Precrime: Polizei in Niedersachsen will Einbrüche mit App vorhersehen

Per Computer vorhersehen, wo die Einbrecher als nächstes zuschlagen: Dies soll eine neue Technik ermöglichen, die die Polizeidirektion Braunschweig testet. Im Streifenwagen selber sollen Fahnder eine App nutzen, die die Gefahr von Einbrüchen anzeigt.

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Blaulicht, Polizei
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Mit einem neuen Computerprogramm will die Polizei in Niedersachsen drohende Einbrüche vorhersagen und verhindern. Wie Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag ankündigte, sollen die Umstände von Einbrüchen und die Gefahr von Wiederholungstaten im Umfeld genauer analysiert werden. Im Streifenwagen sollen Beamte mit mobilen Computern diese Daten sowie das Kriminalitätsgeschehen der letzten 24 Stunden in Problemgebieten abrufen können. Grundlage ist die weltweite Erfahrung, dass Einbrecher nach einer ersten Tat binnen 72 Stunden oft in einem Umkreis von 500 Metern erneut zuschlagen.

In den USA wurde Pistorius die dort erfolgreiche Technik vorgeführt, am Ende entwickelten das Landeskriminalamt (LKA) und die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen eine preiswertere Software. Ein Pilotprojekt damit soll im Februar in Wolfsburg und der Polizeiinspektion Salzgitter-Peine-Wolfenbüttel starten, kündigte LKA-Präsident Uwe Kolmey an.

Über eine flächendeckende Einführung soll nach einem halbjährigen Test entschieden werden. "Ich kann mir das gut vorstellen", sagte Pistorius. In dem Projekt getestet werden soll, inwieweit das sogenannte Predictive Policing funktioniert – also der Versuch, Ort und Zeit künftiger Taten möglichst exakt vorherzusagen.

Mit Hilfe der neuen App will die Polizei gezielter als bisher in Risikogebieten von Wohneinbrüchen Streife fahren. "Es geht darum, gezielter anzusetzen", sagte Pistorius. "Die vorhandene Polizei soll effektiver genutzt werden."

Mehrere andere Bundesländer nutzen bereits Software für die "vorausschauende Polizeiarbeit". Bayern etwa setzt auf das Programm Precobs vom Institut für musterbasierende Prognosetechnik in Oberhausen. Pistorius bemängelte aber die mangelnde mobile Anbindung dieses Systems. Gut 100.000 Euro kostet das niedersächsische Pilotprojekt einschließlich 35 zusätzlicher Tabletcomputer für die Fahnder im Streifenwagen.

Das ist auch billiger als eine Übernahme der US-Technik: Alleine die Lizenzgebühr dafür hätte bei 200.000 Euro oder mehr gelegen, meinte Pistorius. Ob die Zahl der Einbrüche wie von der Polizei in Santa Cruz versprochen um 30 Prozent sinke, könne er nicht sagen. "Aber einen bestimmten Effekt erwarten wir schon."

Grund für die Suche nach neuen Techniken zur Einbrecherbekämpfung ist die anhaltend hohe Zahl von Wohnungseinbrüchen. 2016 rechnet das Innenministerium mit einer ähnlich hohen Zahl von Wohnungseinbrüchen wie im Vorjahr, wo es zu 16.575 Taten kam. In zunehmendem Maße sind osteuropäische Banden für die Einbrüche verantwortlich. "Wir müssen uns vielmehr auf Banden und reisende Täter konzentrieren", sagte der Minister. (axk)