Primordial Labs steuert militärische Drohnen mit natürlicher Sprache
Primordial Labs will Drohnen-Operatoren auf dem Schlachtfeld den Stress nehmen. Sie sollen Drohnen einfach per natürlicher Sprache steuern.

Ein Operator steuert die Drohne im Hintergrund ausschließlich über natürliche Sprache.
(Bild: Primeordial Labs (Screenshot))
Das US-Sicherheitsunternehmen Primordial Labs hat mit Anura eine Software entwickelt, die die Steuerung von Drohnen auf dem Schlachtfeld revolutionieren können soll. Anstatt Drohnenmissionen manuell von einem Controller per Steuer-Stick korrigieren zu lassen, sollen die Drohnen aufs Wort gehorchen und auch komplizierte Manöver auf Sprachanweisungen hin durchführen. Erste Tests belegen, dass das klappt, schreibt Defense News.
Das Lenken von Drohnen in Einsätzen erfolgt teils automatisch, teils über die manuelle Steuerung von Operatoren. Doch die Software der Bodenkontrollstation funktioniert nicht immer so, wie gewünscht. Lee Ritholtz, CEO und Mitbegründer von Primordial Labs, weiß, wovon er spricht. Er hat jahrelang selbst an solcher Software, unter anderem bei den Rüstungsunternehmen Lockheed Martin und Sikorsky, gearbeitet. Heute bezeichnet er die damalige Steuerungssoftware der Bodenkontrollstation als "ätzend".
Einfacher stressfreier Zugang
Die Zusammenarbeit mit Maschinen in einem Einsatz sei sehr stressig und führe schnell zur Überlastung, weil der Operator seine Vorstellungen im Kopf erst physisch umsetzen müsse. Das koste Zeit, die aber nicht vorhanden sei. Ritzholtz' Ziel sei es deshalb gewesen, die Interaktion mit militärischen Drohnen menschlicher zu gestalten und Stress und Überlastung zu minimieren.
Herausgekommen ist dabei die Kontroll-Software Anura, die auf natürlichsprachliche Eingaben reagieren und Befehle ausführen kann. Zwar habe es auch schon vorher Software gegeben, mit der Sprachbefehle an Drohnen weitergegeben werden. Jedoch seien dazu Schlüsselwörter und Phrasen verwendet worden. Dies sei aber nicht zielführend, um schnell komplexe Manöver von Drohnen ausführen zu lassen. Im schlimmsten Fall könnten militärische Missionen sogar daran scheitern.
Über Anura werden die Sätze des Operators in eine Sequenz von Anweisungen zerlegt. Anura soll dabei die dahinterstehende Absicht verstehen. Auch eine gewisse Form der Autonomie ist eingebaut. Die Software erhält eine Rückkopplung über den Status der Umsetzung der Befehle und nimmt gegebenenfalls Änderungen vor. Bei dem Test wurden auch ganze Drohnenschwärme über Sprache gesteuert, um Aufgaben gemeinsam zu erledigen. So kann etwa nur ein einzelner Operator gleich mehrere Drohnen in militärischen Einsätzen steuern.
Die Software soll mit jeder Plattform und jedem System zusammenarbeiten können, verspricht Primordial Labs.
Sprachsteuerung militärischer Drohnen in der Praxis
Bei einer Demonstration des Systems in einer Parkanlage in Leesburg im US-Bundesstaat Virginia wurde Anura benutzt, um Skydio-Drohnen und solche von Teal Drones per Sprache zu steuern. Beide Drohnensysteme werden im Short Range Reconnaissance Program der U.S. Army bereits zu Aufklärungszwecken eingesetzt.
Der Operator kommunizierte in der Demonstration über ein Headset mit der Drohne. Die Anweisungen erfolgten über natürliche Sprache, die die Drohnen umsetzten. Eine mechanische Steuerung wurde dazu nicht mehr benötigt. Die Drohnen konnten so auf bestimmte Höhen aufsteigen, Ziele genau anfliegen und Flugmanöver zur Beobachtung eines Ziels umsetzen.
Nach Angaben von Ritholtz läuft das System ausschließlich mit lokalen Ressourcen. Es werden keine großen Sprachmodelle benötigt und auch kein Zugriff auf offene Künstliche Intelligenz (KI) über Server.
Primordial Labs hat bereits die U.S. Army als Kunden. Die haben 8000 Anura-Lizenzen für das Jahr 2025 geordert, um die Mensch-Maschine-Schnittstelle zu erproben.
(olb)