Preisverfall bereitet Datenspeicher-Unternehmen Sorgen

Nach Jahren des schier ungebremsten Wachstums und sprudelnden Gewinnen sind die Spezialisten für Speichermedien von den Sorgen der gesamten Informations-Technologie-Branche eingeholt worden.

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Von
  • Andreas Von Hippin
  • dpa

Nach Jahren des schier ungebremsten Wachstums und sprudelnden Gewinnen sind die Spezialisten für Speichermedien von den Sorgen der gesamten Informations-Technologie-Branche eingeholt worden: Preisverfall und sinkende Margen, dem Maßstab für die Rentabilität eines Unternehmens. Im Markt für Datenspeicher waren zuvor Bruttomargen von mehr als 50 Prozent erreicht worden. Kein Wunder, dass in der jüngsten Vergangenheit laufend neue Wettbewerber hinzukommen. Auf der in Sevilla stattfindenden Fachkonferenz "Storage Networking World" versuchen die Unternehmen und Kunden einen Überblick über das unübersichtlich gewordene Marktsegment zu gewinnen.

Der ehemalige Marktführer IBM kündigte an, den derzeitigen Branchenprimus aus den USA, EMC, angreifen zu wollen – muss sich allerdings dabei auch gegen zahlreiche Neulinge im Segment für Speichermedien behaupten. Unter den Neuzugängen, die den Marktführer EMC vom Sockel stürzen wollen, befinden sich Computer-Hersteller wie beispielsweise Dell. Sie wollen dem harten Preiskampf innerhalb der PC-Branche dadurch entgehen, dass sie ihre Produktpalette erweitern.

Aber auch Netzwerk-Ausrüster interessieren sich inzwischen für den Markt mit Speicherprodukten: Das sorgt neben der anhaltenden Konjunkturschwäche für zusätzlichen Preisdruck. Im laufenden Jahr sei die Bruttomarge um 8 bis 9 Prozent gefallen, sagte Malte Rademacher, Marketingleiter Deutschland von EMC, am Montag der Wirtschaftsnachrichtenagentur dpa-AFX. "In Krisenzeiten wird jeder immer versuchen, über einen Preiswettkampf zu verkaufen", sagte er.

Wichtiger als die Margen sei jedoch der Marktanteil. Sein Unternehmen habe immer noch einen größeren Anteil am gesamten Segment als die nächsten vier oder fünf Wettbewerber zusammen, sagte Sean Kerins, Vice President Marketing für Europa bei EMC. Dabei ist EMC noch keine zehn Jahre an der Spitze des Segments. Marktbeobachter sehen das einstige Start-up-Unternehmen derzeit in einer ähnlichen Situation wie IBM vor etwa 20 Jahren. Es werde zunehmend schwieriger, Kunden in geschlossene Systeme hineinzuzwingen.

Auch der einstige Marktführer IBM will seine Position wieder stärken, nachdem er zuvor von EMC durch billigere Preise verdrängt worden war. "Wir haben den Trend in den 80ern verschlafen und sind von 80 bis 85 Prozent auf einen Marktanteil von 13 bis 14 Prozent zurückgefallen", sagte der bei IBM für Speicherprodukte verantwortliche Walter Raizner. "Wir wollen wieder die Nummer eins werden", gab sich Raizner zuversichtlich.

Mit Prognosen zur weiteren Geschäftsentwicklung waren die Unternehmensvertreter zurückhaltend. Die meisten Aussagen der Marktforscher stammen noch aus der Zeit vor dem Kursrutsch an den Weltbörsen. Raizner geht für das Geschäft mit Speicherprodukten von "einer Art Sonderkonjunktur" innerhalb des Technologiesektors aus: "Daten werden erzeugt, ob die Wirtschaft läuft oder nicht."

Die größten Erfolgsaussichten versprechen sich Unternehmen wie der US-Konzern Veritas. Sie verkaufen ihren Kunden Software, mit der sie ihre gespeicherten Daten verwalten können, ohne dafür eine bestimmte Hardware zu benötigen. Veritas-Chef Paul Massiglia geht davon aus, dass sowohl Speicher-Hardware als auch Bandbreite immer billiger werden. Geld verdienen könne man dann nur noch mit intelligenten Lösungen dafür, wie man mit diesen Ressourcen umgeht. (Andreas Hippin, dpa) / ()