ansicht mit Strg+Y ein beziehungsweise aus. Bei einigen Profilen mit recht „grauem“ Schwarzpunkt oder verminderter Weiß-Helligkeit werden eventuell auch das Gitter und die Skala selbst von der Markierungsfarbe überdeckt. Das lässt sich verhindern, wenn Sie die Sichtbarkeit der Einstellungsebene „Skala Gamut“ einschalten. Diese Ebene liegt innerhalb der Ebenengruppe „Skala“ und ist standardmäßig ausgeschaltet.

Bild 2 [400 x 181 Pixel @ 21 KB]

Vergleich der Farbräume sRGB (farbig) und AdobeRGB (Drahtmodell) in zwei Ansichten. Die linke zeigt die Draufsicht, die rechte ist die Vorderansicht (in Richtung der B-Achse).

Standardmäßig zeigt das Testbild einen Schnitt durch den Lab-Farbraum bei der Helligkeit L* = 50 (dies entspricht einem waagerechten Schnitt durch die (im Bild links) in der rechten Hälfte gezeigten 3D-Ansicht in mittlerer Höhe). Um den Helligkeitswert zu ändern, öffnen Sie die Ebenenpalette und doppelklicken auf die Miniatur der mit L* (Anpassung) bezeichneten Einstellungsebene. Es folgt der Dialog Farbton/Sättigung. Die Lab-Helligkeit wird über den untersten der drei Regler verstellt, die anderen Regler sind tabu.

Welche Helligkeit damit erreicht wird, können Sie „live“ auf der Skala am linken Bildrand verfolgen. Um zwei oder mehr Profile direkt zu vergleichen, öffnen Sie für das Testbild die entsprechende Anzahl zusätzlicher Fenster (Menübefehl „Fenster/Anordnen/Neues Fenster für ColorSpaceTestImage.tif“), wählen für jedes Fenster das gewünschte Proof-Profil und schalten die Farbumfang-Warnung ein. Nun öffnen Sie in der Ebenenpalette die Einstellungsebene L* und verändern die Helligkeit. Da alle Fenster dasselbe Bild zeigen, wird damit die Helligkeit für alle gleichzeitig verstellt. So können Sie den gesamten Helligkeitsbereich durchfahren, wobei jedes Fenster sofort den Schnitt durch „seinen“ Farbraum zeigt. Das Epson-Druckerprofil für Hochglanzpapier (links unten im Bild) zeigt, dass die Farbmöglichkeiten moderner Tintenstrahldrucker im Blau-Grün-Bereich schon deutlich über AdobeRGB hinausgehen.

Bild 3 [400 x 389 Pixel @ 61 KB]

Vier Fenster mit dem Farbraumtestbild zeigen individuelle Farbraumschnitte bei der für alle gemeinsam eingestellten Helligkeit L* = 65.

Das Ein- und Ausschalten der Farbumfang- Warnung über die Tastenkombinationen funktioniert übrigens auch, wenn das Dialogfeld der Einstellungsebene geöffnet ist. Farbe und Transparenz der Markierungsfarbe lassen sich in den Photoshop-Voreinstellungen ändern (das hier gewählte Grau ist die Standardeinstellung). Photoshop zeigt die Farbumfang-Warnung nur temporär an, sie wird nicht mit dem Bild gespeichert. Wenn Sie die mit dem Testbild erzeugten Diagramme dauerhaft speichern wollen, ist ein externes Utility zum Anfertigen von Bildschirmfotos notwendig.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-226822

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.iccview.de
[2] ftp://ftp.heise.de/pub/foto/farbtest.zip
[3] mailto:cm@ct.de