Premiere: Mit besserem Programm raus aus den (neuen) Schulden

Rupert Murdoch will den schwer angeschlagenen Bezahlsender retten, stellt dafür aber Bedingungen. Premiere einigte sich mit Banken und der News Corp auf eine neue Finanzierungsstruktur, um den Kapitalbedarf von Premiere zu sichern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 401 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Jurran

Medienmogul Rupert Murdoch will den schwer angeschlagenen Bezahlsender Premiere retten, stellt dafür aber Bedingungen. Premiere, seine Banken und der Großaktionär News Corp von Murdoch haben sich nach einer heute morgen veröffentlichten Mitteilung des Münchener Pay-TV-Sender auf eine neue, langfristige Finanzierungsstruktur geeinigt, um den Kapitalbedarf von Premiere zu sichern. Der Plan sieht vor, die bestehenden Kreditlinien durch neue, langfristige Kreditzusagen in Höhe von 525 Millionen Euro zu ersetzen – unter der Voraussetzung, dass Premiere durch zwei Kapitalerhöhungen neues Eigenkapital in Höhe von insgesamt 450 Millionen Euro zugeführt wird.

Die erste Kapitalerhöhung, die als Bezugsrechtsemission platziert wird, soll den kurzfristigen Finanzierungsbedarf von Premiere abdecken. Die bisherigen Premiere-Aktionäre erhalten bei der Ausgabe der neuen Aktien ein Bezugsrecht und können für je 11 alte Aktien 1 neue Aktie erwerben. Der Mindestpreis für den Erwerb einer neuen Aktie beträgt 3,19 Euro. Das Bezugsangebot wird am 29. Dezember 2008 veröffentlicht, auch auf der Internetseite info.premiere.de. Premiere-Aktionär News Corp hat zugesichert, so viele Aktien zu einem Mindestpreis von 3,19 Euro zu übernehmen, dass der Bruttoerlös aus der Kapitalerhöhung nicht unter dieser Marke liegt. Gleichzeitig soll der Anteil von News Corp an Premiere nach der Kapitalerhöhung aber nicht mehr als 29,9 Prozent betragen.

Premiere soll durch die erste Kapitalerhöhung mindestens 25 Millionen Euro zufließen, das Bankenkonsortium hat dem Sender zusätzlich ein kurzfristiges Darlehen im Januar 2009 in Höhe von 25 Millionen Euro zugesagt. Sollten die Erlöse aus der ersten Kapitalerhöhung 25 Millionen Euro übersteigen, reduziert sich das Bankendarlehen um diese Differenz. Diese beiden Finanzierungsmaßnahmen in Summe von 50 Millionen Euro sollen den kurzfristigen Kapitalbedarf bis zum Abschluss der zweiten Kapitalerhöhung decken.

Die zweite Kapitalerhöhung ist ebenfalls als Bezugsrechtsemission geplant. Premiere hat vor, das Volumen soll so auszugestaltet, dass beide Kapitalerhöhungen insgesamt 450 Millionen Euro neues Eigenkapital bringen. News Corp hat auch für die zweite Kapitalerhöhung ihre Unterstützung durch Abgabe einer Festbezugserklärung und einer Übernahmegarantie zugesichert ("Backstop"). Premiere beabsichtigt, im 1. Quartal 2009 eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, um die Aktionäre über die notwendigen Beschlüsse zur Durchführung der zweiten Kapitalerhöhung abstimmen zu lassen. Die Mittel aus der zweiten Kapitalerhöhung sollen Premiere im 2. Quartal 2009 zufließen.

Interessant hierbei ist jedoch die Anmerkung in der Mitteilung, die News Corp werde "der Kapitalerhöhung unter bestimmten Bedingungen zustimmen". Tatsächlich spielt das Unternehmen von Rupert Murdoch unter anderem nur mit, wenn die Verfügbarkeit der neuen Kreditlinien von den Banken gesichert ist. Wichtig ist aber vor allem, dass die News Corp erwartet, durch die Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht BaFin von der Verpflichtung zur Abgabe eines Pflichtangebots an die übrigen Aktionäre freigestellt zu werden; dieses Angebot müsste aber nach den bestehenden Regelungen erfolgen, wenn News Corp im Rahmen der zweiten Kapitalerhöhung einen 30-Prozentanteil erreicht oder überschreitet; derzeit, vor Inkrafttreten der neuen Finanzierungsrunde, hält News Corp aber bereits 25 Prozent an Premiere. Darüber hinaus hängt die Zusicherung von News Corp davon ab, dass keine wesentlichen nachteiligen Veränderungen für das Geschäft von Premiere eintreten und der Bezugspreis einen Euro, den gesetzlichen Mindestpreis oder einen höheren Betrag, den Premiere und News Corp im Vorfeld der zweiten Kapitalerhöhung vereinbaren, beträgt.

Klappt alles wie geplant, so setzen sich die neu verhandelten Kreditlinien in Höhe von 525 Millionen Euro aus einem langfristigen Darlehen ("Term Loan") in Höhe von 275 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Dezember 2013 sowie einer Kreditlinie ("Revolving Facility") und einer Garantiekomponente in Höhe von insgesamt 250 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Juni 2013 zusammen.

Aufgrund der operativen Verluste und des negativen Cash-Flows hätte Premiere seine Kreditauflagen (Covenants) nicht einhalten können. In der Folge wurde eine Aussetzung der Überprüfung der Kreditauflagen seitens der Kreditgeber vereinbart. Ohne eine neue Finanzierungsstruktur hätte das Bankenkonsortium von Premiere nach Ablauf der Aussetzung der Kreditauflagen-Überprüfung die sofortige Zurückzahlung der bestehenden Verbindlichkeiten einfordern können. Premiere gesteht jedoch in seiner Mitteilung auch ein, dass dieser Fall auch dann eintreten könnte, wenn "die neue Finanzierungsstruktur aufgrund einer Nichterfüllung der damit verknüpften Bedingungen nicht umgesetzt werden kann". In trockenen Tüchern ist die Refinanzierung also noch nicht.

Eine unabhängige, international renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat die Sanierungsbedürftigkeit von Premiere nach Angaben des Senders bestätigt. Die Gesellschaft hat ferner den neuen Businessplan von Premiere bewertet und bestätigt, dass Premiere auf Grundlage der neuen Finanzierung sanierungsfähig ist. Tatsächlich strebt der Pay-TV-Sender nach eigenen Angaben nun den Break-Even bei EBITDA und Cash-Flow an für Ende 2010 an und will ab 2011 sogar schon profitabel sein.

"Auf Grundlage der Refinanzierung werden wir in das Programmangebot, kundenfreundliche Technologien sowie Marketing und Kundenservice investieren, um das Angebot auszubauen und neue Kunden zu gewinnen.", erklärte Mark Williams, Vorstandsvorsitzender der Premiere AG. Der neue Businessplan enthält laut Williams vier Kernelemente:

  • Der Sender will in ein verbessertes Programmangebot investieren, Anzahl und Vielfalt der Sender sollen erhöht werden. Dazu zählt auch Ein Ausbau des HDTV-Angebots.
  • Premiere will "in kundenfreundliche Technologien zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und des Bedienungskomforts" investieren. "Eine stringentere Zuschauerführung und die Einführung bedienungsfreundlicher Festplattenreceiver sollen die Benutzerfreundlichkeit und damit die Zufriedenheit der Abonnenten erheblich steigern", erklärte der Pay-TV-Sender weiter. In diesem Zusammenhang dürfte auch der Breitband-Rückkanal der Premiere-Interaktiv-Receiver freigeschaltet werden, der es Premiere-Kunden ermöglichen würde, Video-on-Demand-Filme mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung mieten zu können. Bislang lassen sich die Angebote nur via Internet, Telefon und Handy buchen.
  • Premiere will eine klare und einfache Preis- und Angebotsstruktur einführen, in die alle Abonnenten übernommen werden sollen. Die geplante neue Preis- und Angebotsstruktur basiere dabei auf einem "Buy-Through"-Modell, bei dem alle Abonnenten zuerst Zugang zu einem breiten und attraktiven Angebot mit einer Vielzahl von Programmfarben und Sendern erhalten und darauf aufbauend Premium-Angebote wie Filme oder Sport abonnieren können. Die Migration der Abonnenten in die neue Struktur soll laut Premiere Komplexität und Kosten gegenüber der heutigen Struktur deutlich senken und Premiere eine "erheblich einfachere Kommunikation mit den Kunden ermöglichen".
  • Premiere will die Kundenzufriedenheit "auf ein neues Niveau heben". Dazu soll die Komplexität bei Premiere insgesamt auf jeder Ebene reduziert werden und den Abonnenten ein reaktionsschneller und kompetenter Kundenservice zur Verfügung gestellt werden.

Um das Abo-Wachstum zu beschleunigen, soll neben diesen Maßnahmen laut Premiere-Pressemitteilung "die Schlagkraft in Marketing und Vertrieb deutlich erhöht werden – sowohl im Handelsvertrieb wie im Direktvertrieb". (nij)