Private Astronauten-Ausbildung: Virgin Galactic schließt Vertrag mit Nasa
Staatliche Raumfahrer werden von ihren Agenturen geschult und betreut, aber was ist mit privaten? Hier soll bald Virgin Galactic in die Bresche springen.
- Neel V. Patel
Virgin Galactic hat den Abschluss eines Vertrags mit der Nasa bekannt gegeben. Darin geht es um die Entwicklung eines „privaten Programms zur Astronauten-Vorbereitung“ mit Schulungen und Unterstützung für private Astronauten vor Missionen zur Internationalen Raumstation (ISS).
Schon im vergangenen Jahr gab die Nasa bekannt, dass sie Angebote von privaten Unternehmen für Missionen zur ISS entgegennimmt – als Touristen-Ziel, aber auch zur Nutzung des schwerelosen Umfeld für wissenschaftliche und technische Experimente. Bislang war allerdings nie richtig klar, wie diese Unternehmen ihre eigenen Astronauten ausbilden sollten. Außerdem ist für eine bemannte Mission in einer Erdumlaufbahn einiges an Unterstützung und Ressourcen erforderlich.
Nach der Vereinbarung soll Virgin Galactic jetzt als eine Art Vermittler agieren, der interessierten Parteien (Unternehmen, Touristen, Forschungsinstituten) dabei hilft, für kurze Missionen zur ISS zu gelangen. Zu den Dienstleistungen zählen das Identifizieren potenzieller Kunden, Organisieren von privaten Astronauten-Trainings, Buchen der Raketen für den Start der Kunden und Unterstützung für Missionen am Boden und im All.
Weil Virgin Galactic sich auf suborbitale Flüge für Weltraum-Tourismus konzentriert (Passagiere befinden sich nur wenige Minuten im Weltraum, um die Schwerelosigkeit zu erleben und die Erde von weit oben zu sehen), erscheint die Wahl zunächst merkwürdig. In zwei erfolgreichen Tests hat das Unternehmen bislang nur fünf Personen ins All geschickt. Sein SpaceShipTwo ist ein in der Luft startendes Vehikel, das losfliegt, nachdem es von einem Träger-Flugzeug nach oben gebracht wurde. Menschen bis zur ISS befördern kann es nicht.
Zur ISS geht's zunächst nicht
Trotzdem dürfte das SpaceShipTwo genutzt werden, um Astronauten auf einige der Härten bei einem Start in den Weltraum vorzubereiten – und sie bekämen schon eine kleine Dosis vom Gefühl der Schwerelosigkeit. Außerdem betreibt Virgin Galactic größere Raumfahrt-Anlagen im Spaceport America im Bundesstaat New Mexiko, in denen Astronauten trainiert werden könnten.
Wenn es darum geht, tatsächlich zur ISS zu kommen, wird Virgin Galactic wohl mit anderen Unternehmen wie SpaceX und Boeing zusammenarbeiten; beide haben Systeme für bemannte Missionen bis zu der Raumstation entwickelt. SpaceX hat vor kurzem zwei Astronauten in seiner Kapsel Crew Dragon zur ISS gebracht, von Boeing wird in diesem Herbst nach der Wiederholung eines unbemannten Tests ebenfalls der Start von Astronauten erwartet.
Zunächst gab es keine näheren Informationen über das Programm und seine Ausgestaltung, die Kosten oder Termine für den Beginn von Schulungen und Starts. Im Juni kündigte der Nasa-Administrator Jim Bridenstine zudem neue Pläne für den Transport von Astronauten zu suborbitalen kommerziellen Raumschiffen an – das wäre schon eher im Bereich der Möglichkeiten von Virgin Galactic. Allerdings blieb zunächst offen, ob das Astronauten-Programm etwas mit diesem neuen Nasa-Vorhaben zu tun hat.
(sma)